News

Sah ein Knab Antennen steh’n

Sah ein Knab Antennen steh’n

von Evi von Drachenfels, frei nach JW. von Goethe, am 10.3.2006

Sah ein Knab Antennen steh’n
oben auf dem Dache
denkt, das könnt‘ noch besser geh’n
lief er schnell, noch mehr zu seh’n.
das wär `ne feine Sache,
sie auf einem Kirchenturm
ganz oben zu postieren
oder besser innen drin,
dort würd sie nicht genieren.

Swisscom, Orange, kommet schnell,
denn hier gibt es Leute,
die verdienen gern sich Geld,
nicht morgen erst, schon heute.

So kam es, wie es kommen muss,
den einen kam’s zur Freude,
den anderen kam es zu Verdruss
heut‘ streiten sie sich beide.

Und warum?

Sah ein Knab den Kirchtum steh,n
mitten drin im Orte
denkt, der wäre wunderschön
mit Antenne anzuseh’n,
bedarf’s noch vieler Worte?
Nicht nur das Wort von Gottes Sohn
sonntags wär‘ zu hören,
nein, auch Handys Klingelton
würde da nicht stören?
Die Antenne bringt ja Geld
und dieses will ich haben,
denn das Geld regiert die Welt
nicht nur die milden Gaben.

Orange, Swisscom, Sunrise baut
uns endlich die Antennen!
Das Kirchenvolk soll trotz Protest
den Vorteil bald erkennen!

Doch das Volk, es rebelliert,
will dieses Zeug nicht sehen
soll weder nah am Gotteshaus,
noch auf dem Kirchturm stehen.
Die Kirche ist ein heil’ger Ort,
dort woll’n die Leut‘ nur beten,
sonst werden eines Tages sie
das Haus nicht mehr betreten.
Dann lieber Pfarrer, predigst du
vor lauter leeren Bänken
und das Volk wird dann nicht mehr
den Blick vor Andacht senken.
Auch wenn der Teufel wasserscheu,
wird niemandem was nützen,
mit dem geweihten Wasser dann
dort emsig rumzupritzen.

Orange, Sunrise denkt daran,
man soll nichts provozieren
sonst geht der Schuss nach hinten raus
ihr könntet auch verlieren.

Doch die liebe Lobby spricht:
„Das wird euch nicht viel nützen,
der Vertrag ist schon gemacht,
wir werden uns drauf stützen.
Ob ihr in die Kirche geht
oder sie jetzt meidet,
uns ist es ausserdem egal,
wer unter Strahlung leidet.
Wir machen alles, was bringt Geld
wenn ihr euch noch so sträubet,
auch wenn ihr statt dem Kirchengang
in euren Häusern bleibet.“

Swisscom, Sunrise, denket dran,
ihr überspannt den Bogen
das Volk, es hat schon lang erkannt,
was wahr ist, was gelogen.

Das Volk, es lässt sich einige Zeit,
doch ewig nicht belügen
und denket dran, bald ist’s soweit,
die Wahrheit, die wird siegen.
Wenn ihr jetzt glaubt, ihr könntet uns
mit UMTS beglücken,
um von Kirchentürmen aus
jetzt Bilder zu verschicken,
so werden wir nicht eher ruh’n,
ein solches Tun bekämpfen,
drum habet Acht, es könnte bald
den Optimismus dämpfen,
mit dem ihr meint, ihr könntet uns,
die Schwäch’ren, niederringen,
denn dieses kann nur eine Zeit,
doch ewig nicht gelingen.

Orange, Sunrise habet Acht,
denn einmal kommt die Stunde,
dann wird die Rechnung euch gemacht
dann geht an uns die Runde.

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet