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Hans-U. Jakob erinnert sich an die Zeit vor 12 Jahren

Hans-U. Jakob erinnert sich
an die Zeit vor 12 Jahren

Jahrzehntelang galt der Schweizerische
Kurzwellensender Schwarzenburg als Nationalheiligtum. Wer sich zu
erdreisten wagte, die von diesem Sender ausgehende Strahlung als
gesundheitsschädigend zu bezeichnen, wurde vom Schweizer Staatsschutz als
Sowjetagent angesehen und entsprechend verfolgt und observiert. So wurde
das erste Messinstrument für nicht- ionisierende Strahlung, welches ich in
den USA bestellt hatte, auf dem Weg vom Flughafen Zürich nach
Schwarzenburg von diesen Leuten abgefangen. Deshalb stand ich 3 Monate
später auf dem Flughafen in Frankfurt-M und konnte ein noch besseres
Instrument, persönlich direkt von einem Kurier ab einer Lufthansa-Maschine
in Empfang nehmen.

Nun war ich also im Besitz dieses offenbar
verbotenen Dings. Ueber den Sender wusste ich allerdings so gut wie
nichts. Wie alle andern Leute glaubte ich, die Strahlung würde Tag und
Nacht schön gleichmässig im Kreis herum verteilt werden. Dies war ja auch
die offizielle, von den Behörden vertretene Version. Das war schon ein
rechtes Stück an Detektivarbeit, bis ich merkte, dass die ganz gezielt, zu
verschiedenen Tages- und Nachtzeiten in ganz verschiedene Richtungen
strahlten. Nach dieser Erkenntnis fand ich dann anhand der Bauart der
Antennen und der Karte bald einmal die verschiedenen Senderichtungen
heraus. Der Kreis hatte also mehrere bestrahlte und unbestrahlte Sektoren.
Aber wann wurde in welche Richtung gesendet ? Um das herauszufinden musste
ich natürlich viel in der Nacht hinaus. Denn der Sendebetrieb ging 24
Stunden am Tag. Nun war das noch im kalten Krieg, der Schweizer
Staatsschutz noch in voller Blüte, aber total unterbeschäftigt. Das war
natürlich für diese Leute eine Sensation als die Meldung auftauchte, ein
Sowjetagent würde jetzt nachts um den Sender herumschleichen. Es gab 5
Geheimdienste, die irgendwo so etwas aufgeschnappt hatten. Die
Bundespolizei, der Nachrichtendienst der Kantonspolizei, die UNA (Schweiz.
Spionage und Spionagegeabwehr), die P27 (Geheimarmee) und noch der
Nachrichtendienst der Flieger- und FLAB-Truppen. Nur waren diese
Organisationen so geheim, dass Sie praktisch nichts voneinander wussten,
geschweige denn ihre „Arbeit“ koordinierten. So traf ich denn nachts rund
um die Antennenanlage, allerlei verkleidete Leute. Da waren beispielsweise
morgens um 2 Uhr Jogger, Liebespaare, Mountain-Biker, Wanderergruppen und
Hundeführer unterwegs. Bei so viel Betrieb blieb ich natürlich
unbehelligt, die hatten genug zu tun, sich selbst gegenseitig zu
beobachten. Ich notierte mir jeweils einige Auto- nummern und fand heraus,
dass diese Leute ausschliesslich aus den 20 km entfernten Vororten von
Bern herkamen um ausgerechnet im Antennenwald von Schwarzenburg, morgens
um 2 Uhr ihren Hobbys zu frönen. Während ich jeweils nur für etwa 2
Minuten vor einer Antenne auftauchte, um zu sehen ob diese jetzt in
Betrieb war oder nicht, mussten diese armen Tröpfe, nächtelang ihre Runden
drehen. Eines Nachts war dann Schluss mit diesem Karneval. Ich war
plötzlich wieder muttersseelenallein unter dem funkelnden Sternenhimmel.
Jahre später erzählte mir ein sehr hoher Kriminalbeamter unbefugterweise,
im Dossier Kurzwellensender habe er gelesen, dass die sich eines Nachts
alle gegenseitig verhaftet hätten. Die Liebespaare seien sogar 6 Stunden
eingesperrt worden, weil sie ihre Ausweise nicht auf sich trugen. Ich
selber wurde nie belästigt. Es war immer sehr eindrücklich in der Nacht,
wenn eine neue Senderichtung eingeschaltet wurde. Es vergingen ca. 15
Minuten, dann gab es in diesem Sektor fast überall Licht, Kühe begannen zu
brüllen und Hunde zu bellen. Mensch und Tier wurden auf diese Weise
„elektromagnetisch geweckt“.

Auf eindrückliche Art demonstrierte mir ein
Rehbock seine im EM-Feld entstandenen Verhaltensstörungen. Er verfolgte
mich 2 mal mit gesenktem Kopf, quer durch den Antennenwald. Zufällig fand
ich dann eines Tages bei Gerichtsakten, in welche ich ganz zufällig bei
einem Anwohner Einblick nehmen konnte, einen exakten Sendeplan. Von jetzt
an war es ein Leichtes alle Sendungen schön separat auszumessen. Das
Rätselraten war zu Ende. Leider konnte ich immer nur nachts meiner
Messerei nachgehen. Tagsüber wurde ich jeweils von wütenden Anwohnern
weggejagt, weil diese zu dieser Zeit das Märchen vom Sowjetagenten noch
glaubten.

Demnächst erscheint der
Roman „…..seh ich Dich im Strahlenmeer“ in welchem HU.Jakob in packender
Weise in einer Art Autobiographie seine und die Erlebnisse im Strahlenmeer
erkrankter und verfolgter Menschen schildert. Eine Agenten-Story der
letzten 10 Jahre, die es in sich hat.

Die Handlung spielt nicht etwa in der EX-DDR,
sondern direkt vor unseren Haustüren. Ein Verleger wird noch
gesucht…..

Von Hans-U. Jakob

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