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30 Minuten oder 30 Jahre?

2 Studien zum Aufenthalt unter Hochspannungsleitungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten

Von Hans-U. Jakob

Schwarzenburg, 2.9.2013

Baar_5.jpg<<<Bild links: Gemeinde Baar (Schweiz)

In China wurden 2 durch eine Hochspannungsleitung mit elektromagnetischen Feldern sehr unterschiedlich belastete öffentliche Grundschulen untersucht. Hung et al in PLoS One 2013

Untersucht wurden insgesamt 427 Schüler/Innen im Alter von 9-13 Jahren.

In der unbelasteten Schule war die 500kV-Hochspannungsleitung 4km entfernt und die mittlere Belastung durch deren Magnetfeld betrug im Wohnumfeld der Schüler/Innen 0.028Mikrotesla.

In der belasteten Schule war die Hochspannungsleitung 94m entfernt und die mittlere Belastung durch deren Magnetfeld betrug im Wohnumfeld der Schüler/Innen 0.2Mikrotesla, das heisst, gut 7mal mehr.

Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler lautete, dass ein Langzeitaufenthalt bereits in diesen schwachen Magnetfeldern bei Kindern einen negativen Einfluss auf das neurologisch bedingte Verhalten haben kann.

Das neurologisch bedingte Verhalten wurde mit Merkfähigkeits-Tests, Reaktionszeit-Tests, Zahlen/Symbol-Tests und Zielgerichtetheitstests festgehalten. Da nur für 2 der 4 Tests eine genügende statistische Signifikanz erreicht wurde, empfehlen die beteiligten Wissenschaftler weitere Studien in dieser Richtung.

Frage von Gigaherz: Wie wäre es mit einer Studie in einem der am dichtesten besiedelten Ländern Europas, zum Beispiel der Schweiz, wo die Magnetfelder benachbarter Hochspannungsleitungen nicht nur 0.2, sondern oft 2 Mikrotesla betragen?

In Südkorea wurde untersucht Ob Menschen Magnetfelder von Hochspannungsleitungen überhaupt wahrnehmen können. Kim et al in Environ Health 2013

Es wurden 2 Gruppen mit 30 freiwilligen Erwachsenen und 30 Jugendlichen ab 13 Jahren gebildet. Den Probanden wurde im Kopfbereich während 32 Minuten ein niederfrequentes elektromagnetisches Feld von 12.5 Mikrotesla und 3.5V/m erzeugt. Dabei wurden angeblich keine Veränderungen in der Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität (EKG) und in der Atemfrequenz festgestellt. Auch die Befragung punkto Herzklopfen, Jukreiz, Wärme und Kopfschmerzen habe nichts ergeben. Die Autoren kamen zum Schluss, dass in dieser Doppelblind Studie weder bei Jugendlichen noch bei Erwachsenen ein Einfluss auf die untersuchten Variablen festgestellt werden konnten.

Anmerkungen von Gigaherz:

Die Studie weist gravierende Mängel auf.

Probanden die aussagten, dass sie unter elektromagnetischen Feldern leiden, wurden nach Angaben der Autoren von den Versuchen ausgeschlossen.

Dann handelt es sich bei den Probanden nicht um Kinder, sondern mit über 13 Jahren körperlich bereits um junge Erwachsene.

Dann handelt es sich nicht um reale Bedingungen eines Lebens unter einer Hochspannungsleitung. An ein Magnetfeld von 12.5 Mikrotesla ist nicht ein elektrisches Feld von nur 3.5V/m gekoppelt, sondern ein solches von mindestens 600V/m.

Zudem erlitten die Probanden lediglich eine Befeldung im Kopfbereich anstatt im Ganzkörperbereich.

Dann ist es äusserst fragwürdig, ob ein hochempfindliches Erfassungsgerät für ein EKG bei 12.5Mikrotesla überhaupt noch funktionstüchtig ist. Es wird vermutet dass ein EKG nur vor und nach, aber nicht während der Befeldung erfolgt ist.

Und das Allerschlimmste ist wohl die Kurzzeitbefeldung von lediglich 32 Minuten. Hunderttausende von Menschen leben nicht nur 32 Minuten im Magnetfeld einer Hochspannungsleitung, sondern 32 Jahre und mehr.

Eine Befeldung von 32 Minuten sagt überhaupt nicht aus über mögliche Herz-Kreislauferkrankungen und noch viel weniger um Tumorbildung. Tumore haben eine Latenzzeit von 5-15 Jahren. Nur bei Kinderleukämie geht es viel schneller.

Mehr über Hochspannungsleitungen und Krebs unter /hochspannungsleitungen-und-krebs-1659/

Von Hans-U. Jakob

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