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Der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) weiß, was für Kinder in Österreich unschädlich ist.

Die Wiener Ärztekammer sieht das jedoch vollkommen anders.

Im ORF 1 wurde am 23.4.08 berichtet, daß der sogenannte Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) den Empfehlungen der Wiener Ärztekammer, insbesonders was den gesundheitsvorsorglichen Handygebrauch unserer Kinder angeht, nicht folgen will.

Der Vorsitzende dieses Gremiums, Herr Prof. DI. Dr. Vana, ein Atomtechniker, leider kein Humanmediziner, gibt als Sprecher offensichtlich dennoch die medizinische Verharmlosungslinie vor.

Ein Betrag aus Oesterreich von Dr. Erwin Tripes vom 30.4.08

Die Ärztekammer hat daher die 10 medizinischen Handy-Regeln neu aufgelegt  und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst. An ihrer Sorge hinsichtlich möglicher Langzeitschäden hat sich nichts geändert. Wieso dieser wissenschaftliche Beirat dem Gesundheitsvorsorgegedanken gewissenhafter Ärzte entgegen wirkt, ist, gelinde ausgedrückt, unverständlich und nicht nachvollziehbar.

Dieser Beirat fällt dem kritischen Beobachter in der Öffentlichkeit regelmäßig dadurch auf, daß er, was die verharmlosenden Aussagen bezüglich Mobilfunk betrifft, vollkommen inhaltsgleich mit den Aussagen der Mobilfunklobby, vertreten durch das Forum Mobilfunk (FMK), übereinstimmt. Das zuständige Infrastrukturministerium bzw. die diesem nachgeordneten Dienststellen, stimmen  im Gleichklang ein.

Das EU-Vorsorgeprinzip hingegen ist in seinem Anwendungsgebiet so weit, daß, falls aufgrund wissenschaftlicher Bewertung Besorgnis aufkommt,  mögliche Gefahren für die Gesundheit nicht hinnehmbar und mit dem hohen Schutzniveau der Gemeinschaft unvereinbar sind.

Obwohl bei BSE (Rinderwahn) die Übertragbarkeit der Krankheit auf den Menschen Wissenschaftlich nicht geklärt war, setzte man daher vorsorglich Schritte, um eine solches Risiko zu minimieren.

Sind diesem sogenannten Expertenbeirat die Fakten um die Schädlichkeit des Rauchens, den Missbrauch mit Contergan, Dioxin, Feinstaub, Asbest, etc. verborgen geblieben, wo erst Jahre zu spät zum Nachteil der Gesundheit der Menschen reagiert wurde?

 

Ist es daher verwunderlich, daß sich unter diesem Gesichtpunkt die Frage erhebt, wie unabhängig dieser Beirat wirklich agiert?

Versuchen wir, uns ein Bild über diese Unabhängigkeit des WBF zu machen:

1)

Die Republik Österreich ist zu 27,4 % an einem Mobilfunkbetreiber über die ÖIAG  beteiligt. (Wird daher Interesse daran bestehen, daß dabei eher gut als schlecht verdient wird?).

2)

Die Mobilfunkbetreiber haben sich zunehmend mit Mobilfunkgegnern herumzuschlagen, die gesundheitsgefährdende Bedenken gegen den Mobilfunk hegen.

3)

Zahlreiche internationale Studien belegen inzwischen daß dieses Gesundheitsrisiko tatsächlich vorhanden ist.

4)

Die Mobilfunklobby behauptet dagegen gebetsmühlenartig, daß der Mobilfunk keinerlei Gesundheitsrisken in sich birgt und beruft sich auf verbindlich nicht existierende Grenzwerte. Bereits im Jahre 2001 versuchten Mobilfunkbetreiber in Österreich Hinweise eines profunden Wissenschafters auf mögliche Gesundheitsgefahren zu verbieten. Sie sind jedoch beim Obersten Gerichtshof rechtskräftig abgeblitzt.

5)

Nun wurde gegen Ende 2004 der WBF eingerichtet.

Die von der Lobby, aber auch vom WBF als seriöse Begründung für die Harmlosigkeit des Mobilfunks angeführte Ö-Norm ist einerseits unverbindlich und andererseits  derart hoch angesetzt, daß diese virtuellen Werte praktisch niemals überschritten werden können.

Die Österr. Ärztekammer begründet zusammenfassend ihren Einspruch dagegen:

Das Dokument orientiert sich an den Vorschlägen der ICNIRP aus 1998 und entspricht daher nicht dem Stand der medizinischen Wissenschaften und Erfahrungen.  Die Referenzwerte des Dokumentes sind in keiner Weise geeignet, den erforderlichen Schutz der individuellen und öffentlichen Gesundheit zu garantieren. Vielmehr besteht Grund zur Annahme, dass Öffentlichkeit und Politik auf ein fachlich unzureichendes Dokument vertrauen und damit erforderliche Maßnahmen zur Expositionsvermeidung und Reduktion unterbleiben.

Könnte also diese Befürchtung der Schaffung anscheinend vertrauenswürdiger Dokumentation durch die Mobilfunklobby zutreffen?

Warum richtet in einer so sensiblen Frage der Gesundheitsvorsorge jenes Ministerium, das für dieses Fachthema sachzuständig ist, einen solchen Beirat ein? Wo bleiben Verantwortung und Kompetenz eines Gesundheits- Infrastruktur- Umwelt- und Wissenschaftsministeriums in einem solch komplexen Problembereich? Soll hier Verantwortung an einen Beirat abgeschoben werden.

Welche einschlägigen wissenschaftlichen Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Mobilfunks können diese Beiratsmitglieder vorlegen? Sieht man sich die Profile dieser Beiratsmitglieder im Internet an, finden sich zwar Hinweise auf zahlreiche internationale  Mitgliedschaften dieser ehrenwerten Persönlichkeiten, jedoch keine Hinweise auf konkrete wissenschaftliche Studien dieser Experten in Bezug auf E-Smog.

Eigenartig daher, daß das einzige Mitglied dieses WBF, Univ. Prof. Dr. Heinz Ludwig, 1.  Med. Abt. mit Onkologie (Krebs), Wilhelminenspital, der es wagte, die Auswirkungen des  Mobilfunks gesundheitlich in Frage zu stellen, nicht mehr in diesem unabhängigen Beirat aufscheint ?

6)

Die Wiener Ärztekammer weist entgegen den Verharmlosungsaussagen des WBF neuerdings auf die aktuelle Datenlage hin, „die die schon vor zwei Jahren von uns befürchtete mögliche Langzeitwirkung durch Mobilfunkstrahlen bestätigt“. So hätte erst kürzlich eine Metaanalyse der Langzeitdaten epidemiologischer Studien bei Personen, die bereits mehr als zehn Jahre ein Mobiltelefon benutzen, ein um bis zu 200 Prozent erhöhtes Risiko für die Erkrankung an einem Hirntumor ergeben. Sie betont, dass sogar die Mitglieder vom Wissenschaftlichen Beirat Funk (WBF) in einem erst kürzlich publizierten Artikel erstmals Auswirkungen von Mobiltelefonie auf den menschlichen Organismus eingestanden haben. In einer Analyse verschiedener Studien wurde festgestellt, dass GSM-Telefonie die intellektuellen Fähigkeiten von Menschen beeinflussen kann. Das sei insofern interessant, als der WBF Hinweise auf mögliche gesundheitliche Gefährdungen bislang meist als „Panikmache“ abgetan habe.

7)

Der Telekomvorstand DI Nemsic hat öffentlich erklärt, daß die Kinder und Jugendlichen die wirkliche Zielgruppe der Mobilfunkbetreiber seien.

Der WBF erklärt nunmehr, entgegen der Ärztewarnungen, daß der Mobilfunk für Kinder unschädlich sei.

Könnte es sein, daß ein solcher Beirat im Verbund mit dem FMK und dem Infrastrukturministerium nur deshalb gegen die Österreichische Ärzteschaft und die zahlreichen mobilfunkkritischen wissenschaftlichen Studien anläuft, weil die Interessenlage der Rep. Österreich als Beteiligte an einer Mobilfunkfirma mit jener der Mobilfunklobby deckungsgleich ist und obendrein ein von der Rep. Österreich installierter Beirat nicht gegen den Beiratserrichter argumentieren darf?

8)

Verwunderlich, daß die Versicherungswirtschaft das Gesundheitsrisiko aus dem Mobilfunkbetrieb nicht versichert, weil sie bis zum Zusammenbruch der gesamten Branche fürchtet, wenn diese Gesundheitsbombe, ähnlich der Erkenntnis zur Asbestgefahr u.ä., platzt?

Das Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft hat jedenfalls schon Ende 1999 darauf hingewiesen, daß begründete Hinweise vorliegen, wonach  die Mobilfunkstrahlung auch bei niedriger Intensität schädlich wirkt. Deshalb seien solche Auswirkungen in die vorsorglichen Schutzüberlegungen einzubeziehen.

Auch wenn neben Vorarlberg die Schweiz für den damals verantwortlichen Minister Gorbach vielleicht too small war, liegt sie nicht doch ziemlich nahe an Vorarlberg, um leicht über den Tellerrand hinaus blicken zu können?

 

Von Hans-U. Jakob

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