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Der Effekt mit dem Affekt

Zur Zeit sind landesweit 400 Antennenbaugesuche durch Einsprachen und Beschwerden blockiert.

Ein ETH-Projekt unter dem Namen Risikowahrnehmung, finanziert mit Geldern aus dem NFP-57 Programm möchte jetzt nachweisen, dass die Einsprecher und Beschwerdeführer im Affekt handeln und deshalb unzurechnungsfähig seien.

Hans-U. Jakob, 18.4.08

Ein Affekt liegt dann vor, wenn ein Mensch unter starken Gefühlsausbrüchen, sprich Emotionen, die Realitäten völlig ausblendet und dadurch in gewissem Grade unzurechnungsfähig wird.

Ueber dieses Projekt könnte ja noch gelacht werden, wenn die Gelder des NFP-57 nicht explizit für die Erforschung von gesundheitlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung auf die menschliche Gesundheit vorgesehen gewesen wäre.   Jetzt werden Fr. 173’000 davon abgezweigt um die Zurechnungsfähigkeit von Einsprechern und Beschwerdeführern zu untersuchen.  Eine wahre Veruntreuung von Steuergeldern!  

Verlockende Aussichten, wenn man bedenkt, dass hinter jeder blockierten Antenne im Schnitt 100 Leute stehen, könnten sich unsere Gerichte auf einen Schlag der 400 Streitfälle entledigen indem sie die 40’000 Einsprechenden und Beschwerdeführenden als unzurechnungsfähig erklärten und die Mobilfunkbetreiber könnten ungehindert mit dem Ausbau des Mastenwaldes fortfahren.

Doch soweit dürfte es nicht kommen.  Gigaherz hat das Studienkonzept einem nahmhaften Psychologen zur Stellungnahme unterbreitet.   Hier zuerst ein Ausschnitt aus diesem Konzept:

Hintergrund

In den letzten Jahren haben sich die Hinweise gemehrt, dass der Affekt, d.h. Gefühle und Stimmungen, einen wichtigen Einfluss darauf haben könnte, wie Risiken wahrgenommen werden. Die Theorie der Affekt Heuristik unterscheidet zwei Denk-Modi: Das analytische System, welches auf Wahrscheinlichkeiten, logischen Überlegungen und Beweisen beruht, und das Erfahrungssystem, das auf Bilder, Metaphern und Erzählungen baut. Es scheint einleuchtend, dass Laien eher das Erfahrungssystem als das analytische System gebrauchen, wenn sie eine Reihe von Risiken bewerten sollen. In den meisten Studien, die die Wahrnehmung von NIS-Risiken durch Laien untersuchen, wurde die Rolle des Affekts vernachlässigt. Neuere Studien lassen allerdings darauf schliessen, dass der Affekt bei der Entwicklung von Haltungen und Meinungen zu NIS womöglich eine wichtige Rolle spielt.

Ziel

Wenn Quellen von NIS, wie zum Beispiel Mobiltelefone oder andere Geräte, bei einer Person einen Affekt auslösen, so kann dieser mit dem impliziten Assoziationstests (IAT) gemessen werden. Dieses Instrument misst implizite Überzeugungen, indem es die Geschwindigkeit feststellt, mit der eine Versuchsperson eine Antwort gibt. Eine experimentelle Studie wird untersuchen, wie unterschiedliche Formen der Risikokommunikation den hervorgerufenen Affekt beeinflussen können. Schliesslich wird in einer Erhebung der Frage nachgegangen, welche Affekte in der Bevölkerung mit Mobilfunkantennen und Starkstromleitungen zusammenhängen.

Prof. Dr. Michael Siegrist

Konsumentenverhalten

Institut für Umweltentscheidungen

ETH Zürich

Die Geschwindigkeit, das heisst die schnelle Antwortfolge einer Versuchsperson auf gestellte Fragen, hat unseres Erachtens allerdings eher mit dem Fachwissen und der Intelligenz dieser Person zu tun als mit der Frage, ob die Person im Affekt handle.

Der von Gigaherz befragte Doktor der Psychologie konnte ein Schmunzeln nicht verbergen.  Hier seine Meinung:

Die Studie könne, wenn diese seriös durchgeführt werde, nur zu Gunsten der Einsprechenden und Beschwerdeführenden ausfallen. Wir sollten den Herrn Siegrist doch ruhig einmal machen lassen. Eine NFP-Studie müsse am Schluss mit allen Details offen gelegt werden und da hätten die Mobilfunkgegner nichts zu befürchten.

Siegrist gehe klar von falschen Vorstellungen aus, wenn er meine, Einsprecher und Beschwerdeführer gegen Mobilfunkantennen handelten im Affekt.  Denn Affekt heisse unzurechnugsfähiges Handeln hervorgerufen durch starke Gefühlsregungen und dadurch komplettes Ausblenden der Realitäten.

Einsprecher und Beschwerdeführer handelten viel mehr wohl überlegt und analytisch. Diese würden sich sehr wohl kundig machen und gut abwägen, bevor sie sich zu einer Einsprache oder Beschwerde entschliessen.  Und eine Einsprache verfassen und absenden, könne gar nicht im Affekt stattfinden.  Dafür stehe dem Einsprecher zu viel Zeit zur Verfügung um sich die Sache zu überlegen und Erwägungen anzustellen. Auch finanzielle. Wenn Siegrist mit dieser Studie Böses gegen uns im Sinn habe, werde er gehörig auf die Nase fallen.

Unser Dr. der Psychologie meint, Siegrist habe sich für seine Studie das falsche von 2 unkompatiblen Systemen ausgesucht.  Er hätte seine Studie bei den Mobilfunkbetreibern durchführen müssen.  Diese handelten seiner Ansicht nach im Affekt, indem sie die Realitäten, dh. die Studien, welche Gesundheitsschäden bestätigen, völlig aus ihrem Denken ausblendeten. Dies weil sie unter starken Gefühlsregungen handeln müssten.  Die starken Gefühlsregungen würden durch Angst vor Milliardenverlusten hervorgerufen, was auch bei den Staatsdienern der Fall sei.

Anders sei es nicht zu erklären, dass bei der Krebs-Studie Husmannstätten-Vasodsberg von Oberfeld, die Mobilfunker panikartig behaupteten, den Sender dort habe es gar nie gegeben.   Dieser Sender sei im Affekt einfach aus dem Denken der Betreiber ausgeblendet worden, was die übereilt einberufenen Pressekonferenz und die voreilige Klage gegen Oberfeld aufzeige.  Dies sei eine klare Affekthandlung.  Nicht aber Einsprachen und Beschwerden gegen Mobilfunksender.

Interessant wären die verwendeten Fragen, mit deren Antwortgebung ein Affekt angeblich gemessen werden könne.  Darauf komme es eben auch noch an, sagt unser Psychologe.  Die Fragestellung müsse spätesten mit den Studienergebnissen zusammen publiziert werden und da könnten wir dann immer noch eingreifen, falls Unfug getrieben worden sei.

Anmerkung von Gigaherz

Der Affekt wegen dem Effekt

Die ständige Behauptung der Mobilfunkbetreiber und Behörden, unterhalb der amtlichen Grenzwerte gebe es keine Gesundheitsschäden, ist also nichts anderes als ein Ausblenden der Realität unter starken Gefühlsregungen.   Affektartig ausgeblendet werden die hunderten von Studien, die den Nachweis eines gesundheitlichen Effekts erbracht haben.  Ohne dieses Ausblenden der Realität könnten diese Leute ihre Arbeit gar nicht mehr machen.

Das Selbe ist es mit der Behauptung der Mobilfunkbetreiber und Behörden, die Schweizer Grenzwerte seien 10 mal besser als diejenigen im Ausland.  Diese Behauptung erfolgt affektartig in jeder amtlichen Stellungnahme zum Mobilfunk.  Auch hier wird die Realität, dass dieser 10mal niedrigere Wert automatisch durch die Gebäudedämpfung und/oder die Abweichung aus der Senderichtung ohne jede Einschränkung für die Mobilfunkbetreiber aus rein physikalisch-technischen Gründen erreicht wird, kurzerhand ausgeblendet.

Von Hans-U. Jakob

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