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Jingle Bells schon im Oktober

Die Handy-Verkäufer brechen alle Rekorde – Neue gezinkte Hirntumor-Studie läutet das Weihnachtsgeschäft 2011 bereits Ende Oktober ein.

von Hans-U. Jakob, 25.10.2011




Schlittenpferde.jpg<<<Bild links: Jingle Bells soll laut Wikipedia gar kein Weihnachtslied, sondern ein Lied für Pferdeschlittenrennen sein. Die Jingle Bells sind die Schellen am winterlichen Pferdegeschirr zur Warnung der Fussgänger, weil im Schnee kein Hufgetrampel hörbar ist.

Ein untrügliches Zeichen, dass das Weihnachtsgeschäft begonnen hat: Aus den Lautsprechern der Einkaufsmeilen tönen die ersten Jingle Bells-Melodien und durch den Presse-Blätterwald rauschen die ersten gezinkten Entwarnungsstudien. Handys verursachen keine Hirntumore! Jedes Jahr 10 Tage früher gegenüber dem Letzten. Heuer bereits Ende Oktober.

Jingle Bells – Vieltelefonieren droht kein erhöhtes Hirntumorrisiko

Wer kennt sie nicht, die nervtötende Jingle Bells-Melodie, die in den Vorweihnachtstagen die Leute in Kaufeuphorie versetzen soll.

Kauft liebe Leute, kauft was die Kreditkarte hält: Die neuesten I-Phones für Eure Kinder! Vieltelefonierern droht kein erhöhtes Hirntumorrisiko!

Und die Zeitungsverlage, nach fetten doppelseitigen Inseratenaufträgen lechzend, machen munter mit im Verwässern und Verharmlosen.

Ohne Skrupel wird auch hier in Fettschrift getitelt: Kein höheres Hirntumorrisiko für Vieltelefonierer.

Sehen sie dazu auch /244-millionen-belohnung-fuer-falschmeldungen-zu-interphone/

In der kalten Jahreszeit dazu etwas heisse Luft aus Dänemark.

„Use of mobile phones and risk of brain tumours: update of Danish cohort study“, (Frei et al., 2011, BMJ 2011;343:d6387 doi: 10.1136/bmj.d6387) Die Neuauflage einer längst widerlegten dänischen Kohortenstudie.

Bereits 2006 veröffentlichte das selbe dänische Forscherteam eine Kohort-Studie über den Zeitraum von 1982-1995. Das heisst noch lange vor dem eigentlichen Handyboom. So quasi aus der Handy-Steinzeit.

Das veranlasste das völlig industrielastige Deutsche Bundesamt für Strahlenschutz schon damals zu folgender Aussage:

Zitat: Aufgrund der oben genannten methodischen Schwächen kann insgesamt eine Unterschätzung des Risikos nicht ausgeschlossen werden.

Die Aussagekraft dieser Studie ist deshalb eingeschränkt und liefert keine für den Strahlenschutz verwertbare neue Information. Ende Zitat

http://www.bfs.de/de/bfs/forschung/stellungnahmen/daenische_Kohorte.html

Jetz beglücken siedie Menschheit medienwirksam und sponsoringträchtig, 2 Monate vor Weihnachten mit einem neuen Ohrwurm.

Angeblich liess sich bei insgesamt 358‘403 Menschen in dem Beobachtungszeitraum von 18 Jahren weder für Männer noch für Frauen ein erhöhtes Risiko für Gehirntumore ermitteln – verglichen mit dem Risiko von Menschen, die nicht als Handyabobesitzer registriert waren.

Insgesamt wollen die dänischen Forscher 10‘729 Fälle von Tumoren im zentralen Nervensystem zwischen 1990 und 2007 untersucht haben. Auch bei Menschen, die seit mehr als 13 Jahren registrierte Handynutzer waren, sei keine deutlich erhöhte Krebsanfälligkeit ermittelt worden.

Moment mal: Was heisst, keine deutlich erhöhte Krebsanfälligkeit? War also doch eine Erhöhung, wenn auch keine so deutliche, zu erkennen?

Allerdings wiesen die Forscher darauf hin, dass sie keine Daten über die jeweilige Häufigkeit der Handynutzung zur Verfügung hatten. Auch habe man keine Kinder oder Jugendlichen einbezogen. Zudem gebe es sicher falsche Zuordnungen: Menschen etwa, die als Handybesitzer registriert seien, dieses aber gar nicht nutzten – oder auch vieltelefonierende Menschen mit Firmenhandy, 200‘000 an der Zahl, die als Nichtnutzer erfasst worden seien.

So geht das natürlich nicht

Man kann doch nicht auf Handyabos abstellen, ohne deren genaue Nutzungszeiten zu kennen. Ob 2, 4 oder 180 Minuten am Tag?

Und erst recht nicht, dürfen diejenigen, die Firmenhandys benützen müssen, den Nichtnutzern zugerechnet werden. Das sind ja bekanntlich gerade die Vieltelefonierer.

Siehe auch unter Pressemitteilung der Diagnose Funk unter:

http://www.diagnose-funk.org/wissenschaft/schwierige-forschung/alle-jahre-wieder-entwarnungsmeldungen.php

Der Originaltext der dänischen Studie kann unter: http://press.psprings.co.uk/bmj/october/mobilephones.pdf heruntergeladen werden.

Von Hans-U. Jakob

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