News

Nationales Forschungsprogramm wird verschleppt

Bereits Anfangs 2003 wurden alle interessierten Stellen, wie Universitätsinstitute, private Forschungsinstitute und Schutzorganisationen vom BAFU nach Bern eingeladen, um eine Eingabe an den Bundesrat für ein Nationales Forschungsprogramm mit einem Budget von Fr. 5’000’000 zu diskutieren und Wünsche für Grobkonzepte zu Forschungsprogrammen im Bereich nichtionisierender Strahlung (Elektrosmog) zu äussern.

Hans-U. Jakob, 23.11.06

Schutzorganisationen nicht interessiert
Alle renomierten Organisationen wie WWF, Greenpaece, Krebsliga, Krankenkassen Konsumentenschutzorganisationen usw. fanden ein Erscheinen nicht für nötig. Als einzige Schutzorganisation unter den vielen Wissenschaftern war einzig Gigaherz anzutreffen, was selbst die Veranstalter (BAFU) frustrierend fanden.
Gigaherz setzte sich dort vehement für epidemiologische (statistische) Forschungsprogramme ein, um möglichst rasch, das heisst innerhalb von maximal 2 Jahren zu brauchbaren statistischen Ergebnissen zu kommen, um wenigstens noch einen Teil der Schweiz vor der totalen Verstrahlung retten zu können. Das wäre bis Ende 2005 noch möglich gewesen. Aber bereits an dieser ersten Zusammenkunft wurde ein „Fahrplan“ vorgelegt, welcher es lediglich erlaubt hätte, erste Ergebnisse im Jahre 2009 zu publizieren. Immerhin. Siehe /neues-nationales-forschungsprogramm-2005/

Der Bundesrat liess sich Zeit
Sehr viel Zeit sogar, um die 5 Millionen zu bewilligen. Nämlich 2 volle Jahre. Offenbar in der Hoffnung die Protestwelle in der Bevölkerung und die Flut von Einsprachen würde wohl bald von selber abflauen. Weit gefehlt! Parlamentarische Vorstösse häuften sich und selbst beim Bundesgericht kam es infolge Mobilfunkbeschwerden zum Papierstau.
Erst Anfangs März 2005 kam es dann endlich zu der bundesrätlichen Kreditsprechung. Gepaart mit sehr viel Selbsbeweihräucherung für diese Grosszügigkeit. Wenn man bedenkt, dass diese Programme 15 Jahre früher hätten beginnen müssen, konnte es einem ab diesem gegenseitigen Schulterklopfen schon schlecht werden.
Siehe /neues-nationales-forschungsprogramm-2005/

Bis zum Herbst 2005 konnten nun die Forschungsinstitute ihre Projekte konkretisieren und beim Nationalfonds einreichen.
Die Zeit drängte. Denn viele Schweizer Gemeinden hatten ein Antennenmoratorium verfügt, bis diese Resultate auf dem Tisch liegen würden.
Auch hier musste das Bundesgericht eingreifen und diese Moratorien mit den fadenscheinigen Begründungen aufheben, der Bundesrat habe mit seiner gegenwärtigen Grenzwertsetzung seine Vorsorgepflicht bereits erfüllt und seinen Ermessensspielraum nicht überschritten. (!) Siehe /neues-nationales-forschungsprogramm-2005/

Das heisst, spätestens im Frühling 06 hätte mit der Forschungsarbeit begonnen werden können.
Hätte, wenn nicht der Nationalfonds, das ist das Gremium welches staatliche Forschungsgelder verteilt, sich nicht dermassen in der Evaluation der Forschungsprogramme verstrickt hätte. Noch heute, Ende November 06 sind die Arbeiten nicht vergeben.
Kein Wunder, wenn man sich diese äusserst schwerfällige Organisation namens Nationalfonds mit ihren zahlreichen Stiftungs- und Forschungskommissionen und mit ihren 130 festen Mitarbeitern auf der Internetseite http://www.nfs.ch anschaut.

Auf telefonische Anfrage hin wird einem dort erläutert, dass es frühestens im Februar 07 zu einer Vergabe der Gelder kommen könne und dass es gut 2011 werden könne bis erste Forschungsresultate bekannt seien.

Rekapitulation:
Erste Diskussionen: Frühjahr 2003
Hier wurden erste Ergebnisse gefordert bis Ende 2005
Es wurde jedoch bereits hier ein Fahrplan mit ersten Ergebnissen bis 2009 vorgelegt. Der Bundesrat lässt sich mit der Kreditsprechung bis März 2005 Zeit, ist also bereits 2 Jahre im Verzug
Im Frühling 2006 hätte mit der Forschung begonnen werden können
Der Nationalfonds lässt sich indessen mit der Vergabe der Gelder wiederum Zeit, das heisst bis Anfangs 2007.
Erste Ergebnisse sind nicht vor 2011 statt 2009 wie ursprünglich geplant, zu erwarten.

Eine Verschwörung?
Angesichts dieser Verzögerungen, sowohl beim Bundesrat, wie beim Nationalfonds fällt es einem immer schwerer, nicht an gewisse Verschwörungstheorien zu glauben. Zum Mindesten will man ganz sicher den Mobilfunkbetreibern den ungestörten Aufbau ihrer UMTS-Netze ermöglichen. Für die Forschung, weshalb die Menschen krank werden, bleibt dann später noch sehr viel Zeit.

Etwas Gutes hat die Angelegenheit trotzdem:
An der ersten Zusammenkunft 2003, hat Gigaherz allein auf weiter Flur, epidemiologische (statistische) Untersungen gefordert, um möglichst rasch zu aussagekräftigen Resultaten zu kommen, während die in grosser Mehrheit anwesenden Vertreter der Forschungsinstitute mehr Grundlagenforschung wünschten.
Wie nun auf telefonische Anfrage hin mitgeteilt wurde, sollen jetzt doch tatsächlich 3 Studien im epidemiologischen Bereich berücksichtigt werden.

Die Vorgeschichte finden Sie unter:
Neues Nationales Forschungsprogramm (unter WHO/ICNIRP/CH-Behörden)

Und weitere Ungereimtheiten bei: Swiss Hot-Water-Bottles: 5 Jahre Schweizer Bettflaschenforschung (unter Forschung und Technik)

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet