News

Schönfärber – ein neuer Beruf beim SECO

Hans-U. Jakob, 15.9.07

Schlagzeile in der Tagespresse vom 14.9.07: Strahlung ist weit unter dem Grenzwert

Anlässlich der Pressekonferenz des Staatssekretariates für Wirtschaft SECO,  vom 13. September,  zu welcher Gigaherz selbstverständlich nicht eingeladen war, konnte die staunende Journalistenschar allerhand Schöngefärbtes direkt konsumieren oder den vorgefertigten Pressetexten abkopieren.   Letzteres geht am schnellsten und billigsten, besonders wen man(n) oder frau von der Sache nichts versteht.  Vom SECO „untersucht“ wurden 416 Arbeitsplätze in 6 Grossbetrieben.

Seco_1.jpg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 28 aus dem SECO-Bericht:  83 Arbeitsplätze im Hauptbahnhof Zürich

Ein uraltes Sprichwort lautet: Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Die Balken sind Mitelwerterfassungen des Messinstrumentes, welche zusätzlich mochmals über 1 Minute gemittelt wurden. Dunkelgrüne Balken bedeuten, das Ganze nochmals über 60 Arbeitsplätze gemittelt und hellgrüne nochmals über 23 Arbeitsplätze gemittelt.  Dass bei so viel Mittlerei von den schlechten Arbeitsplätzen kaum mehr etwas übrig bleibt, erstaunt wohl niemanden.  Diese Erfassunfsart ist für den Vergleich mit der Grenzwerteinhaltung absolut unzulässig. 

Die Resultate wurden in % des Grenzwertes bekanntgegeben

Ja von welchem Grenzwert denn?

Dem kriminellen Suva-Grenzwert von 92….137V/m (Volt pro Meter) ?

Dem amtlichen Immissions-Grenzwert für Kurzzeitaufenthalt (aussen) von 40….60V/m ?

Dem amtlichen Anlagegrenzwert für Daueraufenthalt (für Innenräume) von 4….6V/m ?

Oder dem biologischen Grenzwert (zum gesund bleiben) von 0.02V/m ?

Und bei welcher Frequenz? Denn verschiedene Frequenzbänder haben verschiedene Grenzwerte.

Gemessen wurden Immissionsquellen wie WLAN, Bluetoth, UMTS, DECT, Mobilfunk 1800, Mobilfunk 900, Pager, Tetra, Tetrapol, und UKW-Sender

Den Prozentangaben wurde jedoch nur der Immissionsgrenzwert für UKW-Sender von 28V/m zu Grunde gelegt.  Das ist bezeichnenderweise ein Wert, der nur für Kurzzeitaufenthalte im Freien gilt.  Wenn schon mit UKW verglichen werden müsste, dann allerdings mit den Grenzwerten für Daueraufenthalt in Innenräumen von 3V/m.  Somit sind die von SECO angegebenen Prozentangaben schon mal um Faktor 10 nach unten gemogelt worden.

UKW ist zudem eine Immissionsart, die an den gemessenen Arbeitsplätzen so gut wie gar nicht vorkommt.

So erhält man gezwungenermassen phantastisch gute Resultate.  Man(n) muss nur wissen wie.

So ist es in jedem Beruf.  Auch in demjenigen des Schönfärbers.

Schönfärberei ist eine sehr trickreiche Sache

Statt der in der NISV vorgeschriebenen Spitzenwertmessung wurde an jedem Arbeitsplatz ein 1-Minuten Mittelwert abgenommen.  Das ist nichts anderes als ein Momentanwert, welcher für die Bewertung eines Ortes mit empfindlicher Nutzung überhaupt nicht zulässig ist.  Hier muss zwingend mit der Peak-Hold-Funktion (Einfrieren des Spitzenwertes) operiert werden.

Dann wurde nicht auf die maximal mögliche Kapazität der Sender hochgerechnet, sondern es wurde nur der Durchschnitt von dem genommen, was rein zufällig während der Messzeit von 1 Minute gerade in Betrieb war.

Auch wurde mit voller Gebäudedämpfung, das heisst bei geschlossenen Fenstern gemessen. Das ergibt, wenn auf den Nachbardächern Mobilfunksender installiert sind, in V/m gemessen, eine weitere Reduktion von Faktor 5.5.

Dann wurde für den Mobilfunk nur die sogenannte Downlink-Strahlung berücksichtigt.  Das heisst, nur das, was von aussen auf den Arbeitsplatz hereinstürzt.   Die sogenannten Uplinks, das ist das, was die in einem Grossraumbüro doch sehr zahlreich vorhandenen Handys von sich geben, sind in den Resultaten nicht inbegriffen.  Und das könnte bis zu einer Verdoppelung der Messresultate führen.

Die Messunsicherheit des Instrumentes von 50% wurde in den Resultaten nicht eingerechnet.

Abgesehen davon, dass sich das hier verwendete Messgerät für UMTS-Strahlung sehr schlecht  eignet.   Hier steigt die Messunsicherheit in den Bereich des Kaffeesatzlesens.

UMTS-Sender sind in der Regel in den Standortdatenblättern mit rund 3 mal höherer Leistung deklariert.  Trotzdem ist in den SECO-Diagrammen die UMTS-Strahlung 3mal tiefer angegeben.  Schon von da her kann das überhaupt nicht stimmen.

Und bei einer Frequenz von 3 Gigahertz hört der Messbereich des verwendeten Gerätes auf, obschon etliche WLAN Verbindungen bereits heute auf wesentlich höheren Frequenzen laufen.

Und zu Guterletzt wurde in den Balkendiagrammen nochmals Messresultate von bis zu 60 Arbeitsplätzen gemittelt.  Ein Mittelwert des Mittelwertes aller Mittelwerte.

Beispiel:  Nimmt man die Mittelwerte von 4 guten Arbeitsplätzen plus 1 schlechtem Arbeitsplatz, hat man im Schnitt 5 gute Arbeitsplätze.   So einfach ist das.

Was in der SECO-Untersuchung völlig fehlt, sind die biologisch ebenfalls hochwirksamen Niederfrequenzfelder der zahlreichen Stromversorgungseinrichtungen, von welchen die beurteilten Arbeitsplätze ebenfalls umgeben waren…….

Fazit: Die Prozentangaben, die da den Journalisten und in der Folge den Radiohörern und dem Fernsehpublikum aufgetischt wurden, sind alles andere als brauchbar, geschweige denn korrekt.  Wir haben es hier mit einer Schönfärberei von kolossalem Ausmass zu tun.  Hier soll doch die Bevölkerung genau so hinters Licht geführt werden wie mit den ICNIRP-Richtlinien, auf welche sich die ganze Messerei hier abstützt.  Richtlinien einer sogenannten internationalen Strahlenschutzkommission,  Nur dass diese ICNIRP keine internationale Behörde ist, sondern ein privater industrienaher Verein mit Sitz in München, dessen Mitglieder sich gegenseitig selbst ernennen oder gelegentlich auch absetzen und dass keine Nation der Welt die Möglichkeit hat, dorthin jemanden zu delegieren oder jemanden abzuberufen.

Wissenswert ist ferner, dass die im SECO Messbericht zur Beurteilung herangezogenen Grenzwerte nur vor thermischen Wirkungen (Hautrötungen) schützen und alle nichtthermischen Wirkungen wie direkte Beeinflussung des Nervensystems, Schwächung der Gehirnleistung, Schwächung der Konzentrationsfähigkeit, Schwächung des Immunsystems, Erhöhung der Krebsanfälligkeit usw. mit diesen Werten nicht abgedeckt sind.

Das SECO ist nicht allein verantwortlich für diesen Bericht, kräftig mitgewirkt haben laut „Danksagung“ ua. Herr Bernhard Eicher von der Swisscom und Dr. Ing. Matthias Wuscheck, FH Deggendorf D.   Diese Namen sind den Elektrosmog-Betroffenen längstenstens bestens bekannt…….. 

Den Bericht in voller Länge von 62 Seiten ist erhältlich unter:

http://www.news-service.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/9546.pdf

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet