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Wiener Ministerium warnt vor Handy-Strahlung

Wiener Ministerium warnt vor Handy-Strahlung

Ärztekammer zu Handys: Schutzmassnahmen bisher nicht ausreichend

Quelle: http://www.netzeitung.de/internet/375004.html
publiziert bei Gigaherz am 6.1.05

Das Gesundheitsministerium in Österreich hat eine detaillierte Warnung vor häufiger Handy-Nutzung herausgegeben. Die Branche kritisiert, die Aktion sei völlig unbegründet.

In allen Arztpraxen, in Schulen und Geschäften in Österreich soll in den kommenden Tagen ein Faltblatt ausgelegt werden, das vor Strahlung von Handys warnt. Das Wiener Gesundheitsministerium gibt darin detaillierte Anweisungen, wie die Nutzer sich verhalten sollen: Man solle möglichst das Festnetz dem Handy vorziehen, sich kurz fassen und nicht bei schlechtem Empfang telefonieren.

Weiter rät das Ministerium, man solle beim Verbindungsaufbau erst warten und anschliessend das Handy zum Kopf führen, beim Schlafen das Handy weglegen. Und lieber eine SMS schicken, statt zu telefonieren.

Kritik von Industrie und Opposition
Die Mobilfunkbranche in Österreich reagierte empört. Der Rundfunksender ORF berichtet, das österreichische Forum Mobilkommunikation (FMK) halte die Warnungen schlicht für ?realitätsfern?. Es gebe keinerlei Belege für die Schädlichkeit der Handy-Strahlung, ausserdem bedeute die Beschränkung der Mobiltelefonie einen Einschnitt in der Lebensqualität vieler Menschen.

Die Opposition im Wiener Parlament kritisiert das Faltblatt aus einem anderen Grund
Der Verbraucherschutz-Sprecher der SPÖ-Fraktion sagte, die ?locker formulierten Tipps sind eine Verharmlosung des Problems?. Die österreichische Ärztekammer verweise immerhin auf unabwägbare Gesundheitsgefährdungen.

Keine gesicherten Erkenntnisse?
Ganz sicher ist sich das Ministerium aber offenbar auch nicht. Bei der Präsentation wiesen Experten darauf hin, dass es keine gesicherten Erkenntnisse für Schäden durch Handy-Strahlung gebe.

Das Problem: Bislang fehlen vor allem Langzeitstudien zur Handynutzung. Das wird sich auch so schnell nicht ändern. Bis beispielsweise eine erhöhte Krebsrate nachgewiesen werden kann, müssen Langzeitbeobachtungen über 10 bis 30 Jahre gemacht werden. Zudem erwarten Experten keine massive Veränderung. (nz)

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Ärztekammer zu Handys: Schutzmassnahmen bisher nicht ausreichend

ÖÄK-Präsident Brettenthaler begrüsst Empfehlungen des Gesundheitsministeriums ??? Resolution der Umweltmediziner

Quelle:
http://www.aerztekammer.at/index.php?id=000000000020051229110848&aid=xhtml&id=000000000020051229110848&type=module&noedit=true

Wien (OTS)—Positiv reagiert die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) auf die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zur Nutzung von Mobiltelefonen. Wie ÖÄK-Präsident Reiner Brettenthaler am Donnerstag in einer Aussendung vermerkte, sei dieser Vorstoss ein Zeichen dafür, dass sich das Vorsorgeprinzip nunmehr auch bei heikleren, mit Wirtschaftsinteressen stark verflochtenen Angelegenheiten im Gesundheitsministerium durchsetze.

Der Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer, Gerd Oberfeld, sagte, dass man sich bei der Mobiltelefonie nicht allein auf die potentielle Gefährdung von Kindern durch Handys konzentrieren dürfe. Oberfeld: „Der vernünftige Einsatz der Handys und Schnurlostelefonen (DECT) ist oberstes Prinzip. Der Bevölkerung muss bewusst gemacht werden, dass diese Techniken beim gegenwärtigen Kenntnisstand nur dann genutzt werden sollen, wenn kein anderes Kommunikationsmittel zur Verfügung steht.“

Die Österreichische Ärztekammer verwies in diesem Zusammenhang auf eine von den österreichischen Umweltmedizinern jüngst verabschiedete Resolution zur Anwendung von Mobilfunkgeräten. In dieser heisst es, dass die gegenwärtig in Österreich zum Schutz der Gesundheit gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) getroffenen Massnahmen aus ärztlicher Sicht nicht ausreichend seien. In dieser Resolution stellen die Umweltmediziner folgende Forderungen und Empfehlungen auf:

Bei elektromagnetischen Quellen wie z.B. Mobilfunknetzen das Minimierungs- und Vorsorgeprinzip anzuwenden.

Mobil- und Schnurlostelefone nur für wichtige und dringende Gespräche und nur kurz zu nutzen.

Breitbandanwendungen kabelgebunden zu realisieren.

Die ärztliche Anamnese im Hinblick auf EMF zu erweitern und bei Verdachtsmomenten messtechnisch abzuklären.

Standards zur Abklärung von möglichen Zusammenhängen zwischen EMF-Exposition und Gesundheit zu erarbeiten.

Medizinstudenten und Ärzte verstärkt im Bereich der Erkennung und Prävention EMF-bezogener Krankheiten aus- und fortzubilden.

Ein Gesetz zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (EMF) unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips, des Schutzes bei Langzeitexpositionen und des Schutzes besonders empfindlicher Gruppen zu erarbeiten und zu verabschieden.

Ein unabhängiges nationales Beratungsgremium zu EMF bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einzurichten.

Melde- und Beratungsstellen zu EMF-bezogenen Beschwerden bei den Landesbehörden einzurichten.

Ein nationales EMF-Forschungsprogramm mit folgenden Schwerpunkten einzurichten:
Inzidenz- und Interventionsstudien.
Abklärung von örtlichen und zeitlichen Krankheitshäufungen.

Einen EMF-Bildungsplan zu erarbeiten und umzusetzen.

Einen EMF-Präventionsplan zu erarbeiten und umzusetzen.

ÖÄK, 2005-12-29

Von Hans-U. Jakob

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