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Lästige Grenzwerte und lästige Einsprecher eliminieren?

Wie sich Gesundbeter aus der Wissenschaft und Wirtschaftsgiganten wegen angeblicher gesetzlicher Hürden in die Haare geraten. Siehe Neue Zürcher Zeitung NZZ vom 3.12.2013

Von Hans-U. Jakob

Schwarzenburg, 13.12.2013

Krokodilstränen wegen armen Mobilfunkbetreibern

In der Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 3.Dez vergiesst der 44-jährige Deutsche Wirtschaftsjournalist Matthias Müller Krokodilstränen darüber, welch dicke Knüppel die Schweizer Behörden mittels unnötigen Regulierungen den armen Mobilfunkbetreibern zwischen die Beine werfen würden. Matthias Müller beruft sich dabei auf eine Studie des Beratungsunternehmens Ecosens, in welcher behauptet wird, dass Mobilfunknetze in der Schweiz 45 bis 120% teurer zu stehen kämen als in den Nachbarländern. Schuld daran seien in erster Linie die viel zu strengen Strahlungsgrenzwerte, die in der Schweiz 10mal tiefer als im EU-Raum angesetzt seien.

Die Ecosens-Studie gehe davon aus, dass man in der Schweiz auf zahlreiche Standorte für Mobilfunkantennen verzichten könnte, wenn man die restriktive Schweizer Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung dem europäischen Ausland angleichen würde.

Ecosens ist übrigens ein Institut der supra-neutralen ASEB-Gruppe die schon mal ein wundersames Qualitätssicherungssystem für Mobilfunksendeanlagen einfach so aus dem Nichts hervorgezaubert hat. Siehe unter /wunderbar-unsichtbar-unbrauchbar/

Schweizer Mobilfunk-Basisstationen zu Dumpingpreisen

Wer etwa schon Gelegenheit hatte, beim Bau einer Mobilfunk-Basisstation (Antenne) dabei zu sein, kann bestätigen, dass da weder in den 3 Landessprachen Deutsch, noch Französisch noch Italienisch  gesprochen wird. Da sind Montage-Equippen aus Polen anzutreffen, die mit Pauschaltarifen pro Station arbeiten, das heisst mit Löhnen, die Schweizer Facharbeiter an den Rand des Existenzminimums oder auch darüber hinaus bringen würden.

Und die verbauten Apparaturen kommen neuerdings aus China (von HUAWEI). Spionage-Software inklusive.

Was die Kosten dermassen in die Höhe treibt, sind viel mehr die exorbitanten Löhne in den Schweizer Chef-Etagen, die für einen  CEO oft monatlich mehr betragen, als solche, für welche ein ehrlicher Handwerker wohl 20 Jahre lang arbeiten müsste.

 

Mobilfunk-Grenzwerte in der Schweiz

Die angeblich 10 mal strengeren Strahlungsgrenzwerte in der Schweiz, auch Anlage-Grenzwerte genannt, gelten ausschliesslich nur in Innenräumen, wie Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Krankenzimmer und Innen-Arbeitsplätzen, sofern diese mindestens 2.2Stunden pro Tag belegt sind.

Herr Matthias Müller, wissen Sie auch warum diese Orte so genau definiert werden? Ist doch ganz einfach: Nämlich weil an diesen Orten die Strahlung aus rein physikalischen Gründen, das heisst, infolge der Gebäudedämpfung (Betondecken) und/oder infolge der Abweichung zur vertikalen Senderichtung ganz von selbst auf die dem Volk als Geschenk vorgeflunkerten 10% zurückgehen. Aussen, dort wo Gebäudedämpfung und Abweichung zur vertikalen Senderichtung wegfallen, gelten dann auch in der Schweiz plötzlich wieder die selben Grenzerte wie im Ausland. Bauern, Gärtner, Bauarbeiter, Zimmerleute, Dachdecker, Kaminfeger usw. haben plötzlich kein Anrecht mehr auf die wunderbaren Schweizer Grenzwerte. Diese Personen sind dann wieder den Ausländern gleichgestellt.

Super gut gemacht dieser Volksbetrug, oder etwa nicht?

Mit diesem üblen Behörden-Trick ist es sogar möglich, in der Schweiz wesentlich stärkere Sendeanlagen als im EU-Raum zu bauen. Sie werden im Ausland kaum so hohe Sendeleistungen wie in der Schweiz antreffen. 3000 bis 5000Watt ERP pro Sektorantenne sind hierzulande längst keine Seltenheit mehr. Standortdatenblätter können wir Ihnen jederzeit liefern.

Volksbetrüger einigt euch!

Beglückte uns doch da kürzlich der Leiter des Swiss Tropic and Health-Institutes der UNI Basel gleich mit mehreren Studien darüber, wie harmlos doch Mobilfunkstrahlung sei. In der Stadt Basel betrage die Belastung für den Durchschnittsbürger oder die Durchschnittsbürgerin nur gerade 0.16V/m (Volt pro Meter).

Und bei dieser absolut schwachen Belastung seien Gesundheitsschäden völlig auszuschliessen. Darüber wurde sogar eine Doktorarbeit geschrieben.

Sehen Sie dazu /so-falsch-messen-dosimeter-die-bilder/ und /leider-keine-verschwoerungstheorie/

Volksbetrüger einigt euch! Was gilt jetzt? Wäre die Durchschnittsbelastung in der Stadt mit der grössten Senderdichte tatsächlich nur 0.16V/m, wäre das doch 31 mal tiefer als der schöne Schweizer Grenzwert von 5V/m.  Und Faktor 31, in V/m gemessen, heisst nichts mehr und nichts weniger als dass in dieser Stadt 961mal mehr Mobilfunkantennen gebaut werden dürften als bisher.

Wer lügt jetz besser, Ecosens oder das TPH der UNI Basel?

Zum Schluss lässt Matthias Müller in der NZZ die Katzte dann noch aus dem Sack:

Es sei eigentlich, die hohe Zahl an Baueinsprachen und Baubeschwerden, verursacht durch die gesetzlichen Möglichkeiten, die sich Einsprechergruppen böten, so dass sich juristische Verfahren oft 3-5 Jahre hinziehen würden, bevor nur eine Baubewilligung erteilt werde. Das sei eine unnötige Bremse für den LTE-Ausbau.

Da die Mobilfunkanbieter wegen des hohen Datenvolumens (Verdoppelung innerhalb eines Jahres) in die neue Mobilfunkgeneration 4G/LTE investieren müssen, reichen die bestehenden Basisstationen (Antennen) bei Weitem nicht aus. Neben der Aufrüstung bestehender Stationen könne angeblich nur 1/3 der Nachfrage bewältigt werden.

Ergo müsse man die elende Einsprechrei jetzt rigoros einschränken.

Zitat NZZ:

Die drei Mobilfunkbetreiber, das Forum Mobil sowie der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut), fordern deshalb, den Bau von Mobilfunkanlagen zu überdenken und zu erleichtern – auch punkto Grenzwerte. Sie regen deshalb einen runden Tisch für die Diskussion über diese Themen an.

Kommentar Gigaherz:

Der Schreiner, der einen dermassen runden Tisch zu Stande bringt, muss wohl noch gesucht werden. Es ist ja kaum anzunehmen dass auch die Schutzorganisationen Elektrosmog-Betroffener eingeladen werden. Und bei diesem heiklen Thema, die Rechte der Bevlkerung einschränken zu wollen, könnte den Landesfrieden ernsthaft gefährden.

Vielleicht können sich die Teilnehmer dann dort auch noch gleich darauf einigen, was jetzt gilt: Ob der Schweizer Luftraum schon derart verseucht ist, dass die schönen Schweizer Grenzwerte abgeschafft werden müssen, oder ob noch 900mal mehr Sendeanlage als bisher Platz hätten?

Übrigens: Im Jahr 2013 wurden landesweit wiederum 55 neue Einsprechergruppen gegen den Bau von Mobilfunkantennen von der NIS-Fachstelle von Gigaherz technisch und juristisch beraten und teilweise bis ans Bundesgericht begleitet. In den letzten 12 Jahren waren es insgsamt etwas über 700.

Von Hans-U. Jakob

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