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Drahtlos-Wahn in St.Gallen oder die strahlenden Studentenwohnungen

Laut Pressemitteilungen soll der Stadtrat bereits 94’000 Franken für ein Pilotprojekt und weitere je 50’000 Franken für die weiteren 3 Jahre bewilligt haben, um überall in der Stadt drahtlos und gratis ins Internet zu gelangen. Die zum Schutz der Industrie vor den Anliegen der Bevölkerung festgelegten Strahlungs-Grenzwerte werden selbstverständlich überall eingehalten. Die Gesundheit empfindlicher Personengruppen wird erfahrungsgemäss damit aber nicht berücksichtigt. Im Gegenteil, diese dürfen mit ihren Steuergeldern die eigene Zwangsbestrahlung mitfinanzieren. Es lebe der Fortschritt!

Um was es geht
Dipl.Ing. Peter Schlegel von der Bürgerwelle Schweiz stellt uns folgende Beschreibung zur Verfügung:

WLAN (Wireless Local Area Network)-Anlagen gewinnen jetzt rasch an Verbreitung. Es scheint so bequem, von überall her in der Wohnung oder im Büro ohne Kabel direkten Zugang ins Internet zu haben. Und die WLAN-Router, mit denen die Verbindung zum Telefon-Festnetz hergestellt wird, sind viel kostengünstiger als eine Kabelinstallation an mehrere Orte hin. Städte setzen ihren Ehrgeiz darein, „elektronische Kommunikations-Pioniere“ zu sein. Universitäten glauben, dasselbe demjenigen, was sie als Fortschritt verstehen, schuldig zu sein. – Der Preis ist eine weitere Erhöhung des allgemeinen elektromagnetischen Strahlungspegels. Alarmzeichen seitens elektrosensibler Personen gibt es, aber noch werden sie allzuoft ignoriert. Die verbreitete Autoritätsgläubigkeit gegenüber demjenigen Teil des Wissenschaftsbetriebes, der die öffentliche Meinung beherrscht, verhindert das Ernstnehmen dieser Alarmzeichen. Es sei ja „nichts bewiesen“. Aber man muss wissen, dass die Beweisschwelle extrem hoch ist. Wir können und müssen nicht warten, bis diese Beweisschwelle (vielleicht) einmal überschritten wird. (Ende Zitat)

Eine perfide St.Galler Lösung
Wenn Peter Schlegel noch davon schreibt, die Verbindung vom Internet zu den Routern werde durch das Telefon-Festnetz bewerkstelligt, streben die Stadtwerke St. Gallen mit Unterstützung der technischen Hochschule Rapperswil und einer Gruppierung „Openwireless.ch“ eine ganz perfide Lösung an.

Damit gehen die Initianten nun eindeutig zu weit.
Anstatt die Access-Points oder Router draussen in den Strassenlaternen und Kandelabern zu installieren, so wie das andere Städte tun und wo von der Distanz her eine einigermassen akzeptable Dämpfung der Strahlung stattfindet, wollen sie diese im Innern von Studentenwohnungen haben, weil dadurch den Stadtwerken keine Installations- und Stromkosten entstehen.
Das heisst die Router im Innern der Wohnungen müssen dann immer, Tag und Nacht, mit voller Leistung strahlen um die Daten (sprich Strahlung) an die nächste und übernächste Studentenwohnung drahtlos weiterzugeben.

Die Router sollen gratis zur Verfügung gestellt werden. Laut Presseorientierung müssen sich die Studenten als Gegenleistung dazu verpflichten, diese ständig (24 Stunden im Tag) in Betrieb zu lassen, damit das Netz, das heisst der Signalfluss über die ganze Stadt, nicht unterbrochen wird.
Damit werden nun Duzende von Mehrfamilienhäusern von innen heraus elektromagnetisch verseucht.

Tragisch bei älteren Häusern
Das wird dann tragisch, wenn es sich um ältere Häuser mit Holz- statt Betondecken und mit alten Backsteinmauern und alten Fenstergläsern handelt. Da geht auch noch die Gebäudedämpfung verloren und die Nachbarwohnungen, neben, unten und oben werden ebenso mit-verstrahlt.

Rechtliche Probleme wurden bereits einkalkuliert
Dass das zu rechtlichen Problemen führen kann, wird offensichtlich vorausgesehen. Denn laut Pressorientierung werde das Projekt organisatorisch und rechtlich von der Studentenschaft der UNI St. Gallen unterstützt. Ein Projekt also, das von Beginn weg rechtliche Unterstützung benötigt. Warum Wohl? Doch ganz eindeutig, weil mit dieser Technologie und unserer Grenzwertgebung einiges nicht stimmt.

Gigaherz ruft Hausbesitzer, die Studentenwohnungen vermieten, dazu auf, ihre Mietverträge so anzupassen, dass die Installation von WLAN-Routern zwecks beabsichtigter, netzwerkmässiger Weitergabe von drahtlosen Informationen verboten wird. Empfindliche Bewohner der übrigen Stockwerke und der Nachbarhäuser werden ihnen dafür sehr dankbar sein.
Das Verbot ist übrigens bereits mit einfachen Messgeräten überprüfbar.

Der Zug der Lemminge 1) wird fortgesetzt
Auch Autos könnten schon bald als rollende Hotspots (Router) die Strassen erobern. Nach einem Bericht des „Herald Tribune“ will Autonet Mobile in einer Kooperation mit dem Autovermieter Avis Mietwagen mit WLAN-Hotspots ausstatten. Das Startup-Unternehmen aus San Francisco plane, demnächst mit dem Angebot an die Öffentlichkeit zu gehen, wahrscheinlich schon nächste Woche bei der Messe für Unterhaltungselektronik Consumer Electronics Show (CES), die am 8. Januar in Las Vegas beginnt.

Der Router soll über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt werden – Autonet Mobile liefert die dazugehörige Internetanbindung über ein 3G-Mobilnetz. Der Hotspot stellt in einem Umkreis von rund 30 Metern dann eine Bandbreite zwischen 400 KBit/s und 1 MBit/s zur Verfügung. 95 Prozent der amerikanischen Strassen wären damit versorgt, sagt CEO Sterling Pratz.

www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39150460,00.htm

1) Lemminge sind kleine Meerschweinchen-ähnliche Tierchen, die sich alljährlich in endlos langen Kolonnen freiwillig zu Hunderten über die Klippen zu Tode stürzen.

Von Hans-U. Jakob

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