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Wenn es aus dem Kanaldeckel funkt

Zum Schutz elektrosensibler Personen und Herzpatienten verlangen wir eine knallgelbe Markierung dieser Bodenantennen, verbunden mit dem Warnsignal „Vorsicht Strahlung, Vorsicht Antenne“. Sonst haben Personen, die darauf angewiesen sind, gar keine Chance, diesen Zonen mit sehr grosser Strahlung auszuweichen. Erst recht gefordert wird ein absolutes Fahr- und Halteverbot für Kinderwagen!

Von André Masson
2.5.2016

Antennen unter 6Watt ERP darf man ohne kompliziertes Verfahren überall anbringen. Womöglich sind es gleich zwei Antennen, weil ja die zweite auch noch bewilligungsfrei ist, und so hätte man zusammen eine etwas stärkere Strahlung – alles ohne Bewilligung und ohne Einsprachemöglichkeit. Das ist nur eine Vermutung, keine Tatsache. Da nichts ausgeschrieben wird und keine technischen Daten bekannt gegeben werden, lässt sich auch nichts Sicheres sagen. Vermutungen müssen vorerst genügen.

Kanaldeckel-1Bild links: 65.68V/m im Kinderwagen? Die Messung stammt von einer bewilligungsfreien Mikrozelle <6Watt ERP in Baar ZG, unmittelbar an der Verschalung gemessen, hinter welcher die Antenne versteckt war. (Die Antenne ist heute nicht mehr in Betrieb

Wer über ein geeichtes Breitband-Messgerät verfügt, soll bitte einmal im Abendverkehr dort hinstehen: Bahnhof Bern, Ausgang Neuengasse. Gegenwärtig wird LTE bei 1800 MHz abgestrahlt, es kann später noch mehr dazukommen. Wird Swisscom mit der Messung ihrer eigenen Anlage beauftragt, so hält sie sich streng an die Messvorschrift: es wird (wie sonst im Schlafzimmer) strikte in einer Höhe von 1.50 m über Boden gemessen – selbst wenn der Kinderwagen gar nicht so hoch ist. Alles schon vorgekommen – damals in Baar bei der Mikrozelle vor der Gemeindeverwaltung. Zwar gab es in geringer Distanz eine Überschreitung der höheren Immissionsgrenzwerte. Aber die „richtige“, geschönte Messung der Swisscom in grösserer Distanz hat dann alles wieder schön-gemessen.

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Bild oben: Wer oft unter kalten Füssen leidet, mag’s einmal so versuchen: Direkt auf die Antennendeckel stehen und die neue, praktische Hochfrequenz-Anregung geniessen: gratis, modern und chic, es gibt womöglich ein angenehmes Kribbeln am ganzen Körper, je nach Konstitution. Versuchen Sie es – aber bitte NUR für sich selber und nicht mit kleinen Kindern!
Wer dort steht, hat zudem genügend Signal und Geschwindigkeit für seine wichtigsten App’s.

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Bild oben: Die ältere Person ganz rechts mit dem Rollator hatte Mühe, schon nur den kleinen Absatz zum Trottoir zu überwinden. Vielleicht trägt sie auch noch einen Herzschrittmacher: ob der noch zuverlässig arbeitet so nahe bei der Antenne ? Und falls etwa doch nicht: Wer ist da haftbar, die Stadt Bern oder Swisscom ? Oder am Ende niemand, das war einfach „Pech“ ?

Die 16 „Sterne“ am Umfang dienen nicht der Befestigung, es ist auch keine Repetition der Sternbilder. Es wird zu tun haben mit der Strahlsteuerung / Beam forming / MIMO. Das ist etwas, was die LTE-Technik effizienter macht, auf der ganzen Welt, aber nicht beim Mobilfunk in der Schweiz – denn was nicht zur Schweizer Gesetzgebung passt, gibt es gar nicht. So sagen es die Behörden, und die wissen es. Sie glauben, die Mobilfunkfirmen hätten die Möglichkeiten und die Ausrüstungen gar nicht dazu, würden sie auch nicht beschaffen – wie neulich bei der neuen, grossen Antenne in Langenthal, welche mit neuer Strahlsteuerung und mit den bisherigen Rechenregeln die NISV-Grenzwerte klar überschreitet, aber trotzdem bewilligt wurde. Wie lange die Fiktion noch aufrecht erhalten wird, dass es diese Technik in der Schweiz nicht gibt (oder nur bei WLAN), wissen wir nicht. Die Boden-Antennen sind ein weiterer Hinweis dafür, dass die Behörden die Augen auftun müssten, um die Realitäten zu erkennen.

Zur Ausführung von 4×4-MIMO in den Boden-Antennen: Vgl. Interview Swisscom/Kathrein im Film (bei 2Min55Sek) unter http://www.teltarif.de/kathrein-street-connect-antenne-boden/news/63511.html  Kathrein ist der Hersteller der Antenne. Die im Film abgebildete Antenne ist von etwas anderer Bauart. Die 16 Sterne sind NICHT das Resultat einer 4×4-Multiplikation.

Von Hans-U. Jakob

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