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Kein Handy-Empfang – Feuerwehrkommandant verpasst Alarm

Ein Kommentar zu einem missratenen PR-Artikel in der Berner-Zeitung vom 25.Februar 2014 von Hans-U. Jakob, Schwarzenburg Seit März 2011 ist im Berner Mittelland das Polycom-Funknetz im Betrieb. Das ist ein separates Funknetz über welches alle Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, Polizei, Sanität, Zivilschutz und sogar die Rettungsflugwacht nicht nur unter sich, sondern auch miteinander über ein und dieselben handlichen Handfunkgeräte kommunizieren können.

Ein Funknetz, dass immer und überall läuft, auch dort wo Handys längst den Geist aufgegeben haben.

Davon scheint man bei der Regio-Feuerwehr Aarberg, im Berner Mittelland, noch nie etwas gehört zu haben. Oder hat ihr neuer Kommandant, seit Mitte Januar in Amt und Würde und in der Ortschaft Radelfingen wohnhaft, eine dermassen grosse Gedächtnislücke.

In der Berner Zeitung vom 25. Februar beklagte er sich jedenfalls bitter darüber, dass er wegen dem schlechten Empfang auf seinem I-Phönchen zu Hause im Ortsteil Detligen einen Alarm verpasst habe. Draussen im Freien möge es zwar vielleicht schlecht und recht noch gehen, aber im Innern des Hauses sei Ende der I-Phoniererei.

 

 


Feuerwehrspielzeug.jpg<<<Bild links: Und wie würde es mit einem Festnetz-Anschluss wohl gehen, Herr Kommandant? Da müssten Sie sich nicht in volle Montur stürzen, um draussen vor der Türe dem BZ-Reporter den Aarberger-Feuerwehrmarsch vorzutanzen.
Vielleicht haben Sie das Festnetz ebenso aus ihrem Gedächtnis verloren wie das Polycom-Funknetz. Dieses Problem dürfte ein Feuerwehroffizier eigentlich nicht haben. Dann wird vom BZ-Reporter weiter gerätselt, es könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass über die Selbe Swisscom-Antenne im Nachbarort Kallnach zu viele Leute gleichzeitig handysieren möchten.

Gar nicht so schlecht geraten. Denn eine UMTS-Antenne kann wohl pro Sektorantenne ca. 70 Verbindungen aufbauen. Diese Zahl fällt jedoch sehr schnell auf 16 zusammen, wenn Bildchen oder gar Filmchen, das heisst, umfangreiche Dateien übertragen werden. Und das passiert im Katastrophenfall immer.

Das muss jede/r Feuerwehrverantwortliche wissen.

Auch bei jeder noch so kleinen Katastrophe, wird von Gaffern gefilmt, was das Zeug hält. Und selbstverständlich müssen alle Freunde, Bekannten und Verwandten auf dem Laufenden gehalten werden. Da hat ein Feuerwehrkommandant nicht mehr die geringste Chance, per Handy von irgendwoher Hilfe anzufordern. Das Selbe ist auch bei Strassenverkehrsunfällen zu beobachten. Zuerst werden mal Filmchen oder Bildchen geschossen und übertragen, bevor es dann vielleicht Einem oder Einer in den Sinn kommt, dass man ja noch die Sanität rufen könnte, falls es dann noch eine freie Linie gibt.

Feuerwehren und Rettungsdienste die sich auf das Handynetz von Swisscom, Sunrise oder Orange verlassen, handeln grob-fahrlässig. Diese Netze sind noch aus einem andern Grund Notfall-untauglich: Hand in Hand mit einem Katastrophenfall geht vielfach auch noch ein länger andauernder, grossflächiger Stromausfall. Und dabei fallen erfahrungsgemäss nach 30 Minuten auch noch die Mobilfunknetze aus. Denn länger reichen die Notstrombatterien in den Basisstationen selten aus. Denn es wurde damit gerechnet, dass 98% aller Stromausfälle weniger lang als 5 Minuten andauern….Das Festnetz dagegen hat eine Notstrom-Autonomie von 48 Stunden, und Polycom bis zu 8 Stunden.

Unzuverlässige Festnetz Schnurlostelefone

Wichtige Organisationen und wichtige Personen aufgepasst. Festnetz-Schnurlostelefone fallen bei Stromausfall unverzüglich aus. Sobald die Basis, auf welcher der Mobilteil normalerweise aufliegt, nicht mehr mit Netzstrom versorgt wird, funktionieren eure Schnurlosen nicht mehr. Da ist es von riesigem Vorteil noch einen kabelgebundenen Telefonapparat nach alter Mode zu haben, welcher seine Stromversorgung direkt aus dem Kabel-Telefonnetz bezieht.

Das ist auch bei einem Brandfall oder bei einem Überfall im eigenen Haus wichtig zu wissen. Ist der Strom schon weg, wenn jemand die Feuerwehr oder die Polizei anrufen will, hat er oder sie riesiges Pech.

Von Hans-U. Jakob

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