News

Stellungnahme zum Deutsches Mobilfunk Forschungsprogamm (DMF)

Vorwort:

In Deutschland hat die Regierung bei der Vergabe der Mobilfunkkonzessionen 2-stellige Milliardenbeträge kassiert und muss nun dafür besorgt sein, dass die Bevölkerung den Kakao durch welchen sie gezogen wird, auch noch trinkt. Die Beruhigungspille (Kostenpunkt 50 Millionen Euro) welche hier dem Deutschen Volk verschrieben wurde, heisst „Deutsches Mobilfunk-Forschungsprogramm DMF“ und scheint ausser unerwünschten Nebenwirkungen für die Initianten nicht viel gebracht zu haben.

Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm wurde durch das Bundesumweltministerium (BMU) initiiert und durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) umgesetzt und koordiniert.  Hans-U. Jakob, Gigaherz.ch

Siehe  http://www.emf-forschungsprogramm.de/

 

***********

Hier eine erste Stellungnahme des Bundesverbandes Elektrosmog eV.

 

Bundesverband Elektrosmog e.V.

im Haus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Charles-de-Gaulle-Str. 4, 81737 München

Tel: 089-30 611-255 Fax: 089-30 611-111

Bürozeiten: Di + Do 9o – 12:oo Uhr

Juli 2008

Stellungnahme zum Deutsches Mobilfunk Forschungsprogamm (DMF)

„To whom it may concern“

Nach intensivem Studium der Ergebnisse des DMF geben wir unsere Eindrücke als Bundesverband Elektrosmog e.V., Vertreter der Betroffenenseite, bekannt:

Es zeigt sich für uns eine weit auseinander klaffende Schere zwischen Theorie und Praxis; das DMF ist reine Theorie; die Studien suchen im Dunkeln. Die Praxis ist die Realität; diese kommt im DMF nicht vor, bzw. wird sie bewusst umschrieben, abgeblockt oder negiert. Hierzu Beispiele:

Aus Punkt 3.1 des DMF:

– „Für elektrosensible Personen können die vielfältigen Symptome zu einer starken Minderung der Lebensqualität führen“ (= richtig), „ein ursächlicher Zusammenhang mit nieder- oder hochfrequenten Feldern (EMF) wurde bis dato aber nicht bestätigt“. (= falsch, es gibt diverse Labortests, die dieses Stress-Phänomen beweisen und mit EMF in Verbindung bringen.)

– „Elektrosensitive Personen klagen in der Regel nicht über Beschwerden im Zusammenhang mit einer Exposition mit elektromagnetischen Feldern“

(= Fehler, denn gerade dieser Teil der Bevölkerung mit einer „niedrigeren Wahrnehmungsschwelle“, in der Regel neurologisch vorgeschädigt und anhand von Immuntests nachweisbar, leidet am stärksten).

Aus Punkt 1.:

– „Insgesamt haben sich die zu Beginn des DMF diskutierten Hinweise auf mögliche athermische Wirkungen nicht verdichtet“. Deshalb wurden im Folgenden nur noch thermische Effekte beschrieben. So war es z.B. nicht möglich, die athermische Melatoninbeeinflussung zu bestätigen. Des weiteren wurde nur mit Strahlung gearbeitet, die Pulsung nicht mit berücksichtigt.

– Die Frage, ob das gesundheitliche Risiko durch eine Langzeitexposition für Kinder höher ist als für Erwachsene, konnte durch die Studien des DMF nicht abschließend beantwortet werden. Diese Fragestellung ist deshalb offen gelassen worden. Wir halten dies für unverantwortlich, da man andererseits von Seiten der Regierung alles tut, um die Geburtenraten anzukurbeln, aber die Kinder nicht hinreichend schützt.

– Die Zusammenfassung in Punkt 1. und 3. leugnet jegliche, seit langem wissenschaftlich erforschten Ergebnisse (auch aus internationalen Industriestudien). In der Einleitung spricht man von dem „ersten Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm“. Das klingt als sei geplant, ein zweites oder weiteres Programm dieser Art durchzuführen. Sie stellen, nach unserer Ansicht, die gesamte Forschung infrage, und das in einem Staat mit stets hoher Wissenschaftskultur. Um die Jahrtausendwende hatten die Betroffenen-Initiativen eine „unabhängige“ Untersuchung des Mikrowellensyndroms gefordert. Eine solche wurde jetzt jedoch im Verbund mit der Industrie durchgeführt.

– Auffallend ist auch, dass man mehrmals betont, „junge, gesunde, männliche Probanden“ vorgezogen zu haben. In einer Querschnittsstudie an ca. 30.000 Personen führten 11 % gesundheitliche Beeinträchtigungen auf Basisstationen zurück (Punkt 3.2). In Österreich spricht man von 19-20 %. (Wo liegt der Unterschied?) Zusätzlich zeigte sich in dieser Querschnittsstudie, „dass im Jahr 2004 47 % der Privathaushalte in Deutschland keine Basisstation im Umkreis von 500 m hatten und damit keine Exposition gegenüber Feldern von Mobilfunkbasisstationen.“ (Lässt hier die Messtechnik zu wünschen übrig?)

– Heikle Themen klammert das DMF aus: „Das Expositionssurrogat kann in epidemiologischen Studien nur bei deutlicher Verbesserung der Genauigkeit der Eingangsparameter verwendet werden“. Oder: „Das bedeutet, dass nicht die elektromagnetischen Felder, sondern psychologische Einflüsse die Schlafqualität beeinträchtigen“. Des weiteren: „Untersuchung elektrosensibler Personen im Hinblick auf Begleitfaktoren bzw. -erkrankungen, wie z.B. Allergien und erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Schwermetallen und Chemikalien… konnten nicht bestätigt werden“. (Alles Punkt 3.2)

Zu Punkt 4.: Wirkmechanismen

– „Unter Strahlenschutzaspekten ergeben sich keine Ansatzpunkte, die über die bereits laufenden Studien hinausgehen“. Augen- und Hörprobleme, genotoxische Effekte und sogar die Ergebnisse des Reflex-Programmes werden an andere Forschungsprojekte abgeschoben. Unter anderem fordert man Langzeitstudien, welche über die 10 untersuchten Jahre hinausgehen und spricht von Studien über mehr als eine Generation (Punkt 5).

– Auch in Tierversuchen konnten keine Hinweise auf irgendwelche biologischen Wirkungen festgestellt werden (Punkt 5.2). Ebenso wurde die INTERPHONE-Studie widerlegt als auch die Fall-Kontroll-Studie zur Kinderleukämie. Die untersuchten Wirkmechanismen sprechen eher gegen als für einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang. „Wünschenswert wäre die Durchführung von großen Kohortenstudien gewesen. Es konnten jedoch keine geeigneten Kohorten definiert werden, die aussagekräftige Risikoabschätzungen zugelassen hätten“. (Wo waren sie?)

Offene Fragen (Punkt 5.3):

„Angesichts langer Latenzzeiten v.a. von Krebserkrankungen und der vergleichsweise kurzen Zeit einer verbreiteten Nutzung der Mobilfunktechnik wird für Langzeitwirkungen über einen Zeithorizont von ca. 10 Jahren hinaus weiterer Forschungsbedarf im Bereich der Epidemiologie gesehen, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, wobei der Fokus v.a. auf der Teilkörper-exposition bei Nutzung körpernaher Quellen liegt.“ (Die Schwerkranken und Sterbenden müssen sich also noch ein paar Jahre gedulden.)

Es gibt weltweit Zigtausende von anerkannten Studien, die die Schädlichkeit der Funktechnologie bestätigen. Wir benötigen in diesem Sinne keine weiteren Forschungen. Sollten Gelder zur Verfügung stehen, bitten wir diese zur Entwicklung gesundheitsverträglicher Technologien einzusetzen.

Ergebnisse aus der Dosimetrie (Punkt 6.):

„Neben den beiden Mobilfunkstandards GSM + UMTS wurden Expositionen durch neue Technologien wie DVB-T, WLAN, DECT oder Bluetooth untersucht, so dass insgesamt ein breites Spektrum technischer Anwendungen elektromagnetischer Felder abgedeckt wurde, die heutzutage das tägliche Leben bestimmen.“ (Kommentar: Entsprechend der steigenden Technologisierung entwickelt sich in der Praxis ein explosionsartiges Wachstum an Zivilisationserkrankungen.)

Die theoretische Interpretation durch das DMF zeigte jedoch in einer Zusammenschau von Studien, „dass die Expositionen zwar einer großen Streubreite unterliegen, aber nach wie vor deutlich unterhalb der bestehenden Grenzwerte liegen“. (Kommentar: Man könnte auch einen Umkehrschluss ziehen, und zwar folgendermaßen: Die Grenzwerte sind zu hoch, da sie die steigenden Zivilisationserkrankungen nicht erklären können.)

Es wurde sehr viel mit Modellen, eigens entwickelten Berechnungen und Messverfahren gearbeitet. Dabei wurde auch an einem Beispiel gezeigt, dass die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehrundfunks DVB-T durch den Umstieg auf eine hochfrequenztechnisch effizientere neue Technologie mit einer allgemeinen Expositionserhöhung verbunden sein kann. „Fragen der Gesamt-exposition in komplizierteren Szenarien mit mehreren unterschiedlichen Quellen sind jedoch nicht abschließend beantwortet worden“. „Im Zusammenhang mit der Exposition der allgemeinen Bevölkerung bleiben Fragen hinsichtlich maximaler und typischer Exposition durch neue Technologien grundsätzlich offen.“

Zur Risiko-Kommunikation (Punkt 7.):

„Ziel der DMF-Studie war es auch, die gesellschaftliche Wahrnehmung des Themas „elektromagnetischer Felder des Mobilfunks in Deutschland“ insgesamt und in spezifischen Gruppen zu beleuchten“. In bestimmten Subgruppen ist die Sorge bezüglich elektromagnetischer Felder und die wahrgenommene Beeinträchtigung hoch. Die hier durchgeführten Studien machen aber deutlich, dass Beeinträchtigungen durch EMF für den überwiegenden Teil der Bevölkerung keine Rolle spielen. (Es sollte überdacht werden, in wieweit Technikverliebtheit, eventuell sogar Sucht, vor allem bei Jugendlichen, bzw. Technikabhängigkeit die Menschen beeinflussen.)

So kommt das DMF zu dem Schluss, dass stark besorgte Bevölkerungsgruppen spezifisch abgestimmte Informationen benötigen – ungeachtet der Frage eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen Exposition und gesundheitlichen Wirkungen. Näher untersuchen will man deshalb die Bedeutung von Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Akzeptanz sowie konkrete Möglichkeiten, diese aktiv zu steigern (z.B. den „Beweis von der Nicht-Existenz von Risiken“). Bei den Betroffenen kommt die Frage auf: Wie sag ich’s meinen Enkeln? Wird die nächste und vor allem übernächste Generation uns den Satz abnehmen: Wir hätten von nichts gewusst?

Geplant ist, durch einen Umweltforschungsplan des BfS (Bundesamtes für Strahlenschutz) vor allem die deutschen Allgemeinmediziner über die Unschäd-lichkeit des Mobilfunks ausführlich zu informieren (Punkt 7.3). Das heißt, es bedarf einer „unterschiedlichen Herangehensweise“ mit gezielten „Informa-tionsmaßnahmen“, ausgerichtet auf „verschiedene Gruppen“. (Fazit, IV. 2.3.)

„Die Kommunikation auf der lokalen Ebene ist eine der zentralen Möglichkeiten, mit besorgten oder informationsbedürftigen Bürgern in Kontakt zu treten.“ „Den Kommunen kommt dabei eine zentrale Rolle zu, durch transparente und rechtzeitige Informationen eine vertrauensvolle Anlaufstelle für Fragen des Mobilfunks zu sein.“ Mindestens 11 % der Bevölkerung, nämlich die Betroffenen (Zahl siehe oben) werden sich wundern, wie die kommunalen Vertreter diese Art von Job meistern. Denn auch sie sind Familienväter und -mütter und wünschen sich eine enkeltaugliche Zukunft.

Lit.:

– EMF-Portal der Bundesregierung: www.emf-portal.de

– Gegendarstellung durch den Bundesverband Elektrosmog e.V.:

Dr. Birgit Stöcker, Elektrosmog – eine reale Gefahr,

Shaker-Verlag, ISBN 978-3-8322-6055-2


Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet