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Sparet dir Löle

Strom sparen ist angesagt, mit allen möglichen weisen Ratschlägen von oben. Aber wussten Sie, dass jede Kilowattstunde, die Sie jetzt mühsam zusammensparen, schon längstens verkauft ist? Nicht nur um Tage zum Voraus, sondern um mehrere Monate. Und dies um teilweise bis zu 10mal höheren Preisen.

Von Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)
Schwarzenburg, 16. September 2022

«Zahlet dir Löle!»
sagt Katharina die Kühne, die seit 60 Jahren tapfer an meiner Seite ausharrt,  jeweils bei jeder Krankenkassen- oder Steuerrechnung die bei uns eintrifft. Heute morgen tönt es etwas anders, nämlich, «sparet dir Löle».
Kochen nur noch mit Deckel auf der Pfanne (als ob das nicht jede Köchin oder Koch seit jeher täten), Kühlschranktüren nur noch 3 mal pro Tag öffnen, nur noch einmal pro Tag Duschen (Waschlappen aktivieren!), den Netz- und Ladegeräten nach Gebrauch den Stecker ziehen usw. Zudem auch noch Leuchtreklamen aus (waren sowieso ein Ärgernis), Schaufensterbeleuchtung nach Ladenschluss ebenfalls aus, Weihnachtsbeleuchtung ist jetzt schon abgesagt.
Und wie sie alle lauten, die gut gemeinten Ratschläge. «U zum z’Morge ässe brusch gwüss ke Liecht, wirsch zu Muu öppe o no im Fischtere finge.»


Bild oben: Wohl einer der einfachsten Stromspartyps

Ausser dem Frühstück im Dunkeln wäre nun wirklich nichts einzuwenden. Ja wenn….ja wenn nicht jede mühsam zusammengesparte Kilowattstunde nicht schon mehrere Monate zum Voraus zu horrenden Preisen verkauft worden wäre.
Dass Strom eine Handelsware ist, wussten wir schon lange. Ebenfalls wussten wir, dass Strom an der Strombörse gehandelt wird. Jedoch glaubten wir bis anhin, dass dieser Handel für den laufenden Tag oder maximal für eine Woche zum Voraus stattfinden würde. Weit gefehlt! Im Interview mit SRF klärte uns der AXPO-Direktor sinngemäss über Folgendes auf:
Strom, welcher erst nächsten Frühling produziert wird, haben wir infolge der riesigen Nachfrage schon lange verkauft. Mit langfristigen Lieferverträgen und dies zu Preisen, die bis zum 10-Fache von heute betragen können. Und wie halt in der Branche üblich, mit bereits hinterlegten milliardenschweren Sicherheitsgarantien, falls wir dann nicht liefern können.

Hallo liebe Leute, seid Ihr Euch bewusst, dass jede Kilowattstunde die Ihr Euch heute mühsam zusammenspart, im festen Glauben darum, dass bereits jetzt jede Kilowattstunde zähle, damit unsere Stauseen noch vor dem Wintereinbruch etwas besser gefüllt sein würden, schon lange zu horrenden Preisen verkauft worden ist.
«Sparet dir Löle, mir hei euch dä Pfuus scho lang verchouft!» Und zu was für Preisen!

Jetzt, wo die Stauseen nur zu 80 statt wie in dieser Jahreszeit üblich, zu 95% gefüllt sind, dattert es den Strombaronen langsam, und sie rennen mit weichen Knien zum Bundesrat und betteln um einen Rettungsschirm für den Fall, dass sie zur Kasse gebeten werden weil sie den vor Monaten verkauften Strom nicht liefern können.
Und der liebe Bundesrat, fern von jeglichen technischen Fach und Sachkenntnissen sichert allein der AXPO einen Kredit von 4 Milliarden zu. Und weitere 6 Milliarden können die kleineren Produzenten wie etwa ALPIQ und BKW noch beantragen. Man könne doch in einer Mangellage, wie heute, die grössten Stromlieferanten des Landes nicht etwa in die Insolvenz laufen lassen. Wie etwa seinerzeit die SWISSAIR.

Allein schon deshalb werden unsere Bundesparlamentarier diese Kröte einfach schlucken. Aber sauber ist dieses Geschäft bei Weitem nicht. Nur noch dubioser ist noch der Stromhandel von Leuten die weder ein Elektrizitätswerk noch ein Stromnetz besitzen, sondern heute an der Strombörse einfach einige Gigawattstunden mit Liefertermin Februar einkaufen und diese dann, wenn in eben diesem Februar eine Mangellage herrscht, mit über 1000% Gewinn weiterverkaufen. So macht man Milliarden! Eine Gigawattstunde kostete bisher 55’000 Euro. Im Februar wird es voraussichtlich rund eine Million sein.

Also lebe Leute spart eifrig Strom, damit sich unsere Stauseen jetzt möglichst rasch füllen oder zumindest nicht zu rasch leeren, und damit die Stromhändler im kommenden Februar noch liefern können.
Im Falle dass die Stromhändler nicht liefern können, ist dann ja nicht etwa Schadenfreude angesagt. Denn dann sitzen wir im Dunklen und frieren, die dubiosen Stromhändler sitzen dann längst in ihren Villen auf den Bahamas mit eigenem schallgedämpftem Diesegenerator im Keller.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission hat im Sinn, den Strombaronen die so erwirtschafteten horrenden Gewinne mit ebenso horrenden Steuern wieder abzuknöpfen und unter Familien und Alleinerziehende zu verteilen, damit diese ihre Stromrechnungen noch bezahlen können.
Kommentar der Stromlobby im eidgenössischen Parlament: «Haben wir wieder einmal Schwein, dass die Schweiz nicht in der EU ist !»

Quellenangabe zu diesem Artikel:
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/staat-stuetzt-stromkonzern-das-muessen-sie-zum-axpo-rettungsschirm-wissen
und
https://www.srf.ch/news/schweiz/sommaruga-im-interview-es-ist-eine-sicherheit-die-wir-der-axpo-geben

Von Hans-U. Jakob

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