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Die Interphone -Studie- eine Studie mit krassen Mängeln

Entgegen aller Behauptungen der Schweizer Presse kann von Entwarnung keine Rede sein.



Von Dr. Alexandra Nogawa, 26.5.2010

Die Interphone-Studie untersuchte zwischen 2000-2005 unter der Feder- führung des IARC (Int. Krebsforschungsagentur), einer Unterabteilung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) den Zusammenhang zwischen Handynutzung und Tumoren im Kopfbereich (Meningeome und Gliome). Die WHO hat bis 2006 Mr. Repacholi beschäftigt, der wegen seiner Verbindungen mit der Mobilfunkindustrie massiv in die Kritik geriet (1).

 

Beteiligt an der Studie waren die 13 Länder: Australien, Kanada, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Israel, Italien, Japan, Neuseeland, Norwegen und  Schweden, wobei gerade bei den beiden ersten Ländern die Industrienähe der beteiligten Forscher öffentlich gemacht werden musste.

 

Nach dem Abschluss der Arbeiten setzte ein jahrelanges Feilschen um die Veröffentlichung der Ergebnisse ein, da die Mobilfunkindustrie, die wesentlich an der Finanzierung beteiligt war, und die Forscher offenbar teilweise gegensätzliche Standpunkte einnahmen. Schliesslich wurde das Ergebnis in einer Publikation am 17. Mai 2010 (2) freigegeben, die mit 2 separaten Anhängen versehen war (Appendix 1 und 2), in denen die von gröbsten  Mängeln der Studie bereinigten Daten erschienen. Dort sieht das Ergebnis nicht so günstig aus. Gleichzeitig aber ging eine Medienmitteilung an die Öffentlichkeit, in der zugleich gewarnt und entwarnt wurde.

 

Die Resultate der diversen Studiengruppen sind widersprüchlich, aber das liegt vor allem an der Versuchsanordnung. Es nahmen  nur Personen zwischen 30- 59 Jahren am Versuch teil. Die vorhandene Krebspatienten wurden mit Kontrollpersonen verglichen, die keinen Krebs hatten. Dabei wurden die Personen gefragt, wie oft sie das Handy benutzten. Da Tumoren eine sehr lange Latenzzeit haben und es daher Jahre braucht, bis ein Tumor manifest wird, müsste eigentlich die Daten der letzten 10-20 Jahre zweifelsfrei abgefragt werden. Das war natürlich nicht der Fall. 

 

Nur in den seltensten Fällen (D) wurde nach dem Gebrauch von schnurlosen Telefonen gefragt, die landläufig fälschlicherweise als nicht strahlend gelten. Schon damit ist die ganze Studie wertlos, denn zu wissen, wie oft und wie viel man in den letzten Jahren mit dem Handy telephoniert hat, ist fast unmöglich. Auch wird sich kaum jemand mehr erinnern, auf welcher Kopfseite er wie oft während der letzten Jahre das Handy hielt.  Auf diesen ungenauen Daten aber basiert die Studie und das Ergebnis ist entsprechend.

 

So kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die Patienten, die wenig telephonierten, nicht vielleicht ein Schnurlostelephon verwendeten. Regelmässige Handynutzer waren solche, die 1x pro Woche telephonierten. Sehr starke Nutzer telephonierten ½ Stunde pro Tag. Wenn man heute in ein öffentliches Verkehrsmittel steigt, so hat man Mühe, jemanden zu finden, der sein Handy nicht permanent am Ohr hat. 2000 war das noch nicht so verbreitet.

 

Wurden die Daten, wie sie z.B. in Appendix 2 dargestellt sind, bereinigt (kumulierte Anzahl Gespräche und Gesprächsdauer), so ergab sich bei Gliomen nach 10 Jahren eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, zu erkranken. Auch dieses Ergebnis klammert die Schnurlostelephone aus, weil diese in der Versuchsanordnung nicht berücksichtigt wurden.

 

FAZIT: Entgegen aller Behauptungen der Schweizer Presse kann von Entwarnung keine Rede sein. Seit Beginn der Studie ist der Gebrauch von Handys bei Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen explosionsartig angewachsen. Besonders Kinder sind sehr gefährdet. Dazu kommen WLAN in Schulen, besonders in der Schweiz. Auch die Schnurlostelephone sind den Handys gleichzusetzen. Das alles lässt für die Zukunft nur das Schlimmste befürchten.

 

1) Repacholi is back again. /repacholi-is-back-again/  16.7.05

2) Int. Journal of Epidemiology 17.5.2010 S. www.iarc.fr

 

Fortsetzung folgt

Von Hans-U. Jakob

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