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Eine engagierte Umweltärztin schreibt

Offener Brief an den Präsidenten der Deutschen Bundesnetzagentur, wo zur Zeit eine Versteigerung neuer milliardenschwerer Mobilfunkkonzessionen läuft.



Barbara_Dohmen.JPG<<<Bild links: Frau Dr. med. Barbara Dohmen, praktizierende Ärztin für Umweltmedizin, in Hänner (D) war Referentin am 3.Nationalen Gigaherz-Kongress vom 19. November 2005 in Olten (CH).
Ihr damaliges Thema war: „Elektrosensible sind ständig auf der Flucht. Aus dem Praxisalltag einer Umweltärztin.“

Bereits Ende Januar wandte sie sich mit einem eindrücklichen offenen Brief an den Präsidenten der Deutschen Bundesnetzagentur, wo gegenwärtig wieder neue Mobilfunkkonzessionen versteigert werden, um die Länder mit der neuen Funktechnologie LTE oder 4G zu überziehen. Die Gebote haben unterdessen die 1.5-Milliarden-Grenze überschritten. Ganz klar dass ein Staat bei diesem Goldregen nichts für elektrosensible Mitmenschen zu tun gedenkt. Im Gegenteil. Diese sind ihm im Weg. Siehe auch unter /sturmwarnung/ Sturmwarnung! HUJ.

 

 

Offener Brief von Frau Dr. Barabara Dohmen.

Publiziert bei Gigaherz am 30.4.2010                                 

 

 

Barbara Dohmen

Ärztin für Allgemeinmedizin/Umweltmedizin

79730 Murg-Hänner  Tannenmättleweg 11

Tel.07763/5860 Fax./8735

 



An den Präsidenten der Bundesnetzagentur

Herrn Matthias Kurth

Tulpenfeld 4

53113 Bonn

 

 

Hänner,26.1.2010

 

 

Sehr geehrter Herr Kurth,

 

In meiner Funktion als seit 1993 niedergelassene Umweltmedizinerin sehe ich eine immer stärker zunehmende neue Patientengruppe in meine Praxis drängen. Es sind dies Menschen, die unter dem sogenannten Mikrowellensyndrom leiden, die auf Hochfrequenz emittierende Vorrichtungen sensibel geworden sind, d.h. sie reagieren auf hochfrequente Felder sofort oder verzögert mit Funktionsstörungen der verschiedensten Organbereiche: Der eine leidet unter Müdigkeit, andere unter Schlafstörungen, wieder andere unter Kopfschmerzen oder Schmerzzuständen an anderen Körperbereichen oder unter Schwindel, Benommenheit oder unter Brechreiz, Denk- Lern- oder Gedächtnisstörungen, Ohrgeräuschen, Bluthochdruck, Sehstörungen, Ohrenschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Gereiztheit oder Depression, Nervosität, Verspannung, Angst bis hin zu Panikattacken, um nur die häufigsten zu nennen.

Die Liste der hochfrequenzbedingten Störungen ist noch erschreckend lang und die Beeinträchtigungen der Patienten werden immer ausgeprägter, ja bei den Schwerst-Betroffenen mittlerweile lebensbedrohlich.

 

Die Funksensiblen unterscheiden sich im Vergleich zu den anderen, mich aufsuchenden Umweltkranken darin, daß bei diesen bisher gesunden und meist jungen Patienten -(viele im Alter zwischen 20 und 40 Jahren )- durch Funkeinwirkungen ganz plötzlich oder langsam zunehmend oben genannte Krankheitsbilder auftraten, die sie schließlich wegen der Schwere der Symptome dazu zwangen, ihren Beruf aufzugeben, in dem sie gern und gut gearbeitet hatten.

Viele leben mittlerweile von Hartz IV und haben in der Regel große Mühe, Behörden und den medizinischen Dienst davon zu überzeugen, dass sie nicht arbeitsscheu, sondern krank sind. Sie versuchen mit dem Mut des Verzweifelten sich mit einem bisher nicht gekannten Leben am Existenzminimum zu arrangieren und in ländlichen, strahlenarmen Bereichen einen funkarmen Platz zu finden, wo sich ihre Beschwerden auf ein halbwegs erträgliches Maß reduzieren lassen.

 

Fast überall in der Gesellschaft stoßen Funkkranke auf Ungläubigkeit, Unverständnis und Ablehnung, besonders dann,

·         wenn sie sich in ihrer Not anderen zumuten müssen und wegen ihrer Beschwerden z.B. darum bitten, doch das Handy auszuschalten oder das Gespräch weiter weg zu führen

·         oder wenn sie versuchen, ihren Wohnungsnachbarn dazu zu bringen, gemeinsam eine funkfreie Lösung für sein Schnurlostelefon oder seinen W-LAN-Router zu finden

·         oder wenn sie eine Krankenhauseinweisung verweigern müssen, da sich auf dem Dach des Krankenhaus ein Funkmast befindet.

 

Oft sind diese Patienten, die zu mir kommen, sehr tief gefallen:

So mußten sie als Funksensible einschneidende Veränderungen in ihrem Lebensbereich in Kauf nehmen, um ihre Beschwerden abzumildern:

·        Das Schlafzimmer wird vom letzten Geld abgeschirmt oder an einem funkärmeren Bereich innerhalb der Wohnung neu eingerichtet,

·         oft muß der Schlafbereich in den Keller verlegt werden,

·        manchmal ist Schlaf nur noch im Gartenhaus möglich,

·         sogar nur im Auto oder Wohnwagen ganzjährig an einer unbelasteten Stelle im Wald

·         viele meiner Patienten sind unzählige Male umgezogen, weil sie die Funkbelastung immer wieder einholte.

 

Diejenigen, welche die häusliche Funkbelastung nicht verringern können, halten sich die meiste Zeit – auch am Tag!- unter ihrem Baldachin auf (wohlgemerkt innerhalb ca. 2 Quadratmetern!) oder sie flüchten in die meist noch weniger belastete Natur, fernab von jeder Zivilisation, um sich dort für kurze Zeit so zu spüren, wie es für sie einmal selbstverständlich war.

Jeder Gang für alltägliche Besorgungen muß von den Funksensiblen genau geplant werden, um die Krankheitsauswirkungen durch den unvermeidlichen Kontakt mit Handystrahlen durch Mitmenschen oder Funkmasten so gering wie möglich zu halten.

 

Diese Strahlensensiblen leben isoliert und ausgegrenzt vom üblichen gesellschaftlichen Leben.

 

Sie sind nicht nur arbeitslos und verarmt, sie werden manchmal selbst von ihren Familienmitgliedern oder Freunden nicht ernst genommen und zusätzlich nehmen ihnen die zunehmenden Krankheitssymptome angesichts der wachsenden Hochfrequenzbelastung allmählich allen Mut und jede Zuversicht, jemals wieder ein qualitativ gutes Leben führen zu können.

Viele wirken sehr verzweifelt, etliche geben zu, schon an Selbstmord gedacht zu haben. Eine ältere, verzweifelte Patientin hat sich letztes Jahr mit Benzin übergossen und ist verbrannt.

 

Es ist nicht leicht, all dieses Leid als begleitende Ärztin auszuhalten. Denn die krankmachende Ursache, die Mobilfunkstrahlung zu reduzieren oder gar abzustellen, ist in den meisten Fällen nicht zu erreichen, zu flächendeckend ist die Versorgung mit allen Vorrichtungen der drahtlosen Kommunikationstechnik,die -auch durch Ihre Entscheidungen – immer weiter ausgebaut wird.

 

Sie werden verstehen, daß angesichts der oben dargelegten Schicksale ich nicht umhinkomme, mich an Sie zu wenden, insbesondere, nachdem ich in der „Frankfurter Allgemeine“ das Interview gelesen hatte, das Sie kürzlich mit der Nachrichtenagentur APD führten. Bei der Lektüre entstand bei mir der Eindruck, daß Ihnen die Auswirkungen, welche durch Ihr Vorhaben zwangsläufig auf „der anderen Seite“ entstehen werden,  offensichtlich völlig unbekannt sein müssen.

Sie planen für das 2.Quartal dieses Jahres die sogenannte „digitale Dividende“, d.h. Funkfrequenzen zwischen 790 und 862 Megahertz, die bisher für das Fernsehen reserviert waren, für geschätzte 15 Millionen zu versteigern, zusammen mit noch weiteren großen Blöcken in höheren Frequenzbereichen, die aus verschiedenen Gründen bisher nicht genutzt wurden. Mit „rigiden Anforderungen“ möchten Sie eine 90% Versorgung in der 1.Stufe sichergestellt wissen, bevor der Ausbau auf der nächsten Stufe weitergehen soll, indem Sie die Unternehmen dazu verpflichten, zunächst Gemeinden oder Städte mit höchstens 5000

Einwohnern zu versorgen, erst danach zwischen 5000 und 20.000 und schließlich bis zu 50.000 und mehr.

 

Zusammen mit der ebenfalls in den nächsten beiden Jahren geplanten Einführung des Breitbandnetzes TETRA bedeutet das eine zusätzliche massive Ausweitung der Hochfrequenz bei einer in gesundheitlicher Hinsicht bereits absolut an der Obergrenze belasteten Bevölkerung. Das heißt, dass für die Funksensiblen gerade in den kleinen Gemeinden ihre letzten Lebensgrundlagen in dort noch bestehenden funkarmen Gebieten vernichtet werden.

 

Was ich mit der Schilderung meiner Arbeit mit Funksensiblen in diesem Brief erreichen möchte , ist, die bisher offensichtlich von Ihnen nicht berücksichtigten Folgen Ihrer Vorhabens aufzuzeigen und Ihnen eine andere Sichtweise näherzubringen. Denn dem o.a. Interwiev entnehme ich, daß Ihr Augenmerk bisher nur auf die leistungsfähigsten Bewerber und auf den Auktionsgewinn hin ausgerichtet ist.

 

All diesen Elektrosensiblen, die mit 6-10% mittlerweile zahlenmäßig die Größenordnung aller an Diabetes Erkrankten in Deutschland erreicht haben und deren Anzahl stetig im Steigen begriffen ist, wird mit diesen bevorstehenden Versteigerungen die letzte Zuflucht genommen!

 

Ich vermute, Sie können nicht abschätzen, was dies bedeuten wird:

Die schwerst Betroffenen werden dies nicht überleben, es sei denn, sie flüchten ins Ausland! Dort aber sollen früher oder später ähnliche Vorhaben durchgesetzt werden.

Das bedeutet: Es werden immer mehr Menschen ständig auf der Flucht sein, da ihre Not nicht gesehen wird oder nicht gesehen werden darf.

 

Es ist Ihnen offensichtlich noch nicht bewußt geworden,

·         daß noch nie in der Menschheitsgeschichte Mensch und Natur einer solch gewaltigen, ununterbrochen zunehmenden Zerstörungskraft ausgesetzt wurde, gegen die die Atomkraft laut dem ehemaligen Postminister „nur ein laues Lüftchen“ darstellt.

·         dass die Mobilfunktechnologie und ihr ständiger weiterer Ausbau zu einer der größten je von Menschen erzeugten Gefährdung für alles Leben auf diesem Planeten geworden ist.

 

Ich bitte Sie daher sehr eindringlich, bei Ihrer anstehenden Entscheidung diese andere Sichtweise, – ausgerichtet auf das Leben und die Gesundheit der durch Ihre verantwortungsvolle Stellung Ihnen anvertrauten Menschen und der sie umgebenden belebten Natur – als das absolut Wertvollste und Entscheidenste zu betrachten.

 

Wenn wir alle nicht die verhängnisvolle Entwicklung dieser krankmachenden Kommunikationstechnologien stoppen, wird das Leiden von Mensch und Natur zukünftig gewaltige Ausmaße annehmen und sich auf nachfolgende Generationen und auf unsere gesamte Mitwelt dramatisch auswirken.

 

In der Hoffnung auf einen fruchtbaren Dialog

mit freundlichem Gruß

 

Barbara Dohmen

Von Hans-U. Jakob

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