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Sturzenegger-Hof erneut unter Mikrowellen-Beschuss

Hans-U.Jakob, 17.5.07

Programmgemäss haben jetzt die Veterinäre der UNI Zürich ihre erste Zusammenfassung der Studienergebnisse über den Zusammenhang zwischen Kälberblindheit und Mobilfunkantennen freigegeben.  Das Fazit daraus lautet:

Erste Resultate zeigen einen Zusammenhang zwischen Standort der Kataraktkälber im 1. Drittel der Trächtigkeit und der Sendeleistung der nächststehenden Mobilfunkantenne, sowie der Gesamtsendeleistung aller umliegenden Antennen

Diese Resultate müssen noch auf Evidenz überprüft werden.

Der gesamte Wortlaut kann hier abgerufen werden.

Ausgelöst hat die Studie ein Alarmruf des Landwirts Hans Sturzenegger aus Reutlingen im Kanton Zürich, welcher bei seiner als natürlich geltenden Mutterkuhhaltung (freie Herde auf der Weide) innert 3 Jahren 31 blinde Kälber zu verzeichnen hatte.

Hans Sturzenegger war nach jahrelanger Beobachtung der Herde davon überzeugt, dass die ihm als Pächter aufgezwungene Mobilfunkantenne auf seinem Scheuenendach der Grund für das Uebel sein musste.  1)

Es gelang ihm mit Hilfe beherzter Journalisten, den Fall publik zu machen und die Veterinäre der UNI Zürich für eine grossangelegte Untersuchung zu gewinnen.

Orange als Betreiber der Antenne bestritt vehement jegliche Zusammenhänge, musste aber, um nicht den letzten Rest an Glaubwürdigkeit zu verlieren, einen Vertrag mit Hans Sturzenegger abschliessen.   

Zitat aus diesem klaren Vertrag:

„Mit den Versuchen (zeitweises längeres abschalten der Antenne. Red.) soll folgende Frage beantwortet werden:

Nimmt die Häufigkeit von Katarakten bei Kälbern auf dem Hof Sturzenegger zu, deren Muttertiere während der Trächtigkeit neben andern Umwelteinflüssen auch dem hochfrequenten Feld der Mobilfunkantenne beim Hof Sturzenegger ausgesetzt waren?

Wird diese Frage nach Abschluss des Projektes durch das BVET (Bundesamt für Veterinärwesen) bejaht, wird die Antenne auf dem Hof Sturzenegger abgeschaltet und entfernt.“ Ende Zitat

Bereits letzten Herbst ist die Antenne auf Sturzeneggers Scheunendach abgebrochen worden, und das lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig!

Orange, die Betreiber der Antenne, haben selbstverständlich nie mit einem solchen Ausgang gerechnet und wollten mit dieser Studie eigentlich das pure Gegenteil beweisen, ansonsten sie zu solchen Versuchen und zu einem solchen Vertrag wohl nie Hand geboten hätten.   2)

Sturzenegger-Hof erneut unter Mikrowellen-Beschuss

Um die Beweiskraft der Studie in Zweifel zu ziehen, das heisst, weiterhin behaupten zu können, dass zwischen der Blindheit von Sturzeneggers Kälbern und der Mobilfunkstrahlung kein Zusammenhang bestehe, mussten die Mobilfunkbetreiber jetzt rasch „Gegenmassnahmen“ ergreifen.

Sie taten dies, indem sie bestehende  umliegende Antennen gewaltig aufrüsteten und damit den Sturzenegger-Hof von Osten, von Westen und von Süden her ins Kreuzfeuer nahmen.    Hans Sturzenegger soll offensichtlich keine Gelegenheit haben, der Oeffentlichkeit eine Besserung zu präsentieren.

Sturzenegger.JPG 

Bild: Sturzenegger-Hof erneut unter Mikrowellenbeschuss. Alle Sendeleistungen (in Watt ERP) und die Senderichtungen sind den amtlichen Standort-Datenblättern entnommen.

Das krasseste Beispiel dieser Aufrüstung ist in diesem Bild zu sehen.  Es zeigt die neu bestückte Mobilfunkantenne auf dem Autobahnrastplatz Seuzach.  1.6km westlich des Sturzenegger-Hofes.

Die Hauptsenderichtungen sind als blaue, rote und grüne Strahlen eingezeichnet und mit den jeweiligen Sendeleistungen in Watt ERP versehen.  Die Sendeleistungen in den farbigen Rechtecken sind von unten nach oben zu lesen und bedeuten in dieser Reihenfolge UMTS-GSM1800-GSM-900

Nur noch unbedeutende Unterschiede gegenüber früher

Durch diese Hochrüstungen bestehen auf dem Sturzenegger-Hof bereits wieder E-Feldstärken von 0.48V/m.    Gemessen mit dem Spektrum-Analysator FSH-3 am 4.4.07 im Freien.

Darin einbezogen sind auch die Sender im Süden und im Osten, das heisst in Oberwinterthur und in Wiesendangen.

Gegenüber früher, als auf Sturzeneggers Weiden maximal 0.6V/m herrschten, nur noch ein sehr knapper Unterschied.   Kommt dazu, dass die Mobilfunkbetreiber von ihren Kommandozentralen aus ihre Sendeleistungen jederzeit ferngesteuert hinauf- und hinunter- schrauben können, wie sie das gerade für gut befinden.

Anmerkung: Die in früheren Gigaherz-Artikeln angegebene E.Feldstärke von 1.2V/m bezogen sich nicht auf gemessene Werte auf der Weide, sondern auf berechnete, direkt unterhalb der Antennen.

Die Studienleiter haben offenbar mit der Verschlagenheit der Mobilfunker gerechnet.

Zum grossen Glück haben sie nicht nur Sturzeneggers Kälber mit und ohne Mobilfunk-Bestrahlung untersucht, sondern weit mehr und auf andern Höfen, wo ebenfalls Mobilfunkantennen standen.

Zitate aus der veterinärmedizinischen Studie

„In dieser Studie wurden bei 253 zufällig ausgesuchten Kälbern beiden Geschlechtes 81 (32%) nukleäre Katarakte in verschiedener Ausprägung gefunden.“

und

„Aufgrund der Ohrmarke konnten die Koordinaten sämtlicher Standorte eines Kalbes, vom Besamungszeitpunkt des Muttertiers bis zur Schlachtung des Kalbes, bestimmt werden. Auch wurden Koordinaten und Standorte der umliegenden Handyantennen erfasst und Zusammenhänge gesucht.“

Gigaherz sagt ganz herzlichen Dank für diese Vorsicht und Umsicht!

Was uns stark beunruhigt ist ein weiteres Zitat

„Nukleäre Katarakte bei Kälbern entstehen hauptsächlich in den ersten beiden Dritteln der Trächtigkeit, in der Zeit der embryonalen Entwicklung der Linse. „

Unsere dringende Frage:

Es ist nicht gerade salonfähig, eine trächtige Mutterkuh mit einer schwangeren Frau und einen menschlichen Fötus mit demjenigen eines Kalbes zu vergleichen.   Aber die Frage muss trotzdem gestellt werden:

Unterdessen leben gut 30% der schwangeren Frauen in der Schweiz in Feldstärken, die denjenigen auf Sturzeneggers Weiden gleichkommen.   WAS PASSIERT HIER?

Sicher ist nur eines:

Den Anzugträgern in den Teppichetagen der Mobilfunkbetreiber und unserer Regierung, die weiterhin munter Mobilfunk-Konzessionen in Millionenhöhe vekauft, ist das völlig egal.   Sie verstecken sich einfach hinter den vom Bundesgericht heilig gesprochenen Grenzwerten von 5V/m.  Basta!

Zur Vorgeschichte bitte hier anklicken

Landwirt Hans Stuzrzenegger legt Wert auf folgenden Nachtrag:

29.5.06

1) Ursprünglich hatte Hans Sturzenegger als Pächter gegen die Antenne nichts einzuwenden.

Er musste mit dieser zuerst seine schlechten Erfahrungen machen.

2) Der Gigaherz vorliegende Vertrag wurde schlussendlich nach langem hin und her von Orange doch nicht unterschrieben.   Unter dem Druck der Untersuchungsergebnisse gab aber Ende Juni 06 Orange trotzdem nach und stimmte dem Abbruch zu.

Es handelt sich nicht um eine Mutterkuhhaltung sondern um eine Milchkuhhaltung mit freiem Auslauf (für einen Messtechniker und Nichtlandwirt nicht auf den ersten Blick ersichtlich)

Und es gab innert 6 Jahren sogar 42 blinde Kälber.  Die Herde bestand zu dieser Zeit aus dirchschnittlich 20 Kühen.

Von Hans-U. Jakob

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