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Hochspannungsleitung Wattenwil Mühleberg kann NICHT gebaut werden.


Tavel_1.jpg<<<Bild links die geschützte Landschaft in welcher die Leitung erstellt werden soll, von der Tavel-Gedenkstätte aus gesehen.

Wenn Juristen und Juristinnen eine Hochspannungsleitung planen, kommt dabei meistens höherer technischer Blödsinn heraus.

Deswegen kann die BKW die Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg jetzt NICHT bauen.

Was heute 29.4.2010 durch die Tagespresse geisterte, könnte falscher gar nicht sein.

Pressemeldungen vom 29.4.2010

Die Bernischen Kraftwerke (BKW) können die Hochspannungsleitung zwischen Wattenwil und Mühleberg ausbauen. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat der BKW FMB Energie AG die Plangenehmigung erteilt. Diese ist allerdings mit Auflagen verbunden.

 

Demnach kann die Leitung auf einer Länge von knapp 30 Kilometern als Freileitung realisiert werden. Der 3,3 km lange Abschnitt in der landschaftlich geschützten Gegend von Rümligen hingegen muss in die Erde verlegt werden, wie das BFE mitteilte.

 

Dieser Kabelabschnitt muss in einem separaten Plangenehmigungsverfahren bewilligt werden. Dazu ist ein gesondertes Gesuch einzureichen.

 

Der Leitungsausbau dient laut BKW FMB Energie AG der längerfristigen Versorgungssicherheit des Grossraums Bern sowie der sicheren Stromversorgung des Alp-Transit-Basistunnels Lötschberg.

Kommentar

von Hans-U. Jakob (Gigaherz.ch)

Anhand dieser Pressemeldungen könnte man glauben, die Juristen und Juristinnen des des Bundesamtes für Energie hätten hier das letzte Wort gesprochen. Dabei haben die rund 400 Einsprecher, darunter 7 Gemeinden, noch Gelegenheit, den Fall an das Bundes-Verwaltungsgericht und später sogar vor das Bundesgericht zu bringen. Und das kann noch Jahre dauern.

Lücke in der Leitung

Dann muss man sich schon fragen, was die BKW mit einer Hochspannungsleitung anfangen soll, bei welcher ein Zwischenstück von 3.3km einfach fehlt. Strom kann ja bekanntlich (noch) nicht durch die Luft geschickt werden. Nicht einmal von den Juristen und Juristinnen eines Bundesamtes. Und dieses zu verkabelnde Stück Leitung  muss von Grund auf vermessen, projektiert und einem erneuten Einsprache- und Beschwerdeverfahren unterzogen werden. Durchleitungsverträge müssen neu ausgehandelt und notfalls Enteignungsverfahren eingeleitet werden. Und das kann nochmals Jahre dauern.

Ausgerechnet dasjenige Stück soll bodenverkabelt werden, weches sich auf der gesamten Strecke von 30km von der Topographie und der Geologie her, dazu am wenigsten bis überhaupt nicht eignet.

Auf der linken Gürbetalseite an einem rutschigen Steilhang, der Seitenmöräne des ehemaligen Aaaregletschers entlang.  Ausgerechnet hier wollen die Juristen des BFE eine Hochspannungsleitung in den Boden verlegen. Dass da mehr Landschaft kapputt gemacht, als geschützt wird, liegt auf der Hand. Ebenso liegt auf der Hand dass es in diesem Landschaftsschutzgebiet keine Hochspannungsleitung mit 80m hohen Masten geben wird. Ergo muss für die Überquerung des Längenbergs zwingend eine völlig andere Leitungsführung gesucht werden.  Bereits mehrere Kilometer vor und nach dem gemäss BFE in den Boden zu verlegende Teilstück muss die Leitung umgelegt und verschoben werden. Das heisst, das Ganze nochmals von vorne. Und das wird Jahre dauern.

Kartenlesen Glücksache

Dann ist das Landschaftsschutzgebiet mit BLN-Status nicht nur 3km lang, wie die Juristen und Juristinnen vom BFE der Bevölkerung vormachen wollen, sondern gut und gerne 11km. Rechnet man noch die von der Gemeinde Köniz ausgeschiedene Landschafts- und Ortsbildschutzzone von Mengestorf über Liebewil, Herzwil nach Niederwangen dazu, kommt man gut auf 16km. Es wird also kaum angehen an der dümmsten Stelle eine Bodenverlegung zu verfügen und die am besten geeignetsten Stellen mit 80m hohen Masten zu bestücken.


Mendrisio_Cagno.jpg<<<Bild links: Kommafehler bei den Strombaronen. Die Trasse der 380‘000Volt-Bodenleitung von Mendrisio nach Cagno wurde weder 160m noch 16m breit, sondern begnügte sich mit lediglich 1.6m. Bild aet



Gleiche Rechte für Alle!

Geht das vom BFE verfügte 3.3km lange Teilstück tatsächlich in den Boden, würde damit gerade der Beweis erbracht, dass es auf den übrigen 27 km in leicht gewellter bis ebener Landschaft mit Leichtigkeit auch geht.

Die Hochspannungs-Kabelindustrie hat in den letzten 10 Jahren schier unglaubliche Fortschritte gemacht. Vor 6 Monaten ging eine 11km lange 380‘000Volt-Leitung von Mendrisio nach Cagno als Bodenkabel in Betrieb. Weil die Leitungsbetreiber dringend auf eine rasche Inbetriebnahme angewiesen waren, haben sie erst gar nicht versucht eine Freileitung zu bauen, sondern gingen von Beginn weg in den Boden. Die Kosten betrugen lediglich das 2-Fache einer Freileitung und weder das 10- noch das 14-Fache wie die BKW immer noch behaupten.

Wären die Berner Stromhändler ebenso flexibel wie ihre tessiner Kollegen. wäre die Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg seit 2 Jahren im Betrieb. Jetzt können sie nochmals mindestens 8 Jahre vertun und dies erst noch mit ungewissem Ausgang.

Wenn Wirtschaft und Verkehr tatsächlich auf diese Leitung angewiesen sind. Gibt es nur eines: Das Ganze sofort unter den Boden

Die lange Vorgeschichte mit vielen interessanten Links finden Sie unter:

/pressekonferenz-erdverlegung-von-hochspannungsleitungen/

/berner-regierung-empfiehlt-bodenverkabelung/

/hochspannungsleitung-muss-in-den-boden/

Von Hans-U. Jakob

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