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Zum Gedenken an Walter Bläuenstein


Walter.jpgAm 21. Juli ist unser tapferer Mitstreiter Walter Bläuenstein an den Folgen eines nicht vollständig entfernbaren Hirntumors im Alter von 72 Jahren gestorben.


Walter musste sich bereits vor einigen Jahren einer äusserst schwierigen Kopfoperation unterziehen. Während 14 Stunden versuchten spezialisierte Chirurgen, ihn von einem Hirntumor an einer sehr schwer zugänglichen Stelle zu befreien. Walter sagte mir nach einer Nachuntersuchung ein Jahr später, die Chirurgen hätten „nicht alles erwischt“ man hätte ihm sein Leben nicht retten, sondern nur ein wenig verlängern können.

Ein Nachruf von Hans-U. Jakob

Walter Bläuenstein wurde 1941 in einem Mütter- und Säuglingsheim in Zürich geboren. Seine Eltern hat er nie kennengelernt. Der Kleine wurde von den Behörden an verschiedenen privaten Pflegeplätzen untergebracht. Seine Mutter starb, als er 3 ½ Jahre alt war. Daraufhin wurde er zur Vollwaise erklärt und in ein Kinderheim gesteckt. Typisch für die damalige Zeit ist, dass sein Vater in den amtlichen Dokumenten nirgends erscheint. Schuld an einer ausserehelichen Geburt war immer die Frau.

Trostlose Jugend

Die Zeit bis zum 7. Altersjahr verbrachte er im Kinderheim des Spitals Brugg. Dann fanden es die Behörden an der Zeit, dass er seinen Lebensunterhalt selber verdienen könne und verdingten ihn an einen Bauern in Schmidrued.

Walter erzählt uns selber:

Für alles und jedes gab man mir die Schuld. Dazu wurde ich viel und heftig bestraft, die Striemen davon waren jeweils am Körper zu sehen. Am Essen wurde gespart, es war meistens zu knapp und qualitativ schlecht. Der Beck, der Käser und der Metzger kannten die Verhältnisse und gaben mir ab und zu im Versteckten Brot, Käse oder eine Wurst, meine Pflegeeltern durften davon nichts wissen. Vor dem Schulbeginn zwischen 6 und 7 Uhr morgens musste ich grasen helfen, im Stall misten und die Milch zur Käserei fahren.

In der Schule hatte es neben mir noch weitere Verdingbuben in Klasse, und als solche wurden wir ausgegrenzt. Der Lehrer verfuhr mit uns je nach Laune und oft setzte es Prügel mit dem Haselstecken ab.

An Weihnachten bekam ich jeweils Arbeitskleider geschenkt. Wie ich später herausfand, waren diese jedoch der Fürsorge verrechnet worden. Mein Amtsvormund kam etwa jedes zweite Jahr auf den Hof, wurde dann jeweils fein bewirtet und von den Verdingeltern eingeseift.

Der Knecht

Nach der Schulzeit musste Walter bis zum Alter von 17 Jahren weiter als Knecht auf dem gleichen Hof dienen, natürlich ohne Lohn. Das war damals so üblich, die Behörden wollten das so, weil die Pflegeeltern schliesslich für ihre „Bemühungen“ entschädigt werden mussten.

Der Zimmermann

Anschliessend konnte Walter eine Lehre als Zimmermann absolvieren. Wem er das zu verdanken hatte erfuhr er erst als er volljährig wurde und seine Vormundschaftsakten.  herausverlangte. Es war sein um 7 Jahre älterer Bruder, von dessen Existenz er vorher auch nichts gewusst hatte. Seine karge Freizeit während der strengen Zimmermannslehre hatte Walter auf Geheiss seines Vormundes wiederum auf dem Bauernhof zu verbringen. Mit Gratisarbeit.

Danach arbeitet Walter 4 Jahre als Zimmermannsgeselle in einem Zimmereibetrieb und hatte endlich eigenes Geld und ein eigenes Zimmer in einer Pension.

Der Beamte

Nach dieser Zeit trat Walter in den Dienst eines Sägereibetriebes, wo er als Berufsmann innert Kürze zum Vorarbeiter avancierte. Von einem Untergebenen hinausgemobbt, fand er eine Stelle beim Vermessungsamt des Kantons Aargau. Und wieder einige Jahre später beim Polizeikommando desselben Kantons als Sachbearbeiter für Schadenserledigungen mit Versicherungen.

Der Hausbesitzer  

Als Kantonsangestelltem war es Walter möglich, ein eigenes Haus zu bauen. Die Bank gab ihm Geld für Land und Material.

Für den Rest gab er seine ganze Freizeit und sein ganzes Können als Zimmermann. Im eigenen Haus zu wohnen, war Walter nur 8 Jahre vergönnt.

Walter schreibt selber:

Obwohl mir einige im Dorf wohlgesinnt waren, gab es auch Neider und ich musste einsehen, dass der Ort, wo ich Verdingbub gewesen, nicht der geeignete für meinen weiteren Lebensweg war.

Der Hirntumor

Was noch hinzukam war, dass sich sein Hirntumor erstmals bemerkbar machte. Schwindelanfälle und Kopfschmerzen wurden zeitweise so heftig, dass er seine Arbeit beim Kanton nicht mehr erbringen konnte und ihm eine Invalidenrente zugesprochen werden musste. In der Folge zog Walter ins Bernbiet zu guten Bekannten von ihm.

Walter bei Gigaherz

Das war die Zeit als wir Walter kennen und schätzen lernten.

Er war felsenfest davon überzeugt, dass sein Hirntumor mit der stets zunehmenden Mobilfunkstrahlung einen Zusammenhang hatte. Nicht einfach nur so daher geplappert, sondern stets mit wissenschaftlichem Material untermauert. Als ehemaliger Sachbearbeiter in Versicherungsfragen bei der Kantonspolizei war er gewohnt, sich Beweismaterial zu beschaffen und dieses entsprechend zu werten.

Zum Schrecken vieler gut bezahlter Verharmloser und Gesundbeter, welche von den Mobilfunkgesellschaften losgeschickt wurden, die Bevölkerung ruhig zu stellen, tauchte Walter immer wieder an deren Veranstaltungen auf und sprach Klartext. Manchmal schrie er seine Wut und Verzweiflung einfach hinaus, indem er die Referenten kurzerhand Mörder und Verbrecher titulierte und dem Publikum seine riesige Operationsnarbe von der 14-stündigen Hirntumoroperation vorzeigte: „Seht her, wenn ihr nicht endlich vernünftig werdet, wird es euch bald einmal allen so ergehen!“

Walters Wanderschuhe

Manchmal war es schwierig Walter im Zaum zu halten. Zu gerne wäre er losgezogen, die verhassten Antennen selber von den Dächern zu holen.

Weil wir ihm das ausreden konnten, beschaffte er sich kurzerhand eine eigene Kopiermaschine und begann in grossen Serien Flugblätter zu drucken und in der Agglomeration Bern überall dort zu verteilen, wo gerade eine Baupublikation in den Amtsblättern stand.

Mit Windjacke und Wanderschuhen versehen, bediente er Tausende von Briefkästen in und um Bern. In seinen Flugblättern forderte er die Leute auf, Einsprache gegen die Bauvorhaben zu erheben. Nie anonym wie die hunderten von feigen Mobilfunkfreaks im Internet und in Leserbriefen, sondern stets mit seinem Namen, seiner Adresse und seiner Festnetz-Telefonnummer versehen. Die Mobilfunkbetreiber seufzen noch heute über die bläuensteinischen Aktionen. „Warum können wir in und um Bern keine einzige Antenne mehr ohne hunderte von Einsprachen bauen,“ war erst noch kürzlich ein Tittel in den Lokalzeitungen.

Der Patient

In den letzten 2 Jahren musste Walter auch diese Aktivitäten einstellen. Mit seiner Gesundheit ging es rasant bergab. Der Hirntumor war wieder zum Leben erwacht. An eine weitere Operation war nicht mehr zu denken. Walter musste sogar seine Wohnung aufgeben und ein Zimmer in einem Pflegeheim beziehen. Sein plötzlicher Tod hat uns alle überrascht. Niemand hatte diesen raschen Abschied erwartet.

Walter fehlt uns sehr!

Quellenangabe: Walter Bläuensteins Biografie unter

http://www.netzwerk-verdingt.ch

und aus vielen persönlichen Begegnungen zwischen ihm und Hans-U. Jakob.

Weitere Angaben zu Mobilfunk und Hirntumoren finden sie unter:

/cefalo-studienkritik-zum-zweiten/  /hirntumor-pandemie-in-15-jahren/

/grenzwerte-und-institutionelle-korruption/  /hirntumor-pandemie-in-15-jahren-oder-bereits-heute/

/missbrauch-der-wissenschaft-ein-weiteres-beispiel/

oder einfach das Stichwort „Hirntumore“ in die Gigaherz-Suchmaschine eingeben.

Von Hans-U. Jakob

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