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Leukämierisiko unter Hochspannungsleitungen

Leukämierisiko unter Hochspannungsleitungen

Forscher finden einen statistischen Zusammenhang der Blutkrebsrate bei Kindern und dem Abstand ihres Wohnortes von Stromleitungen

Gerald Draper (Universität Oxford) et al.: British Medical Journal, Bd. 330, S. 1290
ddp/wissenschaft.de ??? Martin Schäfer

Publiziert bei gigaherz.ch am 15.6.05

In der Nähe von Hochspannungsleitungen lebende Kinder haben ein erhöhtes Leukämierisiko. Darauf deutet eine Studie britischer Forscher an 29.000 krebskranken Kindern hin.
Es ist die bisher grösste Untersuchung zu dieser Frage, die seit mehr als zwanzig Jahren
kontrovers diskutiert wird. Wer bis zu 200 Meter von einer Freileitung entfernt aufwächst, hat demnach ein um rund 70 Prozent höheres Leukämierisiko. Allerdings könnte das Ergebnis auch auf statistischen Effekten beruhen, räumen die Forscher ein.

Forscher rätseln noch immer, welche Ursachen Leukämie bei Kindern haben könnte. Neben genetischen Einflüssen, ionisierender Strahlung und Infektionen werden auch elektromagnetische Felder von Hochspannungsleitungen ins Feld geführt.
Da auch unklar ist, wie elektromagnetische Strahlung eine Leukämie hervorrufen könnte, griffen die Forscher zu einem rein statistischen Verfahren: Sie bestimmten die Entfernung des Wohnorts von 29.000 krebskranken Kindern, darunter 9.700 mit Leukämie, zur nächstgelegenen Hochspannungsleitung. In die Untersuchung wurden alle Kinder in England und Wales einbezogen, die in den Jahren 1962 bis 1995 in einem Alter unter 15 Jahren an Krebs erkrankten.

Kinder, die bis zu 200 Meter von einer Freileitung entfernt wohnten, hatten laut der Studie ein rund 70 Prozent höheres Leukämierisiko als mehr als 600 Meter entfernt lebende Kinder.
Auch für Distanzen zwischen 200 und 600 Metern wurde ein leicht erhöhtes Risiko gemessen.

Bei den anderen Krebsarten fanden die Forscher jedoch keinen Zusammenhang.
Dies macht die Forscher stutzig: In diesen mittleren Distanzen sollte das elektromagnetische Feld schon so stark abgenommen haben, dass ein Effekt kaum wahrscheinlich sei. Die
Forscher können daher nicht ausschliessen, dass der Zusammenhang auf einem bisher unbekannten Risikofaktor beruht, der sich auf die Statistik auswirkt. Falls jedoch tatsächlich ein Zusammenhang besteht, so ginge etwa jeder hunderste Leukämiefall bei Kindern in
England und Wales auf Freileitungen zurück, haben die Forscher ausgerechnet.

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Kommentar von Hans-U. Jakob, Gigaherz.ch

Zwischen dem was Forscher in ihren Elfenbeintürmen ausrechnen und der Praxis besteht meist ein himmelweiter Unterschied.
Dies belegt das jüngste Beispiel aus der Gigaherz-Praxis betreffend der Gemeinde Jaun im Kanton Freiburg. Ein ortsansässiger Elektroingenieur hat dort die Anzahl der Kinderleukämiefälle der letzten 50 Jahre akribisch genau erfasst.

Die Gemeinde Jaun hat 730 Einwohner und wird seit 1953 auf einer Länge von 3.2km von der Hochspannungsleitung der BKW von Chamosson VS nach Mühleberg BE durchschnitten.
Die Leitung trägt 2 Stränge ? 3×240’000 Volt und führt anhand der Leiterquerschnitte geschätzt, einen Strom von 2x3x750Amp?re.
An Leukämie sind innerhalb von 50 Jahren 6 Kinder im Alter zwischen 4 und 16 Jahren gestorben. Das nächstliegende verstorbene Kind wohnte 36m von der Leitung entfernt und das am entferntesten liegende 380m.

Im statistischen Vergleich mit der übrigen Schweiz, liegt hier die Anzahl tödlicher Kinderleukämiefälle innerhalb von 50 Jahren um mindestens Faktor 20 zu hoch. (6/0.29) Selbst dann, wenn alle Zufälle völlig ausgeschlossen werden, beträgt dieser Faktor immer noch 7.5 (6/0.8)
Rechnen wir diese Zahlen hoch auf 32km neue „moderne“ Hochspannungsleitung im Schweizer Mittelland mit 2 Strängen ? 3x1500Amp?re könnte das auf dieser Strecke innerhalb von 50 Jahren gut zu 60-120 leukämietoten Kindern führen. Das heisst jedes Jahr 1 bis 2 tote Kinder. Im Zeitalter moderner Kommunikation liesse sich das nicht mehr so gut verstecken wie während den letzten 50 Jahren.

Uebrigens: Müssten die Leitungsbetreiber je einmal, trotz ihren Staranwälten und gut „gesponserten“ Gerichtsgutachtern, pro totes Kind Fr. 500’000 Schadenersatz leisten, käme sie das immer noch 3 bis 5 mal billiger als die Hochspannungsleitung magnetfeldfrei in den Boden zu verlegen. Entschuldigung für diese makabere Rechnung. Aber das ist die ungeschminkte Realität. Hoch lebe die Rendite!

Weiterführende Links finden Sie hier:
Falsche Töne aus dem BUWAL (unter WHO/ICNIRP/CH-Behörden)

Von Hans-U. Jakob

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