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Wenn es aus 100 Löchern funkt

Der neu gewählte Gemeinderat (Exekutive) der Stadt Bern hat laut Medienberichten vom 3. Und 4. März 2017 der Swisscom eine Rahmenbewilligung zur Erstellung von 100 Senkloch-Antennen erteilt.

von Hans-U. Jakob
Schwarzenburg, 8.März 2017

Es handelt sich dabei um Klein-Antennen mit einer Sendeleistung von weniger als 6 Watt ERP, eingebaut in Kanaldeckeln, um Funklöcher in den funktechnisch im Schatten liegenden Strassenschluchten der Altstadt zu füllen. Oder auch um Kapazitätslücken in Bahnhof- oder Bundeshausnähe zu stopfen.
Siehe: https://www.gigaherz.ch/wenn-es-aus-dem-kanaldeckel-funkt/

Was von den Medien nicht kommuniziert wurde ist, dass der Gemeinderat dem Antrag von gigaherz.ch zugestimmt hat, dass diese Antennen auf geeignete Weise zu markieren sind.

Mit Schreiben vom 2. Mai 2016 hatte Gigaherz.ch dem Gemeinderat Folgendes zu bedenken gegeben:

Erste Kontrollmessungen unsererseits haben ergeben dass 3cm bis 1m über diesen Deckeln E-Feldstärken von 10-60V/m (Volt pro Meter) vorherrschen. Das heisst, dass wohl der Immissions-Grenzwert für Kurzzeitaufenthalte (58V/m) , nicht aber der Anlage-Grenzwert für Langzeit-Aufenthalte eingehalten ist.  Letzterer ist um das 2 bis 12-fache überschritten.

Da beide Grenzwerte etwa 10% der empfindlichen Bevölkerung nicht zu schützen vermögen, Kinder und Säuglinge schon gar nicht, sind wir der Ansicht, dass diese Antennen unbedingt gut sichtbar markiert und mit einem Warnhinweis versehen werden sollten.Das Parkieren eines Kinderwagens über einem strahlenden Dohlendeckel, könnte für einen Säugling verheerende Folgen haben. Plötzlicher Kindstod nicht ausgeschlossen. Ebenso tragisch könnte das ungewollte Ansprechen eines Herzschrittmachers (Devibrilator) enden.

Wir möchten Sie explizit darauf hinweisen, dass laut Erhebungen des Bundesamtes für Statistik 52% der Schweizer Bevölkerung, Mobilfunkantennen für gefährlich oder eher gefährlich und 12% sogar für sehr gefährlich halten. Dies seit 5 Jahren gleich hoch bleibend.
Fazit: Über 4 Millionen Menschen in diesem Land können sich nicht irren. Über 4 Millionen lassen sich nicht länger als Psychopaten abstempeln. Das geht bei solchen Zahlen nun endgültig nicht mehr. Ende Zitat.

Mit Brief vom 2.März 2017 teilt uns der neu gewählte Gemeinderat nun mit, dass Senkloch-Antennen nicht gleichmässig auf den menschlichen Körper einwirken würden und deshalb weder die Immissions-Grenzwerte, noch die Anlage-Grenzwerte der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung zur Anwendung gelangten.
Vielmehr sei auf die SAR-Wert Empfehlungen der ICNIRP für Teilkörper-Bestrahlung abzustellen, und diese seien nach Angaben des Bundesamtes für Umwelt eingehalten.

Hoppla: Wer ist denn diese ICNIRP? Siehe zum Beispiel unter
https://www.gigaherz.ch/icnirp-das-neue-spiel-beginnt-im-september/

Der Gemeinderat hat sich offensichtlich, wie dies zwischen Behörden leider üblich ist, einfach auf die Aussagen des BAFU verlassen, welches hier einmal mehr die Interessen der Industrie, anstatt diejenigen der Bevölkerung schützt. Hätte der Gemeinderat nur einen einzigen kritischen Wissenschaftler beigezogen, hätte er merken müssen, dass die vom BAFU resp. der ICNIRP als unbedenklich erklärten SAR-Werte höhere Feldstärken erfordern als die schweizerischen Grenzwerte für Kurzzeit-Aufenthalt. Deshalb wohl das Ausweichen des BAFU auf die in der Schweizer Gesetzgebung nicht vorkommenden SAR-Werte, welche lediglich den möglichen Wärmeeintrag in den menschlichen Körper in Watt pro kg Körpergewicht angeben, anstatt die elektrische Feldstärke in Volt pro Meter.

Ganz so wohl war es dem Gemeinderat dann doch nicht.
In seiner Antwort an Gigaherz.ch schreibt er (Zitat):
Gleichzeitig ist dem Gemeinderat bewusst, dass Teile der Bevölkerung auf die Strahlungs-Thematik sensibilisiert sind. Aus diesem Grund hat er beschlossen, die im öffentlichen Raum unter Boden (in Schächten) gelegenen Standorte von Kleinstantennen auf geeignete Weise zu markieren und die zuständigen Stellen beauftragt, ihm dazu Vorschläge zu unterbreiten. Anschliessend wird er die Umsetzung auslösen. Einde Zitat.

Sollten den zuständigen Stellen dazu die nötigen Ideen fehlen, sind unsere Leser und Mitglieder gefordert, ihre kreativität spielen zu lassen.

Interviews im Regionaljournal von Radio DRS1 von letzten Sommer: http://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/wenn-es-aus-dem-boden-funkt

Von Hans-U. Jakob

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