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Mehr Handys bedeuten nicht mehr Tumore

Am 3.12.09, knapp 3 Tage vor der Volksabstimmung in Liechtenstein und gerade rechtzeitig zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes, liessen das ForumMobil, die schweizerische Propagandamaschine der Mobilfunkbetreiber und das deutsche Pendant IZMF, über die Depeschenagenturen folgende Falschmeldung verbreiten.

Mehr Handys bedeuten nicht mehr Tumore

 

Teil 1:

Neues aus Nordeuropa zur Frage, wie gefährlich die Strahlung von Mobiltelefonen ist: In den ersten fünf bis zehn Jahren seit Beginn der Handy-Ära hat sich die Zahl von Hirntumoren in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden nicht erhöht.

Keine Korrelation zwischen der Anzahl der Handys und jener der Hirntumore.

 

Das ergab eine Auswertung der dänischen Gesellschaft für Krebsbekämpfung im «Journal of the National Cancer Institute». Die Krebsforscherin Isabelle Deltour und ihr Team analysierten für die Studie 60 000 Fälle von Hirntumoren (Gliome und Meningeome) bei Erwachsenen im Alter von 20 bis 79 Jahren zwischen 1974 und 2003. 

 

Dabei ergab sich eine stabile jährliche Erkrankungsquote auch zwischen 1998 und 2003, als der Gebrauch von Handys bereits stark zugenommen hatte.

 

Teil 2:

Dennoch keine Entwarnung:

Die Autoren schränken aber ein: Der untersuchte Abstand zum Handy-Boom mit fünf bis zehn Jahren sei möglicherweise noch zu kurz für den Ausbruch von Krebserkrankungen.

Vielleicht sei die Vergrösserung des Risikos auch zu gering, um bei dieser Form der Untersuchung ins Gewicht zu fallen. Bei der Studie wurde nicht untersucht, ob und wie stark Erkrankte Mobiltelefone benutzt hatten.

Überdies gibt es eine Vielzahl von Studien zum Thema, die zu einer verwirrenden Vielzahl von Ergebnissen kommen.

Falschmeldung.JPG<<<Bild links: Je nach der Höhe der zu erwartenden Inseratenaufträge aus der Mobilfunkindustrie, wurde Teil 2 der DPA- und SDA-Meldung von den meisten Tageszeitungen einfach unterschlagen. Im Bild links ein Ausschnitt aus der Stuttgarter-Zeitung.

 



Kommentar:

von Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)

 

Die dänische Krebsgesellschaft wurde bereits 2005 am 3.Nationalen Kongress Elektrosmog-Betroffener in Olten (CH) von einer dänischen Wissenschaftlerin im Range einer Hochschul-Professorin als die Geldwaschanlage der Mobilfunkbetreiber vorgestellt, wo Sponsorengelder aus Kreisen der Mobilfunkindustrie in unverdächtige Forschungsgelder der Krebsforschung umgewandelt würden. Leider gibt auch die Krebsliga Schweiz gegen entsprechendes Sponsoring immer wieder ähnliche Meldungen heraus. Siehe unter /luegen-ist-profitabler-als-forschen/ und /so-beluegt-uns-die-krebsliga-schweiz/



Auch an der von der Krebsliga Schweiz organisierten sogenannten Krebstagung vom 12. Februar 09, im Hotel Kreuz in Bern, musste sich der Verteter der dänischen Krebsforschungsgesellschaft , Dr. Joachim Schütz vom Gigaherz-Sprecher sagen lassen, dass diese (oben beschriebene) Studie aus dem Telekommunikations-Mittelalter (1974 bis 1998) stamme wo überhaupt keine gepulste Strahlung verwendet wurde und wo nur das höhere Kader aus dem Wirtschaftsmanagement ein Mobiltelefon, das heisst vorwiegend ein fix im Auto eingebautes Gerät mit separatem Mikrotel besass.  Ein Kreis älterer Herren, welcher das Mobiltelefon höchst selten benutzte und überhaupt nicht mit der heutigen Bevölkerung verglichen werden kann, wo schon jede 13-jährige Göre quasselnd mit dem Handy am Kopf in der Gegend herumstolziert. Bericht dazu siehe dazu unter /gemeinsam-gegen-den-krebs-oder-gemeinsam-gegen-das-volk/



Zur Sache selbst:

Offenbar haben die dänischen Krebsforscher eingesehen, dass dieses Studienkonzept hinten und vorne nicht dicht ist und jetzt zusätzlich nochmals 5 Jahre (1998 bis 2003) angehängt. Aber auch dieses Konzept ist völlig unzureichend für epidemiologische Krebsforschungen.  Denn auch 1998 war weit und breit noch  kein Handy-Boom in Sicht. Der dazu unabdingbare Antennenwald begann erst nach dem Jahr 2001 explosionsartig zu spriessen. Eine Zeitspanne von nur gerade 3 Jahren ist in der Krebsforschung schlicht nicht brauchbar. Jede Krebsart hat eine Latenzzeit, das ist die Zeit von der Entstehung bis zur Diagnostizierbarkeit, von mindestens 5 Jahren.  Mit einer Beobachtungszeit von nur gerade 3 Jahren eine entwarnende Studie zu publizieren grenzt entweder an einen wissenschaftlichen Betrugsversuch oder an höheren technischen und medizinischen Blödsinn.

 



Anhang:

Übersetzung der Zusammenfassung von Deltour et al.: Zeitliche Trends der Hirntumor-Inzidenzraten in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden, 1974-2003:

Uebersetzung aus dem Englischen durdch die Bürgerinitiative Stuttgart-West http://www.der-mast-muss-weg.de

 

„Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wir keine deutlichen Veränderungen bei den langzeitigen Trends hinsichtlich der Hirntumorhäufigkeit im Zeitraum von 1998 bis 2003 bei irgend einer der Untergruppen festgestellt haben (Tabelle 1, Schaubild 1). Unser Untersuchungsergebnis, dass das verhältnismäßige Auftreten von Hirntumoren entweder stabil war, abnahm oder eine allmähliche Zunahme erfuhr, die bereits vor der Einführung von Mobiltelefonen begann, steht im Einklang mit der Feststellung, dass die Verwendung von Mobiltelefonen keine beobachtbare Auswirkung auf die Häufigkeit von Hirntumoren in besagtem Zeitraum hatte. Unsere Ergebnisse gehen über die vorangegangener Studien hinaus (7, 8), hinsichtlich zeitlicher Trends bis 1998, indem 5 weitere Jahre der nachträglichen Erhebung hinzugefügt wurden. Das beobachtete Muster beim Vorkommen von Hirntumoren steht im Einklang mit den Ergebnissen einer großangelegten dänischen Personengruppenbezogenen Studie von Inhabern von Handy-Verträgen, welche keine Erhöhung des Hirntumorrisikos im Zusammenhang mit dem Handy-Gebrauch feststellen konnte (14, 15). Unsere Ergebnisse stehen auch in Einklang mit Studien an den Bevölkerungen in den skandinavischen Ländern und in Großbritannien (16,17), die Teil der internationalen INTERPHONE-Fallkontrollstudie über Gehirntumore waren(18), und welche insgesamt betrachtet keine Zunahme des Gliom- oder des Meningeom-Risikos aufzeigen, aber die Möglichkeit offen lassen, dass ein geringes bis mittelgroßes Gliom-Risiko unter des stärksten Handy-Nutzern besteht. Unsere Ergebnisse stehen im Widerspruch zu denen einer schwedischen Fallkontrollstudienserie (19), welche auf ein deutlich erhöhtes Gliom-Risiko sowohl unter kurzzeitigen wie auch langzeitigen Verwendern von Handys hindeutete.

Diese Studie begründete sich auf der gesamten erwachsenen Bevölkerung von Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden – eine Bevölkerung von insgesamt 16 Millionen Menschen – und ihre Stärke liegt in der hohen Qualität bei der Krebserfassung in diesen Ländern, welche gutartige Hirntumore einschließt (20-23). Die Interpretation der Trends beim Auftreten von Meningeomen über einen längeren Zeitraum ist jedoch durch die mögliche Unvollständigkeit von deren Erfassung eingeschränkt (24) sowie dem erhöhten Zugang zu verbesserten Diagnosemitteln.

Das Fehlen von erkennbaren Trendänderungen in dieser Studie bei der verhältnismäßigen Häufigkeit des Auftretens bis 2003kann bedeuten, dass die Latenzzeit (induction period) für Hirntumore, die mit der Handyverwendung in Zusammenhang zu setzen sind, einen Zeitraum von 5 – 10 Jahren übersteigt, dass das erhöhte Hirntumorrisiko in Zusammenhang mit der Handyverwendung in dieser Bevölkerung zu gering ist, um beobachtet zu werden, dass das Risiko begrenzt ist auf Untergruppen von Hirntumoren oder Handybenutzer, oder dass es kein erhöhtes Risiko gibt im Zusammenhang mit der Handybenutzung. Aufgrund der weit verbreiteten Exposition gegenüber Handys in dieser Bevölkerung und weltweit, ist bei der verhältnismäßigen Häufigkeit des Auftretens von Hirntumoren eine Beobachtung von Trends über einen längeren Zeitraum erforderlich.“

Massgebend ist und bleibt der englische Text

Von Hans-U. Jakob

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