News

Irreführung durch Dänische Studie auch in Deutschland

Ärztliche umweltmedizinische Pressemitteilung anlässlich der Mobilfunk-Hörung vor dem Bayer. Landtag am 7.12.2006

übermittelt von Uli Weiner 12-12-06
Unterzeichner:
Dr. med. Hans-C. Scheiner, Umweltmediziner, Autor
Dr. med. Horst Eger, ärztl. Qualitätszirkel, anerk. d. Bayer. Ärztekammer, 65143
Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam, Bamberger Appell
Dr. med. Markus Kern, Allgäuer Ärzteinitiative

Zeitgleich mit der aktuellen Mobilfunk-Landtags-Hörung vom 7.12.2006 gibt die Presse, allen voran die SZ vom 7.12.06 Entwarnung:
„Kein Krebs durch Handys“, so die SZ auf S.1, und
„Entwarnung für Handynutzer“ in einem ausführlichen Artikel im Teil „Wissen“ auf S. 16.
„Sorgen vor Elektrosmog“, bereits bei jedem 3. Bundesbürger vorhanden, wären „überflüssig“.

Quelle journalistischer Zuversicht: das Ergebnis einer grossangelegten dänischen Studie mit Auswertung des Krebsaufkommens. Laut SZ bestand das untersuchte Kollektiv aus 420.000 Handynutzern, die „zwischen 1982 und 1995 ein Mobiltelephon besessen hätten.“ Krebserkrankungen wurden bei ihnen bis zum Jahr 2002 unersucht.

Nun wurde diese Studie, man staune, am Vortag, den 6.12.06 vorgestellt, vom angegebenen Artikel im „Journal of the National Cancer Institute“ Bd. 98, S.1107, 2006 war leider nur das „Abstract“ auszudrucken. Die weiterführende Recherche brachte jedoch Erstaunliches zu Tage:

Die „aktuelle“ Studie ist keineswegs neu. Sie wurde von Prof. C.Johansen u.a. bereits 2001 veröffentlicht, und bereits von Prof. N. Cherry kommentiert. (Cherry 2001, siehe unten). Die Arbeit wurde aktuell einem statistischen „Uptdate“ durch Schütz J. u.a. vom Dänischen National Cancer Institut unterzogen.
Es steht abzuklären, ob damit nicht die damalige Krebsquote durch den Vergleich mit dem heute höheren Krebsdurchschnitt fälschlich heruntergerechnet und dadurch die Hochfrequenzbedingte Krebsrate „verdünnt“ wurde.

Die Studie beobachtet Nutzer von „Cellular phones“, also mobilen Telephoneinheiten im Zeitraum von 1982 bis 1995!
Nur: Im Jahr 1982 gab es noch gar keine Handys in unserem Sinne! Damals waren nur Auto-Telephone, Sprechfunkgeräte von Polizei, Rettung und Feuerwehr, sowie einige „Mobiltelephone“ als riesige Kästen für Angehörige der finanziellen „Oberschicht“ im Gebrauch. Diese Geräte des CB-Funks und des C-Netzes waren sämtlich analog, wobei anzumerken ist, dass die Auswertung von 40 Studien (ECOLOG) zeigt, dass die heutige digitale Mobilfunktechnik in ihrer biologischen Wirkung wesentlich aggressiver ist als die analoge (Postow und Swicord 1996). Wenn man diese „Mobil- Telephone“ mit der heutigen Handynutzung vergleicht, dann macht man den berühmten unzulässigen Vergleich von Äpfeln und Birnen. Zudem: Die damalige mobile Nutzung war im Privatsektor sehr teuer, es wurde damals nur wenig und wesentlich seltener z.B. in Notfällen telephoniert. Wirkliche „Handys“ gab es- anfangs spärlich- erst ab 1990,1991,1992.

Der Beobachtungsraum bis zum Jahr 1995 ist demnach für die Entwicklung eines Krebsgeschehens durch die heute viel aggressivere digitale Handytechnik wesentlich zu kurz gegriffen (siehe dazu z.B. auch Cherry 2001)
Es herrscht Übereinstimmung, dass die Hochfrequenzbedingte Krebshäufigkeit im allgemeinen (ausser bei extremen Werten) erst ab 5 Jahren zu steigen beginnt, und nur ein Zeitraum von 10 Jahren das wirkliche Krebsausmass repräsentiert. (Siehe z.B. neben anderen Studien die Naila-Studie) Die Johansen-Studie endet also genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie hätte fündig werden können. Diese Studie suchte demnach auf eine Art und Weise, dass sie mit Sicherheit nichts bzw. nicht viel finden konnte!

Der weibliche Teil des Kollektivs zeigt signifikante Erhöhung einzelner Tumorarten.
Trotz offensichtlicher zwangsläufiger Unterschiedlichkeit (Inkongruenz) der grossen untersuchten Gruppe (420.095 Personen) und trotz des kurzjährigem Handygebrauch zeigte der weibliche Teil des Kollektivs signifikante Erhöhung einzelner Tumorarten, so von Rachenkrebs, Ösophaguskrebs, Gebärmutterkrebs und Brustkrebs. Diese Tumore dem Rauchen zuzuschieben (SZ,7.12.06 S.16), erscheint mehr als hergeholt.

Gezielte Irreführung
Diese mehr als problematische, wegen der kurzen Beobachtungszeit letztlich unbrauchbare alte Arbeit neu aufgekocht- (und damit statistisch offenbar „verdünnt“) als hochaktuell durch die Presse zu positionieren, noch dazu in der Weihnachtszeit des besten Handygeschäfts, mutet wie eine gezielte Irreführung der Öffentlichkeit an. Diesbezüglich besteht Tradition: man denke an die Münchner „Anti-v. Klitzingstudie“ (1998), die ebenfalls an biologischen Effekten gezielt „vorbeiforschte“ und auch dem bayerischen Umweltministerium Anlass für „Entwarnung“ gab. Ebenso lief es bei der“Bayrisch-Hessischen Rinderstudie“!
(V. Klitzings Ergebnisse wurden nebenbei von der Univ. Rom aktuell reproduziert)

Wir möchten daher als für die Gesundheit unserer Mitbürger zuständige Ärzte das Bayrische Umwelt- und Verbraucherschutzministerium inständig bitten, zu verhindern, dass hier mit einer alten neu aufgekochten Studie erneut ein wissenschaftlicher Gammelfleischskandal geschaffen wird.

Gez.
Dr. med. Hans C. Scheiner
Dr. med. Horst Eger
Dr. med. Markus Kern
Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet