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ICNIRP-Das neue Spiel beginnt im September

Die WHO kündigt einen neuen Forschungsbericht über elektromagnetische Felder (EMF) für Herbst 2014 in enger Zusammenarbeit mit der ICNIRP an.

Ein Bericht von Hans-U. Jakob
Präsident von Gigaherz.ch
Sachwarzenburg, 22.8.2014

WHOWer ist die ICNIRP
Diese galt bis zum Jahr 2000 als Abteilung der WHO. Wenigstens stellten alle staatlichen Strahlenschutzbehörden der Welt dies so dar und die ICNIRP gefiel sich sehr in dieser Rolle und unternahm nie die geringste Anstrengung dieses Image zu korrigieren. Da die ICNIRP ihre damalige Adresse mit UN Gebäude in Genf (Schweiz) und dort am Sitz der WHO angab, wurde dieser falsche Eindruck noch verstärkt.
ICNIRP ist die Abkürzung für International Comission on Non-Ionizing Radiation Protection oder zu Deutsch Internationale Kommission zum Schutz vor Nichtionisierender Strahlung.
Um es vorweg zu nehmen, Kommission zum Schutz vor irgendetwas ist kein geschützter Name, so kann sich jeder x-beliebige Verein nennen, der sich mit der im Vereinsnamen genannten Thematik befasst.

Historisches
Bereits in den Jahren 1995 bis 1998 mussten die Anwohner des Kurzwellensenders Schwarzenburg, welcher Swissness über den ganzen Globus verbreitete, bitter zur Kenntnis nehmen, dass die von der ICNIRP empfohlenen und von allen Landesregierungen der Welt durchgesetzten Strahlungsgrenzwerte, sie nicht im Geringsten vor Schlafstörungen, Depressionen, Krebs und Diabetes zu schützen vermochten.
Der weitaus grösste Teil der Anwohner waren vom Sender verursachten Strahlungsintensitäten zwischen 0.4 und 4V/m (Volt pro Meter) ausgesetzt. Auf den umliegenden Anhöhen vereinzelt zwischen 8 bis 12V/m. Und der von der ICNIRP empfohlene Grenzwert lag für Kurzwellen bei 27.5V/m.
Weshalb ausgerechnet eine so ungerade Zahl wie 27.5? Nun, das war rasch beantwortet. Die Bewohner des nächstgelegenen Hofes Pfaffenbühl, nur wenige Meter vor einer speziellen 250KW Logper-Sendeantenne entfernt, hatten zeitweise bis maximal 27V/m zu ertragen. Ergo setzte man den Grenzwert einfach dort wo man ihn haben musste, nämlich auf auf 27,5. So empfand es zumindest die Bevölkerung.

Das ICNIRP-Spiel
Wie recht die Anwohner mit ihrer Vermutung hatten, zeigte der Bericht des Neuseeländers Dr. Neil Cherry von der Lincoln Universität auf. In seinem 200 Seitigen Bericht vom 21.1.2000 listete er das bisherige Fehlverhalten und die bisherigen Fehlleistungen der ICNIRP minutiös und unter Beilage unzähliger Beweismittel auf. Darin beschreibt er das ICNIRP Spiel wie folgt: Zitat: Die ICNIRP spielt ihr eigenes Spiel und stellt ihre eigenen Regeln auf. Es ist ein Spiel das zusammen mit nationalen Behörden gespielt wird. Die Team-Player kommen von den nationalen Behörden und müssen die Regeln des ICNIRP-Spiels anerkennen. Im ICNIRP-Spiel lautet die erste Regel, dass es durch elektromagnetische Strahlung nur thermische Wirkungen auf das Gewebe gibt. Man muss sich mit dieser Regel einverstanden erklären. Mit andern Worten wenn Sie diese Regel verletzten, sind Sie aus dem Spiel draussen. Ende Zitat.

Die Petition an den UNO Generalsekretär
Die schlechten gesundheitlichen Erfahrungen rund um den Kurzwellensender Schwarzenburg und im unterdessen landesweit üppig spriessenden Antennenwald von Mobilfunkantennen, zusammen mit über 100 neuen epidemiologischen Studien über biologische, das heisst nichtthermische Wirkungen elektromagnetischer Felder, liessen uns eine internationale Petition an den damaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan starten, mit der dringenden Bitte, die ICNIRP, die ja bekanntlich eine Abteilung der WHO und somit der UNO sei, entweder aufzulösen oder zumindest zu reorganisieren.
Der Text wurde zusammen mit Dr. N.Cherry verfasst und kann hier in einer deutschen Version eingesehen werden.
https://www.gigaherz.ch/wp-content/uploads/2014/08/UNO_Deutsch.pdf

Der Text wurde weltweit an über 100 uns bekannte Wissenschaftler und zusätzlich an über 100 Organisationen verschickt. Der Rücklauf war für unseren damals noch sehr kleinen Verein, der sich anfänglich noch Gruppe Hans-U. Jakob nannte, schlicht umwerfend. Der Brief an Kofi Annan wurde von 63 anerkannten Wissenschaftlern aus 16 Nationen sowie von 65 Umweltorganisationen aus 19 verschiedenen Ländern, welche zusammen über 40‘000Miglieder repräsentieren, unterschrieben. Dazu kamen über 4000 Einzelunterschriften von Menschen aller Hautfarben aus insgesamt 26 Ländern. Letzteres weil unser Aufruf offensichtlich zum Selbstläufer geworden war.

Die UNO Generaldirektoren bocken
Am 15. November 2000 baten wir den UNO Generaldirektor in Genf um einen Termin zur Übergabe der Petition, die dann anschliessend mit dem wöchentlichen Diplomatenkurier ins Hauptquartier nach New-York geschickt werden könnte.
Zuerst antwortete telefonisch ein erbostes ICNIRP-Mitglied, wir möchten mit diesem Unfug bitte sofort aufhören, der Herr Generaldirektor werde keine Zeit haben uns zu empfangen. Also spielte die Verbindung UNO zu ICNIRP bereits.
Daraufhin erhielt der Herr Generaldirektor eine zweite Anfrage mit der Bitte um schriftliche Bestätigung dessen, was wir da gehört hatten.
Der Herr Generaldirektor liess dann über einen sogenannten NGO Liaison Officer ausrichten, er verhandle in dieser Angelegenheit nur mit offiziellen Vertretern der internationalen Telekommunikations Union (ITU) und der internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) welche über genügend wissenschaftliche Institute verfügten um die Folgen elektromagnetischer Strahlung zu beurteilen. Man werde unsere Petition nicht an den Generalsekretär Kofi Annan weiterleiten.

Am 13. Dezember 2000 wandten wir uns deshalb in dieser Angelegenheit an den UNO-Generaldirektor in Wien, um zu sondieren ob man uns in Wien vielleicht anständiger behandeln würde als in Genf. Weit gefehlt! Mit 2 Sätzen wurde uns erklärt, dafür sei die UNO in Genf zuständig, wo die WHO angesiedelt sei. Gefehlt hat nur der Hinweis, wir sollten doch direkt an die ICNIRP gelangen.

Die Kiste wird direkt spediert
Daraufhin platze uns der sprichwörtliche Kragen und am 16 Januar 2001 verschickten wir einen wasserdichten  Kunststoffbehälter mit Inhalt „diplomatische Dokumente“ im Gewicht von 12.5kg an die Adresse von Mr. Kofi Annan, General Secretary oft he United Nations, United Nations Building in 10017 New-York USA.
Die Schweizer Speditionsfirma liess uns eine Woche später wissen, es gebe in New-York Schwierigkeiten bei der Zustellung. Ob wir nochmals 300Franken riskieren wollen. Es gebe dort eine Spedition die sich rühme, bisher noch jedes Paket zugestellt zu haben. Egal wie und wo.
Wie die das gemacht haben entzieht sich unserer Kenntnis, wahrscheinlich mit einem fürstlichen Trinkgeld an einem Hintereingang des UN-Gebäudes.  Jedenfalls erhielten wir am 26. Januar die Bestätigung, die Kiste sei wohlbehalten an einen Mr. Kofi Annan im UNRCNDA  in 10017 New-York, ausgeliefert  worden. Unterschrieben von einem LEFT AT RC RM, was immer das auch heissen mochte. Dann hörten wir lange nichts mehr und glaubten bereits, die Kiste sei irgendwo entsorgt worden.

Der Staatsbesuch
Bis dann für den 28.bis 30. März 2001 ein offizieller Staatsbesuch von Kofi Annan in der Schweiz angesagt war, anlässlich welchem vom Protokollchef des Bundesrates eine Anzahl Schweizer Umweltorganisationen zu einem Gespräch mit dem UN-Generalsekretär aufgeboten wurden, um eine absolut saubere und demokratische Schweiz vorzugaukeln. In dieses Bild passten wir natürlich nicht hinein.
Eine schriftliche Anfrage an Kofi Annan ergab, dass er infolge vollgestopften Programmes leider keine Zeit für uns habe, aber die WHO Genf wegen unserer Petition nochmals instruieren werde.

Die Aktion goldene Mistgabel
Wesentlich unfreundlicher reagierte die Schweizer Bundespolizei als wir den Protokollchef des Bundesrates anfragten, ob wir nicht wenigstens beim Empfang auf dem Landgut Lohn, am Ende der Tausend extra aufgebotenen, mit Schweizerfähnchen winkenden Kindern, am Ende des Spaliers, dem Generalsekretär eine goldene schweizer Mistgabel übergeben dürften, damit er es beim Ausmisten der ICNIRP etwas komfortabler habe. Man teilte uns daraufhin mit, man würde jede/n von uns verhaften, der oder die versuchen sollte, sich mit oder ohne Mistgabel, näher als 50m an Kofi Annan heranzumachen.

Das Ende einer Legende
trat am 15 September 2001 ein, als sich die WHO Genf endlich dazu bewegen liess, Kofi Annans Anweisung zu befolgen.
Es war natürlich, wie zu erwarten war, eine Lobhudelei auf die ICNIRP, die eine Organisation hervorragender Wissenschaftler sei. Aber der Kernsatz lautete: Die ICNIRP ist keine Unterorganisation der WHO, wie sie das in Ihrem Brief an den Generalsekretär Kofi Annan gesagt haben. Die ICNIRP ist lediglich eine von einer grossen Anzahl Nichtregierungsorganisationen die in einer offiziellen Verbindung zur WHO stehen. Unterschrieben von der Executive Direktorin Anne Kern.

Das war zu dieser Zeit eine Riesensensation. Die ICNIRP, die uns und allen Völkern der Welt stets als Teil der WHO untergejubelt worden war, ist jetzt plötzlich nur noch ein ganz gewöhnlicher separater Verein, was sie übrigens bis heute noch ist.

Da gab es gottseidank nichts auszumisten. Die ICNIRP gehörte ja nicht zu ihnen. Oder wurde am Ende doch noch ausgemistet? Denn die ICNIRP zog plötzlich aus dem UN-Gebäude in Genf aus und nistete sich bei der Deutschen Strahlenschutzkommission in Oberschleissheim bei München ein, von wo aus sie das ICNIRP-Spiel immer noch munter weiterbetreibt.
Bestens vernetzt mit der Deutschen Strahlenschutzkommission, welche ihr auch noch gleich ein ganzes Sekretariat, inklusive Sekretärinnen und kompletter Infrastruktur zur Verfügung stellt. Ob das alles vom Deutschen Steuerzahler berappt wird, wäre eine Untersuchung wert.

In Genf betreibt die ICNIRP heute, laut unseren Informationen lediglich noch ein kleines Lobbyistenbüro mit Fenster auf einen Hinterhof.

Die ICNIRP ist nicht die WHO !
Dass die ICNIRP keine WHO-Abteilung sei, schlug weltweit bei all unseren Unterstützern, welche die Petition unterschrieben hatten und noch viel weiter herum, wie eine Bombe ein. Nicht nur in der Schweiz führte diese Offenlegungen zu schwerwiegenden Anfragen an die Regierung. Wie es komme, dass ein privater Altherrenclub sich dermassen in die nationale Gesetzgebung hineindrängen könne?

Unsere Anfrage an den schweizerischen Bundestat vom 28. September 2001 finden Sie immer noch unter https://www.gigaherz.ch/die-icnirp-story-ein-privater-altherrenclub-haelt-die-welt-zum-narren/
Darin ist auch das komplette Antwortschreiben der WHO Genf vom 15. September 2001 enthalten. Der Brief an den Bundesrat wurde übrigens nie beantwortet. Es folgte lediglich ein jahrelanges betretenes Schweigen. Aussitzen sagt man dem in der Politik.

Wie die ICNIRP heute funktioniert lesen Sie bitte nach unter https://www.gigaherz.ch/icnirp-oder-die-todesengel-von-oberschleissheim-d/
Ein neues ICNIRP Spiel beginnt im September 2014
Jetzt ist es wieder soweit. In einem neuen ICNIRP-Spiel kündigt die
WHO einen neuen Forschungsbericht über elektromagnetische Felder (EMF) für September 2014 in enger Zusammenarbeit mit der ICNIRP an.
Es wird erwartet, dass die ICNIRP mit Hilfe der WHO versuchen wird
die Ergebnisse der internationalen Interphone-Studie (2010) und die Klassifizierung elektromagnetischer Felder als „möglicherweise krebserregend“ der internationalen Krebsforschungsagentur IARC (2011) zu neutralisieren.
Man darf gespannt sein, ob es die PR-Fritzen der Mobilfunk- und Stromlobby wagen werden, die ICNIRP in den Medien wiederum als WHO-Abteilung darzustellen. Eine ICNIRP die nichts anderes ist, als mit ihren lediglich 14 Mitgiedern der kleinste von 190 Privatvereinen, die in der WHO zur Zeit herumlobbyieren.

Danksagung:
Der weitaus grösste Teil der Arbeit zum Aufdecken des ICNIRP-Skandals von 2001 leistete unsere damalige Sekretärin Evi Gaigg, welcher wir hier nochmals unseren herzlichen Dank aussprechen möchten. Ohne ihre exzellenten Sprachkenntnisse, ihre Ausdauer und Hartnäckigkeit würde die ICNIRP noch heute als eine Abteilung der WHO gehandelt.
Dr. Neil Cherry, einer der besten, mutigsten und wertvollsten Kämpfer für eine strahlungsfreie Umwelt ist im Mai 2003 viel zu früh und viel zu jung verstorben. Wir gedenken seiner stets mit grösster Hochachtung. Sein Vermächtnis ist bei uns gut aufgehoben.
https://www.gigaherz.ch/neil-cherry-ist-gestorben/

“Es ist besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu fluchen.”
Lebensmotto von Dr. Neil Cherry

Von Hans-U. Jakob

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