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„Licht AUS“ für die Glühbirne?

 

Offener Brief an Herrn Dr. Walter Steinmann,

Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), CH-3003 Bern

Von Dipl. Ing. Peter Schlegel,  Bürgerwelle Schweiz

CH-8133 Esslingen, 10. Juni 2007

Sehr geehrter Herr Dr. Steinmann,

Gemäss Zeitungs- und Radiomeldungen stellten Sie in einem Interview der «Luzerner Zeitung» vom 23. Mai 2007 eine «vollständige Zulassungsbeschränkung für Glühbirnen» ungefähr für das Jahr 2012 in Aussicht.

Das BFE wird laut Ihrer Aussage nach der Sommerpause 2007 Aktionspläne zur Energieeffizienz und für die erneuerbaren Energien vorlegen, dies mit Blick auf die Elektrizität und die Reduktion der CO2-Belastung.

Erste Einschränkungen bei den Lampen gebe es jedoch bereits in unmittelbarer Zukunft. «Wir wollen noch in diesem Jahr die zwei schlechtesten Lampenkategorien, das sind vor allem Glühbirnen, vom Markt nehmen», sagten Sie.

Dieser Schritt ist undurchdacht und übereilt. Er zeugt von einer eingeengten Sichtweise. Wir richten an Sie die wohlbegründete und dringende Bitte, die Glühbirne nicht zu verbieten und ihr auf dem Markt keine Hemmnisse zu schaffen.

Gewiss steigt der Stromverbrauch von Jahr zu Jahr – aber nicht wegen der Glühbirnen! Sondern aus anderen Gründen, vor allem auch wegen neuer Elektrizitätsanwendungen. Die zahllosen elektrischen und elektronischen Geräte mit hohem Standby-Verbrauch haben einen grossen Anteil daran. Vor allem auch dort muss der Hebel angesetzt werden.

Aber die Industrie zögert. Ein Glühlampen-Verbot jedoch kommt ihr gelegen. An Sparlampen verdient sie mehr

als an Glühbirnen. Geht das BFE den Weg des geringsten Widerstandes?

Was der undifferenzierte Schlag gegen die Glühbirne bedeutet:

1. ein Gesundheitsproblem, falls der Ersatz „Sparlampen“ heisst (= kompakte Fluoreszenzlampen mit Hochfrequenz-Vorschaltgerät). Die gesundheitlichen Beschwerden elektrosensibler Menschen infolge Sparlampen sind in der Praxis evident. Ein Beispiel von vielen ist in Beilage 1 angeführt. Das Merkblatt BAG/BFE „Elektromagnetische Felder von Energiesparlampen“, das die Energiesparlampen als unbedenklich darstellt, ja sogar ausdrücklich empfiehlt, basiert auf einem von der Industrie finanzierten, auf einer ungeeigneten Messmethode beruhenden und deshalb bezüglich seiner Folgerungen irreführenden Messbericht.

Der Konsument wird (von einem Bundesamt!) getäuscht.

Entgegen der Behauptung im BAG/BFE-Merkblatt halten die Energiesparlampen die TCO-Richtwerte für elektrische Felder im Bereich 2 bis 400 kHz nicht ein, und die 100 Hz-Pulsung dieser Felder wird vom Messbericht völlig ignoriert (Beilage 2).

Die Praxiserfahrung sagt denn auch eindeutig:

Sparlampen müssen weg vom Kopf! (Beilage 3). – Falls der Ersatz nicht „Sparlampen“ (kompakte Fluoreszenzlampen) heisst: Werden Alternativen vor ihrem Markteinsatz seriös auf gesundheitliche Unbedenklichkeit getestet? Wer ist dafür verantwortlich? – Wir weisen Sie ausserdem darauf hin, dass der Anteil elektrosensibler Menschen an der Bevölkerung stetig steigt. Bei gleich bleibendem Trend erwarten Wissenschafter bis im Jahr 2017, also in etwa 10 Jahren, einen Anteil von 50% elektrosensibler Menschen an der Bevölkerung (Beilage 4).

2. einen „Schuss mit Kanonen auf Spatzen“ bezüglich Energieeffizienz: Im Wohnsektor werden die relativ geringen Stromeinsparungen durch Sparlampen infolge zunehmender Gedankenlosigkeit im Betrieb („ich hab‘ ja Sparlampen“) sowie durch verschwenderischen Einsatz künstlicher Beleuchtung (Beleuchtungskonzepte als architektonisches Stilmittel; Gartenbeleuchtungen und anderes) zunichte gemacht. – Energiesparlampen

haben ihren energiemässig sinnvollen Einsatzbereich bei Dauerbetrieb (z.B. Aussenbeleuchtung; in Korridoren) sowie dort, wo sie den Stromverbrauch für Klimaanlagen (Kühlung) verringern. Aber nicht im Wohnbereich! Und auch in den anderen Bereichen ist immer zu prüfen, ob der Gesundheitsschutz (siehe Punkt 1) Vorrang haben muss.

3. ein Umweltproblem: Die Sparlampen enthalten giftige Stoffe und müssen rezykliert werden. Dennoch landet bekanntlich ein Teil im Haushaltkehricht und wird wohl immer dort landen. Nach einem Glühlampenverbot und dem damit verbundenen Hochschnellen der Menge zu entsorgender Sparlampen wird selbst ein relativ geringer Anteil nicht korrekt entsorgter Sparlampen für die Umwelt eine inakzeptable Belastung sein. Besser ist es, giftige Stoffe in Lampen ganz zu vermeiden.

4. eine negative Kulturtat: Das natürlich-warme Glühen des Wolframfadens wird abgelöst durch künstlich-kalte Helligkeit. Selbst eine einigermassen gelungene Nachahmung des Farbspektrums der Glühlampe mit einer Fluoreszenzlampe erreicht niemals die Empfindungsqualität des Glühlampenlichtes, von den LED-Lampen ganz zu schweigen. Die negativen Folgen eines Glühlampenverbotes für die Lebensqualität sind nicht zu unterschätzen.

Gewiss haben Sie mit Ihrem Bundesamt die wichtige Aufgabe, für einen rationellen Energieeinsatz zu sorgen, soweit dies in Ihren Möglichkeiten liegt. Aber die von Ihnen vorgesehenen und durchgesetzten Massnahmen dürfen nicht einem eindimensionalen Spezialistendenken entspringen. Energiesparen um jeden Preis, zum Beispiel um den Preis des unmittelbaren Wohlbefindens und der Gesundheit der Bevölkerung, ist der falsche Weg.

Überall, auf allen Gebieten, muss das Ganze im Auge behalten werden. Ziel ist die Förderung der Gesundheit der Bevölkerung und die Schonung der Umwelt insgesamt. Mit einem Glühlampenverbot leisten Sie – wenn überhaupt – nur einen minimalen Beitrag zu dem von Ihnen anvisierten Teilziel der Senkung des Elektrizitätsverbrauchs.

Dieser minimale Energiesparbeitrag steht in keinem Verhältnis zu den Nachteilen, die ein Glühlampenverbot mit sich bringt. Und allen anderen Teilzielen, die dem Ganzen dienen müssten, arbeiten Sie mit einem Glühlampenverbot direkt entgegen.

Sehr geehrter Herr Dr. Steinmann, wir bitten Sie um Ihre ehestmögliche Stellungnahme zu den unter Punkt 1 bis 3 dieses Offenen Briefes angeführten Aussagen.

Mit freundlichen Grüssen

Peter Schlegel, Dipl. Ing. ETH/SIA

Bürgerwelle Schweiz


Beilagen

1 Sparlampe weg – Migräne weg! Ein Fallbeispiel

2 Alarm: Angriff auf die gute alte elektrosmogarme Glühbirne?

3 K-Tipp Nr. 7, 11. April 2007: Sparlampen: „Weg vom Kopf!“

4 Hallberg, Ö.; Oberfeld, G.: Brief an den Herausgeber: Werden wir alle elektrosensitiv?

Electromagnetic Biology and Medicine, 25: 189–191, 2006

Ueber Transportverluste auf dem Hochspannungsnetz

Von Hans-U. Jakob

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