Blackout von 2032 fand schon 2025 statt
Der Bundesrat hat doch den Blackout auf 2032 verschoben. Warum kann sich jetzt die blöde Natur nicht an diesen Beschluss halten und macht Teile des Kantons Wallis und des Berner Oberlandes schon an Ostern 2025 dunkel? Was erlaubt die sich eigentlich!
Von Hansueli Jakob
Lanzenhäusern, 25.April 2025
Vor Abbruch des analogen Festnetzes haben wir den Bundesrat praktisch jedes Jahr mindestens einmal darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem längeren Ausfall der Stromnetze nach spätestens 30 Minuten Ende der Telefonitis sei, da die Notstrom-Batterien in den Mobilfunk-Sendeanlagen, wenn diese neueren Datums seien, gerade mal für 30Minuten ausreichen würden. Bei Batterien älteren Datums könne schon nach 20Minuten Schluss sein. Ein Abbruch des Festnetzes, welches früher in den Zentralen noch Notstrombatterien für 48 Stunden enthielt, sei daher nicht zu verantworten.
Anfangs erhielten wir noch kuriose Antworten, wie etwa, die Mobilfunk-Sendeanlagen würden durch ein separates Stromnetz gespiesen, für welches die Elektrizitätswerke immer eine Reststrommenge bereithalten würden. Als wir auch dies widerlegten, klärte man uns grossväterlich dahingehend auf, dass 98% aller Stromausfälle in der Schweiz kürzer als 5 Minuten seien und unser Geschrei daher keine Bedeutung habe.
Später wurde uns dann etwas weniger freundlich zu verstehen gegeben, wir sollten uns bitte um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.
Weder der Ukraine-Krieg, noch die Erdbeben in den Nachbarländern, noch die drohende Strommangellage vom Winter 22/23 konnten den Bundesrat erschüttern.
Offensichtlich aufgeschreckt durch den Nahost-Krieg ist der Bundesrat der Sache nochmals etwas gründlicher nachgegangen und siehe was da am 1.11.2023 per e-mail daherkam.
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Stärkung des Mobilfunknetzes bei Stromausfall
Bern, 01.11.2023 – Mobilfunkbetreiber sollten Massnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Bevölkerung und Unternehmen das Mobilfunknetz auch bei Störungen der Stromversorgung weiterhin nutzen können. An seiner Sitzung vom 1. November 2023 hat der Bundesrat eine Revision der Verordnung über Fernmeldedienste zur Vernehmlassung gestellt.
Wie das gehen soll stand dann am 1.11.23 in den beiliegenden Erläuterungen:
Die Mobilfunkbetreiber sollten verpflichtet werden, der Bevölkerung auch bei einem lang andauernden Stromausfall die mobile Kommunikation und die Internet-Dienste während 72 Stunden weiter zur Verfügung zu stellen. Und bei zyklischen Stromausfällen, das heisst, wenn es zwischendurch mal kurz wieder Strom gebe, sogar ununterbrochen während 14 Tagen. Die Mobilfunkbetreiber sollen verpflichtet werden, ihre Notstromversorgungen in den Mobilfunk-Sendeanlagen entsprechend aufzurüsten. Und weil dies jeden Mobilfunkbetreiber jährlich 150 Millionen kosten werde, gebe man ihnen dazu bis 2032 Zeit.
Der totale Blackout im Stromnetz muss also auf 2032 verschoben werden….
Etwas schneller sollte es laut bundesrätlicher Botschaft bei der Aufrechterhaltung der Notruf-Nummern während dem Blackout gehen. Hier wollte der Bundesrat den Mobilfunkbetreibern 5 Jahre Zeit geben.
Wie diese Aufteilung zwischen der Übertragung von Anrufen mit Notrufnummern und solchen aus dem allgemeinen Gesprächs- und Datenverkehr gehen sollen, blieb absolut schleierhaft. Denn entweder sendet die Sendeanlage oder sie ist tot. Eine Zwischenlösung, nur mit Notrufnummern ist technisch gar nicht möglich.
Diese Vorgeschichte ist hier abrufbar: https://www.gigaherz.ch/bundesrat-verschiebt-blackout-auf-2032/
Die Natur will nicht so lange warten
Am Morgen des Gründonnerstag, 17.April 2025 hat es im Kanton Wallis und im Berner-Oberland 50-100cm Neuschnee gegeben.
Die Walliser Seitentäler und das westliche Berner-Oberland sind weder auf der Strasse noch per Bahn erreichbar. Die Stromversorgung ist im ganzen Gebiet ausgefallen. Und was die jugendlichen Journalisten sowohl der Print- wie der Rundfunkmedien gar nicht begreifen können, seien zu allem Unbill jetzt auch noch Mobilfunknetze ausgefallen. Das unterdessen voll digitalisierte Festnetz funktioniert natürlich ohne Strom auch nicht. Der Blackout ist komplett.
Immerhin kommt im Radio noch die Meldung durch, im Kanton Wallis sei die «besondere Lage» ausgerufen worden. Die Schulen seien geschlossen und die Leute sollen zu Hause bleiben.
Die Lage normalisiert sich erst im Laufe des Ostersamstags. Nach und nach treffen im Radio und Fernsehen die Meldungen ein, welche Regionen wieder Strom haben, welche wieder per Bahn oder Strasse erreichbar sind und dass dort wo es wieder Strom gebe, sogar die Mobilfunknetze wieder funktionieren würden.
Dann geht es los auf allen verfügbaren Medienkanälen:
Nachfolgend einige Zitate aus den TA-Medien
Lahmgelegtes Funknetz verärgert Nationalräte
Der Bundesrat verlangte bereits vor einem Jahr von den Telekomanbietern Swisscom, Sunrise und Salt, dass diese Diesel-Generatoren und Notbatterien installieren, um bei einem Blackout ein funktionierendes Mobilfunknetz sicherzustellen. Die Branche winkte jedoch ab – das Vorhaben sei «in der Praxis nicht umsetzbar».
Über den Ausfall im Funknetz nervt sich SVP-Nationalrat Thomas Knutti, der im Berner Oberland zu Hause ist. «Dass das Mobilfunknetz einfach zusammenfällt und die Notfallversorgung nicht sichergestellt ist, darf heute in der Schweiz nicht mehr passieren», kritisiert er. Die Mobilfunkanbieter müssten unbedingt ein stabiles Netz sicherstellen. «Wenn das nicht einmal über das Verlangen des Bundesrats geschieht, dann müssen wir im Parlament aktiv werden», sagt er zu 20 Minuten.
Das ist «unverständlich und gefährlich»
Ebenfalls verärgert zeigt sich der Walliser Mitte-Fraktionschef und Nationalrat Philipp Matthias Bregy: «Man kann nicht jeden Mobilfunknetzausfall verhindern, das ist mir auch klar, aber man sollte sich maximal gegen Ausfälle wappnen, alles andere ist grob fahrlässig.» Dass die Branche den Vorschlag von Bundesrat Rösti nicht umsetze, sei «unverständlich und gefährlich», wie sich jetzt zeige. «Ich erwarte, dass hier im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung rasch nachgebessert wird», sagt Bregy. Ende der Zitate
Swisscom verspricht Besserung
Notrufe könnten beim Ausfall eines Netzes eventuell automatisch über das Netz eines anderen Anbieters abgesetzt werden, sofern dieses versorgt und erreichbar sei. Und man werde in ihren rund 10’000 Mobilfunk-Sendeanlagen jetzt nach und nach die Notstrom-Batterien gegen solche der neusten Technologie austauschen, dann gebe es Notstrom für 4 statt nur für eine Stunde.
Anmerkung von Gigaherz:
Hoffentlich vergessen die Batterie-Austauscher nicht, auf den Ladegeräten den Ladestrom und die Ladezeit anzupassen, nicht so, dass man wie beim letzten Batterie-Austausch versuchen muss, die Explosionen und Brände in den Basis-Stationen den angeblich militanten Mobilfunk-Gegnern als Sabotage-Akt anzuhängen. Siehe auch: https://www.gigaherz.ch/5g-jon-mettler-und-die-brandstifter/
Und das Wichtigste, der Bundesrat muss mit den Wettermachern einen Deal abschliessen. Dass Wetterphänomene wie an Ostern 2025 nicht mehr länger vorkommen.
Übrigens: Die vom Blackout betroffenen Gemeinden haben gut funktioniert. Es wurden notfallmässige Suppenküchen, Notunterkünfte und Sanitäts-Notfallstationen eingerichtet und mit einheimischen Ärzten bestückt.
Im Wallis, fiel Regionsweise auch das «ausfallsichere» Behördenfunknetz Polycom aus. Dort holten die Feuerwehren ihre uralten Analog-Funkgeräte, die sie zum Glück jahrelang gepflegt hatten, aus den Regalen und konnten die wichtigsten örtlichen Funkverbindungen von den Bevölkerungs–Stützpunkten zum Gemeinde-Führungsstab aufrecht erhalten.
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