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Unsere Vernehmlassung zur SÜL-Ergänzung

Der Sachplan für Hochspannungs-Übertragungsleitungen soll die Leitungsprojekte in der Schweiz koordinieren und optimieren.  Das heisst möglichst viele Leitungen auf demselben Trassee führen. Was auf den ersten Blick für den Landschaftsschutz sinnvoll erscheint, kann in einem dicht besiedelten Land zu schwerwiegenden Elektrosmog-Problemen führen.   Gigaherz hat sich deshalb in die Diskussion um den mit 38 Leitungen ergänzen Sachplan eingeschaltet.



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Gigaherz.cH

Schweiz. Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener

Flüehli 17, CH-3150 Schwarzenburg

tel 031 731 04 31 fax 031 731 28 54

Schwarzenburg, 15.7.08

Bundesamt für Energie

BFE

3003 Bern

Vernehmlassung zum Sachplan Übertragungsleitungen (SÜL)

Anpassungen 2008



Sachverhalt/Fristen:


Anlässlich der Einspracheverhandlung Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg vom 10. Juni 08 in Gurzelen wurde vom Bundesamt für Energie bekanntgegeben, dass die Vernehm-lassungsfrist bis zum 17.7.08 verlängert sei.

Anlässlich der Vorstandssitzung von Gigaherz.ch vom 5.7.08 in Thalwil wurde beschlossen, an der Vernehmlassung teilzunehmen.

Mit dem Eingabedatum vom 15.7.08 wird diese Frist eingehalten.



Unsere Legitimation zur Vernehmlassung:

Der Verein Gigaherz.ch ist mit über 500 aktiven Ortsgruppen die zur Zeit mit Abstand grösste Schweizerische Vereinigung, welche sich gegen elektromagnetische Umweltbelastungen zur Wehr setzt.

Der Verein Gigaherz befasst sich mit seinem Vereinszweck laut Statuten Art.3 Abs.2 nicht nur mit dem Schutz der Menschen gegen Elektrosmog sondern auch noch,

Zitat:

Im Sinne von Art.1 USG mit dem Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen, ihrer Lebensgemeinschaften und Lebensräume gegen schädliche oder lästige Einwirkungen und den Erhalt der Fruchtbarkeit des Bodens. Er will im Sinne der Vorsorge Einwirkungen die schädlich oder lästig werden könnten, frühzeitig begrenzen.   Ende Zitat.

Mit Urteil Nr. 22998U des Verwaltungsgerichtes des Kantons Bern wurde dem Verein Gigaherz ferner das Verbands- resp. Vereinsbeschwerderecht zugesprochen.

Trotz dieser klaren Legitimation wurde der Verein Gigaherz nicht in die Begleitgruppe SÜL einbezogen.

Unsere Stellungnahme zu den SÜL-Anpassungen 2008



Der SÜL ist zu stark auf Landschaftsschützerische Aspekte ausgerichtet, anstatt auf den Gesundheitsschutz der Anwohner von Hochspannungsleitungen.

Die Forderungen unter SÜL 3.2.2 lauten:

Die Elektrizitätswerke und Eisenbahnen sollen ihre Netze optimieren und möglichst viele ihrer Leitungstrassen gemeinsam nutzen und dort wo Kapazitätserhöhungen notwendig sind, prioritär bestehende Leitungen ausbauen.

Wie die Praxis nun zeigt können, wenn diese Forderung befolgt wird, in den meisten Fällen die Magnetfeldgrenzwerte (Anlagewerte) nach NISV nicht mehr eingehalten werden.

Ganz abgesehen davon, dass diese Werte mit 1Mikrotesla immer noch viel zu hoch angesetzt sind.

Wissenschaftliche Studien hatten bereits Ende der 80er und Anfangs der 90er Jahre bei Magnetfeldern von nur gerade 0.3Mikrotesla ein bis zu 4-fach erhöhtes Leukämierisiko und ein bis zu 5-faches Hirntumorrisko vor allem für Kinder ergeben.  Siehe Schriftenreihe Nr.214 des Bundesamtes für Umwelt von 1993.  Auch die internationale Krebsagentur IARC erklärt im Jahr 2000 Niederfrequente Magnetfelder  von über 0.4Mikrotesla als kanzerogen.

Weshalb denn nicht gleich 0.1 Mikrotesla?

Weshalb wurden die amtlichen Grenzwerte denn nicht gleich auf 0.1Mikrotesla zurückgestuft, wenn man doch so genau weis was da passiert?

Computersimulationen und exakte Messungen ergeben für 0.1Mikrotesla notwendige seitliche Abstände von 280 bis 300m. (bei Ith40 und 1500 rep. 2000 Ampère)   Was in der dicht besiedelten Schweiz wohl das Aus für jede Hochspannungsleitung bedeuten würde. Also einigte man sich mit den Leitungsbetreibern auf den Kompromiss von 1Mikrotesla.

Die oben aufgeführten Krebsrisiken sind übrigens keine Hirngespinste, sondern, wie die Geschichte zeigt, bittere Realität.  Dabei ist zu berücksichtigen, dass Krebs eine Latenzzeit von 5 bis 15 Jahren aufweist.  (Bei Kindern geht es etwas schneller)  Die Latenzzeit ist diejenige Zeit von der Entstehung eines Krebses, bis zur Möglichkeit einer Entdeckung durch den Arzt.  Es fällt also niemand sofort tot vom Stuhl.  Wer exakte Zahlen haben will, muss deshalb unbedingt  über die letzten 50 Jahre ermitteln.   Kurzzeitbeobachtungen sagen da nicht viel.  Besonders deshalb nicht, weil ein totes Leukämiekind in der Regel nach 3 Jahren von der breiten Bevölkerung vergessen ist.

Das Kernkraftwerk Mühleberg könnte glatt eingespart werden

Wir zeigen hier eine gigantische Sparmöglichkeit auf, die wir auch in die kommende öffentliche Diskussion einbringen werden.

Auf dem schweizerischen Hochspannungsnetz von insgesamt 7000km Länge gehen jährlich etwas über 4300 Gigawattstunden an Transportverlusten verloren.

Weil Freileitungen infolge ihrer relativ schwachen Tragkonstruktionen und Isolatoren nur mit ungenügenden Leiterquerschnitten ausgerüstet werden können, wird mehr als die gesamte Jahresproduktion des KKM, welche „nur“ etwas über 2850 Gigawattstunden beträgt, auf diesem Netz buchstäblich verheizt.  Verheizt ist auch der richtige Ausdruck dazu.  Denn die Oberflächentemperatur der Alu-Seile beträgt bei voller Auslastung 40°C.  Das sind 7000km à 6 Seile, zeitweise sogar Doppelseile, was einer Gesamtlänge von gut 60‘000km entspricht.

Eine gigantische Elektroheizung also.  Erst recht wenn man bedenkt, dass Hochspannungs-leitungen gefahrlos bis Faktor 1.5 überlastet werden können, das heisst, bis zu einer Oberflächentemperatur von 60°C.

Kommt dazu dass diese Transportverluste vorwiegend durch den Stromhandel mit dem Ausland entstehen.  Das heisst, es wird billigster Atomstrom aus Frankreich importiert und gleich wieder vollumfänglich nach Italien und teilweise auch nach Oesterreich exportiert.  Dies mit einer gewaltigen Gewinnspanne von 1 Milliarde sfr. Pro Jahr.

Die Differenz vom Import zum Export entspricht ungefähr den Transportverlusten von 4300Gigawattstunden durch die Schweiz.


Stromhandel.jpg



Der Import/Export macht ca. 85% der Eigenproduktion resp. des Eigenverbrauchs der Schweiz aus.

Zahlen zu Import/Export und Transportverlusten siehe beiliegende Grafiken des BfE in Beilage 1 und 2 

Mit einer Boden-Verkabelung des Schweizer Hochspannungsnetzes könnten infolge wesentlich höherer Leiterquerschnitte praktisch 2/3 der Transportverluste oder eben die Jahresproduktion des Kernkraftwerks Mühleberg eingespart werden.  Eine Investition die sich nicht nur im Landschaftbild wohltuend auswirken würde, sondern gleichzeitig einen gewaltigen Beitrag zur Verminderung der Klimaerwärmung und zum Schutz der Bevölkerung vor den gesundheitsschädigenden Einflüssen niederfrequenter Magnetfelder bringen würde, welche Hochspannungsleitungen in hohem Masse verursachen.

Grundvoraussetzung wäre selbstverständlich die Wahl der richtigen Leitungsart

Zur Wahl der richtigen Leitungsart

Eine Verlegung der Leitung in den Boden wäre möglich.  Aber aufgepasst! Mit herkömmlichen Konststoff-isolierten Kabeln, werden die Magnetfelder noch grösser als bei einer Freileitung.  Eine solche Alternative würde nur dem Landschaftsbild etwas bringen, nicht aber der Gesundheit der Anwohner.  Zudem wird bei Kunststoff-isolierten Verkabelungen die Wärmeabfuhr und die kapazitive Phasenverschiebung zu einem grossen Problem.  Stand der Technik im Jahre 2008 sind sogenannte Gas-isolierte Leitungen (GIL) welche diese Probleme nicht kennen.  Der Stromleiter verläuft hier in einem ALU-Rohr von ca 70 cm Durchmesser.  Der Zwischenraum zwischen Leiter und Mantelrohr ist mit dem Isoliergas Schwefelhexafluorid (N2SF6) gefüllt.  Tönt fürchterlich.  Ist es aber nicht!

N2SF6 ist ungiftig, unbrennbar, explodiert nicht und vor allem ist es 5 mal schwerer als Luft. Das heisst es kann gar nicht von selber in die obere Atmosphäre aufsteigen und dort als Treibhausgas wirken und das Klima aufheizen wie die Leitungsbetreiber als unwahre Schutzbehauptung immer wieder ins Feld führen.  Siehe Beilagen 3-5

Diese Schutzbehauptung wird vor allem wegen dem Preis aufgestellt.

Eine GIL-Leitung mit 6 Stromleitern  (6Mantelrohren) in einem unterirdischen begehbaren Stollen verlegt, ist rund 10 mal teurer als eine herkömmliche Freileitung.  Rechnet man jedoch die hohen Transportverluste an elektrischer Energie , welche einer Freileitung über die Zeitdauer von 40 Jahren anhaften und die frappant  geringeren Unterhaltskosten einer GIL vom Gestehungspreis ab. Kommt man auf einen Mehrpreis von noch dem 4.5-Fachen.  Der Kilometerpreis liegt dann statt bei 1.5Millionen sfr. bei ca 6.7Mio.

Bei einem Einnahmen Überschuss von 1 Milliarde sfr aus dem Stromimport/Export pro Jahr sind solche Mehrpreise auch bezahlbar.  Siehe Beilage 6

 

Fragt sich, ob dieser Mehrpreis 60-100 Leukämietote Kinder in der Nähe von Hochspannungsleitungen in der Zeitdauer von 40 Jahren aufwiegt.  Für die Eltern dieser Kinder ganz sicher. Ebenso für den Steuerzahler.  Denn ein Rettungsversuch bei Kinderleukämie können die wenigsten Eltern selber bezahlen.  Das geht bald einmal in die Hunderttausende.  Die Kosten fallen bei den Krankenkassen und in den Gemeinden als allgemeine Sozialhilfekosten an und sicher nicht in der Gewinn/Verlustrechnung der Leitungsbetreiber.  Solch makabere Berechnungen werden heute leider angestellt.  Sogar beim Bundesamt für Umwelt in Bern.  Sagte doch dort der neue Direktor Oberle bei seinem Amtsantritt im Januar 02, ein totes Leukämiekind pro Jahr auf dem schweizerischen Hochspannungsnetz sei kein Problem grösseren Ausmasses.  Vielleicht ist aber Herr Oberle selbst ein Problem grösseren Ausmasses.

Nach der seit 2 Jahren gültigen Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung des Bundesrates ist das Isoliergas N2SF6 in elektrischen Versorgungsanlagen gestattet, wenn dieses in hermetisch verschlossenen Gasräumen verwendet, oder dauernd überwacht wird.  Art.4.2, Abs. 2c.

GIL-Leitungen erfüllen gleich beide Kriterien. Die Mantelrohre der GIL sind alle 120m geschottet und mit Drucksonden fernüberwacht.  Ein Leck würde innert Sekunden in die Zentrale gemeldet und es würde erst noch genau angezeigt, wo sich dieses Leck befindet.

Da GIL zur Zeit die mit Abstand verlustärmste und praktisch magnetfeldfreie Variante für den Stromtransport darstellt ist auch die gesetzliche Forderung, dass N2SF6 nur dort verwendet werden darf, wo es nach dem Stand der Technik keine Alternative dazu gibt, erfüllt. 

Gleichstromübertragung steht nicht zur Diskussion

Die von verschiedenen andern Umweltorganisationen eingebrachte Forderung nach Gleichstromübertragungen ist im engmaschigen Schweizerischen Hochspannungsnetz technisch nicht realisierbar.  Gleichstrom lässt sich nicht transformieren.

Die am Anfang und am Ende jeder Gleichstromstrecke dadurch erforderlichen Konverterstationen eignen sich nicht für eine automatische Anpassung der Lastflüsse und was schwerer wiegt, nicht für eine unterbrechungsfreie Umkehr der Lastflussrichtung.

Konverterstationen müssen auf einen zum Voraus bestimmten Lastfluss und auf eine zum Voraus bestimmte Lastflussrichtung für eine zum Voraus bestimmte Zeit programmiert werden.  Soll am Lastfluss oder an der Lastflussrichtung etwas geändert werden, erfordert dies einen Unterbruch von mindestens 1 Sekunde, was in einem hochtechnisierten Land wie der Schweiz schlicht undenkbar ist.   Dieser Unterbruch könnte bestenfalls durch ein genügendes paralleles Wechselstromnetz abgefangen werden.  Wenn nicht, könnte es zu einem grossflächigen Blackout kommen.

Abgesehen von diesen technischen Schwierigkeiten, liegt der Preis für eine einzige Konverterstation in der Grössenordnung von 30 bis 50 Millionen (Werkangaben ABB)

Wir bitten Sie um Beachtung unserer Einwände und verbleiben mit freundlichen Grüssen,

Schweiz. Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener

Gigaherz.ch

2 rechtsgültige Unterschriften

 
                                                                    

Beilagen          B1        Grafik des BfE aus Schweiz. Elektrizitätsstatistik 2005

                       B2        Grafik des BfE aus Schweiz. Elektrizitätsstatistik 2006

                       B3        GIL in begehbarem Stollen

                       B4        Auszug aus Gefahrendatenblatt über N2SF6

                       B5        Effektives Erwärmungspotential durch N2SF6

                       B6        Einnahmenüberschüsse aus dem Stromimport/Export

Von Hans-U. Jakob

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