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Elektrosmog hat viele Gesichter

Elektrosmog hat viele Gesichter.

Erfahrungen einer Elektrosensiblen, von Elisabeth Buchs, 27.5.2001

Aufgewachsen bin ich in Schönbühl, direkt an der Bahnlinie Bern-Solothurn (Gleichstrombahn), nahe der Station Schönbühl. Vis à vis des Hauses befindet sich eine Bahn-Trafostation. Die Bahnlinie SBB ist in etwa 500 m Entfernung. Ausserdem direkter Sichtkontakt zum nahen Radio-und Fernsehsender Bantiger.
Meine Eltern wohnten 34 Jahre in diesem Haus und ich 28 Jahre. Als unterhalb des Hauses im sumpfigen
Gelände gepfählt und Mehrfamilienhäuser gebaut wurden, begann es meiner Mutter schlecht zu gehen, sie litt unter „Vibrationen“, „Schütteln“, Schlaflosigkeit, musste auswärts übernachten. Schweren Herzens zügelten wir vom eigenen Haus in Schönbühl weg in die Region Thun, wo meine Mutter noch mehrere gute Jahre verbrachte. Mein Vater und ich hatten damals noch keine Probleme, waren jedoch auch seltener zuhause.

Ich bekam mit 15jährig einen Radiowecker geschenkt, stellte ihn auf mein Nachttischli. Daraufhin bekam ich Schlafprobleme. Wir fanden heraus, dass es am Radiowecker liegen musste, entfernten diesen und es ging wieder gut.

Meine gute Stelle im Büro musste ich wechseln, weil ich den Computer sehr schlecht vertrug, ich hatte Schlafschwierigkeiten, aussergewöhnliche Müdigkeit mit gleichzeitiger Nervosität. Ich musste deshalb eine weniger gute Stelle, jedoch ohne Computer annehmen. Heute ist es mir möglich, eine gewisse Zeit am Computer zu verbringen dank LCD-Flachbildschirm.

In einem Ferienhaus stellte ich ahnungslos die Elektro-Einzelspeicher-Heizung an und konnte kaum einschlafen. Seit ich am gleichen Ort mit Holz heize, geht es wieder gut.

Beim Autofahren fiel mir und meiner Mutter auf, dass wir aussergewöhnlich müde wurden.

Im Frühjahr 1996 zügelte ich mit meiner Familie nach Hünibach. Zuerst fiel mir auf, dass eine „Grippe“ die andere ablöste und mehrere Wochen andauerte. Ausbruch der Elektrosensibilität ein halbes Jahr nach Einzug: internes Zittern, Schlaflosigkeit, grosse Müdigkeit, Elendfühlen. Ich erkannte die Symptome meiner Mutter wieder. Ein Freund empfahl uns Herrn Walz zum Messen, dieser empfahl Herrn Peter von IBES. Ich wohnte in dieser Zeit häufig auswärts in Notwohnungen, zusammen mit unserem kleinen Kind. Herr Peter stellte fest:
wechselndes, zeitweise hohes Magnetfeld auf Grund von Ausgleichsströmen. In Hünibach stehen ältere und neuere Häuser nahe beieinander, die Freileitungen wurden in den Boden verlegt und es entstanden Null-Leiter-Ströme, es floss Nulleiter-Strom über die Wasserleitung und es entstand ein Magnetfeld so stark wie neben einer Hochspannungsleitung. Dies könnte durch die Elektrizitätswerke verhindert werden durch Rückführung eines Drahtes zum Trafo. Vermutlich aus Kostengründen wird das nicht gemacht. Seither haben wir selber Messgeräte angeschafft und festgestellt: es gibt viele schlechte Orte. Zum grossen Glück konnten wird das Magnetfeld in Hünibach zwar aufwendig und teuer, aber erfolgreich sanieren und ich wohnte noch 2 ½ gute Jahre bei bester Gesundheit in diesem Haus.

Seit die Elektrosensibilität in Hünibach in diesem schlimmen Ausmass ausgebrochen ist, vertrage ich auch Elektrosmog nicht mehr, der mir vorher noch nichts ausgemacht hat. Bei längeren Zugfahrten bekomme ich Probleme. Ausserdem spürte ich an einem Vortrag über Elektrosensibilität an der ETH in Zürich die Neonlampen im Hörsaal. Ich vertrage auch Energiesparlampen und Halogenlampen schlecht (Phasenanschnittsteuerung). In die Ferien gehe ich nur noch einen vorher ausgemessenen guten Ort. Bereits meine Mutter bekam beim Fernsehen eine grosse Müdigkeit und konnte nachher nicht mehr schlafen. Bei mir verursacht Fernsehen Nervosität und Einschlafstörungen. Ich kann nur etwa 1 Stunde fernsehen ohne Probleme zu bekommen.

Das Haus in Schönbühl habe ich verkauft, die Bahn war inzwischen auf Doppelspur ausgebaut, die Trafostation erweitert und in etwa 500 m Entfernung drei Handy-Antennen, von jedem Anbieter eine, aufgestellt worden. Aus Platzmangel und wegen drohendem Eigenbedarf beschlossen wir ein eigenen Haus auf dem Land zu bauen. Wir liessen den Bauplatz ausmessen, trafen Massnahmen wie sternförmig verkabeln, abgeschirmte Leitungen in den Schlafräumen und Netzfreischalter. An alles wurde gedacht, ausser an die nahen Elektrozäune, die übrigens zur Zeit der Messung gerade nicht dort waren. Im Februar 1999 zogen wir ein, alles war bestens, gute, ruhige Lage. Anfangs April steckte eine Schafbäuerin eines Tages Plastikstäbe in den Boden, installierte ein oranges Schafnetz nur etwa 5 m neben unserem Schlafzimmer und hängte einen Viehhüter mit ca. 6000 V (Hochspannung)an. Ich bekam grosse gesundheitliche Probleme und redete mit den Schafbauern. Sie zeigten ein gewisses Verständnis und wir konnten einen eigenen Gartenzaun aufstellen, wodurch der Elektrozaun nun etwa 15 m weit weg war. Es besserte etwas, genügte jedoch nicht. Die Schafe kommen bis jetzt etwa 3 Wochen pro Jahr während einer Woche.

Etwa 100m unterhalb unseres Hauses ist ein Kuhzaun, der von Frühling bis Herbst praktisch ständig in Betrieb ist. Mit diesem Zaun bekam ich nun ebenfalls grosse Probleme. Ich litt an Schlaflosigkeit, innerem Zittern, Elendfühlen und grosser Müdigkeit. Wir stellten fest, dass der Zaun eine starke Radiostörung im Langwellenbereich verursachte. Als wir den Bauern auf meine Probleme ansprachen, sagte er: „Das
ist nicht mein Viehhüter, alles nur Schikane, es fehlt Ihnen im Kopf.“ Ich habe daraufhin Kontakt aufgenommen mit Herrn Burkhalter von den Gallagher-Zäunen. Dieser erklärte sich zu meinem grossen Glück bereit, den Zaun zu besichtigen und mit dem Bauern zu sprechen. Herr Burkhalter stellte fest, dass bei diesem Zaun teilweise alte verknotete Bänder verwendet wurden, die Ueberschläge *) verursachten, die dann auf die drei Drähte des übrigen Zaunes induziert wurden, so dass die Abstrahlung sich vervielfacht. Früher gab es sogenannte Funkensender, die ähnlich funktionierten wie die Viehhüter. Die Viehhüter schalten ständig kurz ein und wieder aus und es entsteht ein kurzer Puls. Nahe beim Zaun kommen sie auf allen Bereichen stark rein, auf weitere Distanz je nach dem auf Langwelle, Mittelwelle oder Kurzwelle. Ich bot dem Bauern daraufhin neue Drähte an, die der junge Bauer rasch montierte. Seitdem habe ich mit diesem Zaun keinerlei Probleme mehr.

Leider kommen jeweils links oberhalb unseres Hauses Schafzaunabteile innerhalb eines Festzaunes, damit die Ränder vor dem Mähen abgefressen werden. Ausserdem im Herbst ein Kuhzaun direkt vor unser Haus und manchmal noch ein Schafzaun.
Ich muss während etwa 1 ½ Monaten pro Jahr mit Elektrozäunen leben. Es geht mir jeweils sehr schlecht. Es können auch jeder Zeit noch andere Zäune kommen, die Bauern sind zum Teil Pächter. Diesen Frühling hatte ich eine weitere Misere mit einem weiter entfernten Schafzaun, der letztes Jahr noch nicht da war. Herr Burkhalter half mir auch diesmal und ich habe auch diesem Bauern neue Drähte angeboten, hoffe, dass er diese auch montiert und es hilft.

Bis jetzt gibt es noch keinerlei medizinische und oder technische Hilfe. Auch das Wohnen im Untergeschoss nützt gegen die Zäune nichts.
Ich weiss nicht, wie lange ich hier bleiben kann und wohin ich dann zügeln sollte. Häufig werde ich anschliessend an einen Zaun krank:
Angina, Bronchitis, Herpes, Gürtelrose, Krankheiten, die ich früher nicht kannte.

Elektrosensibilität verändert das Leben grundlegend, ist gesellschaftlich kaum anerkannt, belastet die Beziehung zu den Mitmenschen und den Angehörigen.

Ich habe regelmässig Kontakt zu andern Betroffenen (z.B. Menschen, die unter Handy-Antennen leiden). Wir tauschen Informationen aus und geben uns gegenseitig Verständnis und Trost. Wenn Ihr Interesse habt an gegenseitigem Austausch, würde es mich freuen, wenn Ihr Euch auf meine Mail-Adresse meldet.

elisabeth.buchs@muga.ch

*)
Anmerkung der Redaktion Gigaherz:
Ueberall wo im Niederfrequenzbereich oder mit Gleichstrom Funken „gerissen“ werden, entstehen Hochfrequenz-Signale, welche sich durch die Luft übertragen. Deshalb nannte man die ersten drahtlosen Signalübertragungen auch „Funken“. Das Wort „Funken“ als Tätigkeit ist uns bis heute erhalten geblieben.
So auch beim Mobilfunk.

Von Hans-U. Jakob

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