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Wie Energie sparen für den Atomausstieg?

Es sind die 2 meistverbreiteten Falschinformationen. Nämlich, dass sich mit besserer Isolation von Häusern und mit Energiesparlampen der Ausstieg aus der Atomenergie schaffen lasse.

von Hans-U. Jakob

Schwarzenburg, 9.11.2012

Bis zu 30% des heutigen Stromverbrauchs müsse und könne eingespart werden, betonen sowohl höchste Politikerinnen und Politiker als auch Mitglieder der Landesregierung.

Nun hat aber die gleichzeitig dabei propagierte bessere Isolation von Hausfassaden und Hausdächern wenig bis nichts mit dem Stromsparen zu tun, weil die allerwenigsten Häuser mit Elektroheizungen versehen sind, sondern mit Oel, Gas- oder Holzschnitzeln geheizt werden.

Hier darf man das Energiesparen nicht mit dem Stromsparen gleichsetzten.

Denn das grösste Energiesparpotential, nämlich die Häuser besser zu isolieren, bringt uns dem Ziel des Atomausstiegs nicht näher.

Auch nicht näher bringen uns die Elektro-Autos. Diese sparen Erdöl, sprich Benzin, aber nicht Strom. Denn auch dieser muss in Kraftwerken produziert werden. Ausgenommen Hybrid-Fahrzeuge, die ihre Batterien beim Abwärtsfahren aufladen und praktisch nie an die Steckdose müssen.

80% Strom sparen mit Energiesparlampen???

Irrtum, denn 80% von Nichts ist immer noch nichts! Da hilft auch der schönste Augenaufschlag der Bundespräsidentin nicht weiter.

Von 100 Kilowattstunden Stromverbrauch eines Schweizer Haushaltes gehen höchstens 8 Kilowattstunden in die Beleuchtung.

Das wären dann 80% von 8 Kilowattstunden = 6.4 Kilowattstunden.

Der Rest von 93.6 der 100Kilowattstunden geht in die Haushaltapparate wie Kochherd, Backofen, Waschmaschine, Tumbler, Geschirrspüler, Fernseher und all die kleinen Helfer wie etwa Staubsauger, Haarföhn, usw.

6.4 von 100 Kilowattstunden wären es wenn:

Ja wenn die lange Anlaufzeit der 80%-Sparbirnen nicht wäre. Denn dadurch wird bei Durchgangsbeleuchtungen in Korridoren und Treppenhäusern das Licht zwischen den Durchgangszeiten von Personen gar nicht mehr gelöscht. Denn bis die 80% Sparbirnen eine brauchbare Lichtstärke erzeugen, dauert es in der Regel 2 Minuten und so lange wartet kaum jemand, um die Treppe hinunterzueilen. Ergo bleibt das schöne Energiesparlicht von Einbruch der Dämmerung bis nachts um 11 Uhr einfach brennen, falls es überhaupt jemand vor dem Morgengrauen noch löscht. Es kommt sogar vor, dass Bewegungsmelder und Treppenlichtautomaten, die vorher normale Glühlampen nach Bedarf automatisch mit voller Lichtstärke ein- und ausgeschaltet haben, einfach überbrückt werden.

Auch Zimmer- oder Bürobeleuchtungen bleiben bei kürzerem Verlassen des Raumes oft einfach eingeschaltet, weil man beim Wiedereintritt nicht 2 Minuten auf die volle Lichtstärke warten will.

Ein weitere Folge der 80% Energiesparbirne ist es, dass bei Durchgangsbeleuchtungen oft doppelt bis dreifach so hohe Wattzahlen als eigentlich nötig wären, eingesetzt werden, um gleich von Beginn weg eine einigermassen brauchbare Lichtstärke zu erhalten.

Was zwar das Haushalt-Budget nicht mehr belastet, aber irgendwie doch noch aufgebracht werden muss, ist die umständliche Entsorgung. Denn defekte 80% Spabirnen dürfen nicht in die Kehrichtabfuhr gegeben, sondern müssen zum Sonderabfall gebracht werden, wo sie für die Endlagerung nochmals Strom benötigen. Geschweige denn der Mehrverbrauch an elektrischer Energie bei der Herstellung gegenüber einer gewöhnlichen Glühlampe.

Da bleibt unter dem Strich praktisch nichts mehr. Das lausige Viertel-Prozentchen, das vielleicht noch übrigbleibt, wird uns den Atomausstieg mit Sicherheit nicht ermöglichen.

Das mit Abstand allergrösste Stromsparpotential liegt in unseren Überland-Hochspannungsleitungen.

Denn der Strom transportiert sich nicht einfach von selbst. Dazu muss er den relativ hohen Widerstand der Hunderten von Kilometern langen Freileitungen überwinden und verliert dabei massiv an „Saft und Kraft“.

Die Transportverluste auf den 7000km Schweizer Hochspannungsleitungen betragen zur Zeit pro Jahr 4403 Gigawattstunden, wie die untenstehende Grafik aus der Statistik des Jahres 2011, des Bundesamtes für Energie aufzeigt. (rot eingekreist)  

1 Gigawattstunde = 1 Million Kilowattstunden




EL_Statistik_2011l.jpg



Auch wenn von den 4403 Gigawattstunden an Transportverlusten noch 33% zu Lasten der Transformatoren gehen, bleiben auf den 7000km Hochspannungs-Freileitungen immer noch 2900 Gigawattstunden hängen. Und das ist immer noch bedeutend mehr als das Atomkraftwerk Mühleberg bei Bern mit jährlich 2482 Gigawattstunden produziert. Man kann also mit Fug und recht behaupten, dass auf dem Schweizerischen Hochspannungs-Freileitungsnetz praktisch ein AKW verheizt wird. Auch darf ruhig von verheizen gesprochen werden, denn die Aluminium-Seile (Stromleiter) werden dabei 40 bis 60°C warm.

Wie kann dieses gigantische Sparpotential genutzt werden?

Ganz einfach. Indem man Hochspannungs-Freileitungen durch Bodenkabel ersetzt. Denn Bodenkabel haben Kupfer- statt Aluminium-Leiter. Und Kupferkabel haben von Natur aus bei gleichem Querschnitt eine doppelt so hohe Strom-Leitfähigkeit, das heisst, nur halb so hohe Transportverluste.

Sollen die doch bei Hochspannungs-Freileitungen Kupferseile statt ALU-Seile aufhängen, wird mancher denken. Geht nicht, denn Kupfer leitet den Strom nicht nur 2 mal so gut wie Aluminium, sondern ist auch noch 3 mal schwerer. Und eine solche Tragfähigkeit weisen weder die Stahl-Gittermasten noch die Porzellan-Isolatoren auf.

Im Boden gibt es keine Festigkeits-Probleme. Deshalb könnten sogar noch höhere Kabel-Querschnitte als in der Luft verlegt werden, was nochmals eklatant weniger Transportverluste bringen würde.

Fazit: Mit dem gesamten Schweizerischen Hochspannungsnetz unter den Boden verlegt, könnten mindestens 75% der Produktion eines AKW‘s (wie Mühleberg) eingespart werden.

Das wäre dann ein erster echter ernsthafter Beitrag zum Atomausstieg. Im Gegensatz zu den Stromspar-Skandalbirnen und zu der Isolation von Hauswänden, die mit Stromsparen nichts zu tun haben.

An Besserwisser und Mobber:

Dieser Artikel wurde absichtlich in einer Sprache gehalten, welche auch Otto und Ottilia Normalbürger/In verstehen. Selbstverständlich dürft ihr das viel komplizierter machen. Sogar so kompliziert, dass es ausser Euch überhaupt niemand versteht.

Zum Auslaufmodell Hochspannungs-Freileitung geht es hier:

/auslaufmodell-hochspannungs-freileitung/

Und zu den Energiespar-Skandalbirnen hier:

/energiesparlampen-sind-und-bleiben-skandalbirnen/

Bitte konsultieren Sie auch alle in obigen Artikeln angegebenen weiterführenden Links.

Von Hans-U. Jakob

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