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Mittelwellensender Beromünster vor dem AUS?

Mittelwellensender Beromünster vor dem Aus?

Hans-U.Jakob, 26.2.02

April 98:
Ein 70-jähriger Einheimischer schlägt Alarm. Er sei, so sagt er, der letzte Ueberlebende seines Jahrgangs. Dies nur weil er im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden immer gute 4 Kilometer vom Sender entfernt gewohnt habe. Die Uebrigen seiner Schulklasse seien alle vor dem 65sten Jaltersjahr gestorben.
Ein Augenschein unter der Führung des Betroffenen im Sendergebiet zeigt ein trauriges Bild. Depressive Menschen, Menschen mit Gelenk-und Gliederschmerzen bis zum Geht-nicht- mehr, viele davon gehen bereits mit 45 an Krücken.

Messungen mit dem Breitbandmessgerät zeigen bald warum. Die E-Feldstärken betragen, gemessen in Volt pro Meter und 1.5 und 3m über natürlichem Boden in:

Linden, Entfernung = 2200m: 2V/m resp. 4V/m
Schlössli, Entfernung = 1700m: 3.5V/m resp. 5V/m
Locheten, Entfernung = 1700m: 7V/m und 14V/m
Hueben, Entfernung = 1200m: 15V/m und 25V/m

Erlosen, Entfernung = 900m: 12V/m und 24V/m
Waldi, Entfernung = 800m: 20V/m und 30V/m
Blosenberg, Entfernung = 200m: 30V/m und 70 V/m

Bei den obigen Ortsangaben handelt es sich wohlverstanden um bewohnte Weiler oder Einzelhöfe! Die Entfernung ist horizontal ab Mastfuss und nicht radial ab Antenne.

Ein Brief im Klartext und mit der Bitte, die Todesursachen und Lebenserwartungen rund um den Sender Beromünster zu untersuchen, geht an das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, sowie an das Umweltamt des Kantons Luzern. (Dr.Joller)
Die Antwort könnte schnoddriger nicht sein. Solchen Unsinn werde man kaum ernst nehmen, heisst es.
In der Folge wenden sich noch verschiedene andere Anwohner an Dr. Joller. Antwort:
„Wir nehmen euch ernst, aber wenn ihr den Jakob nach Beromünster holt, können wir nichts mehr für euch tun.“
Der Jakob bleibt in der Folge schön brav zu Hause und harrt zusammen mit den Anwohnern des Senders der ernsthaften Dinge, die da offenbar ganz ohne ihn kommen sollen. Doch dem Dr.Joller scheint die Lust am Ernst ganz ernsthaft vergangen zu sein. Er tut nämlich mit tiefstem Ernst und sehr ernsthaft gar nichts.

Februar 2000:
Die neue Verordnung des Bundesrates über nichtionisierende Strahlung, die sogenannte NISV, wird in Kraft gesetzt. Demnach müsste der Mittelwellensender Beromünster seine Immissionen an Orten, wo sich Menschen dauernd aufhalten auf max. 8,7V/m zurückschrauben.

Mai 2002:
Messungen an Orten, welche von 1998 her bekannt sind, zeigen, dass in der Zwischenzeit, Gesetz hin oder her, punkto Sendeleistung nichts Ernsthaftes passiert ist.
Die Leute um Beromünster erhalten von Jakob erneut den Ratschlag, sich zu organisieren und gemeinsam gegen die Behörden vorzugehen. Doch das wird als unanständig empfunden.
(Kann man halt nichts machen, sollen sie den Dreck halt haben.)

Febr. 2003:
Die Swisscom und die SRG legen in den Anwohnergemeinden ein Gesuch auf, den Sender mit einer Sondererlaubnis, weitere 12 Jahre mit derselben Leistung und mit einer bestehenden Grenzwertüberschreitung von 800% weiterbetreiben zu dürfen.
Jetzt sieht die Sache doch schon etwas hoffnungsvoller aus. Es sind mehrere Einsprachen gegen dieses Ansinnen unterwegs. Können doch geplante Ueberbauungen in Beromünster und der Nachbargemeinde Gunzwil nicht mehr realisiert werden, weil mögliche Käufer bereits bei einer ersten Besichtigung davonlaufen oder rechtsumkehrt machen, wenn sie den riesigen Sendeturm mit 275m Höhe nur von weitem erblicken.

Auch die hochgezüchteten Milchkühe ertragen offenbar die elektromagnetischen Feldstärken viel schlechter, als ihre robusten Vorfahren der Braunviehrasse.

Die Tage der grössten elektromagnetischen Dreckschleuder der Schweiz und des grössten Stromfressers der Region scheinen jetzt gezählt zu sein.
Mit dem Drücken auf die Tränendrüsen versuchen einige Unverbesserliche noch zu retten, was noch zu retten ist. Aus der Nostalgiekiste werden wieder die Kriegsjahre 1939-1945 hervorgeholt, wo der Sender in der Weltgeschichte angeblich eine grosse Rolle gespielt haben soll. Nostalgikern zufolge, der einzige Sender, der noch die Wahrheit über das Kriegsgeschehen verbreitet haben will. Wenn man allerdings die Zensurbestimmungen kennt, welchen damals die gedruckte Presse unterstellt war, um Adolf den Schrecklichen ja nicht zu verärgern, ist diese Version kaum glaubwürdig. Denn über den Massenmord an jüdischen Mitmenschen in den Konzentrationslagern hat der Sender nachweislich nie eine Silbe verlauten lassen, obschon dieser dem Schweizer Bundesrat seit 1942 bekannt war.

Dann geht das Gejammer los über vereinzelte Bauernhöfe und Sennhütten in Bergregionen, welche angeblich noch von keinem UKW-Sender bestrichen würden und deshalb dringend auf die Mittelwelle Beromünster angewiesen sei. Ein Argument das kaum sticht. Rechnet man die Betriebs- (Stromkosten) von Beromünster zusammen könnten damit einige UKW-Sender in Berggebieten gebaut und betrieben werden. UKW-Sender belasten die Schweizer Luft übrigens in ihrer Gesamtheit weit weniger als 10% der von Beromünster allein verursachten Immissionen.

Der Mittelwellensender Beromünster sendet übrigens heute mit einer Leistung von 650kW ERP, während dem kalten Krieg waren es 1000kW. Die Abstrahlung ist kugelförmig und ungerichtet. Deshalb sind in der Umgebung kaum höhere Feldstärken anzutreffen, als seinerzeit beim Kurzwellensender Schwarzenburg, wo die gesamte Ladung zu verschiedenen Tageszeiten in 5 genau definierte, seitlich begrenzte Richtungen gestrahlt wurde. Jedoch nie mehr als in 2 Richtungen gleichzeitig.

Lesenswertes dazu finden Sie unter:

Beitrag Nr.45 aus dem Archiv

Beitrag Nr.51 aus dem Archiv

Beitrag Nr.273 aus dem Archiv

Von Hans-U. Jakob

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