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Mikrozellen mit Makrostrahlung

Swisscom wünscht strahlende Weihnacht

von Hans-U. Jakob, 29.12.2011

Am 22. Und 23. Dezember beglückwünschte Swisscom die Schweizer Bevölkerung in den Medien mit der frohen Botschaft, man wolle in Zukunft vermehrt Kleinstantennen bauen. Diese würden dann weitaus weniger stark strahlen.

Der Grund: Für die neuen Geräte wie das iPhone , Smartphones oder all die iPads würden viel mehr Daten durch die Luft befördert, als bei den alten Handys. Es drohe Datenstau und akute Verstopfungsgefahr.

Deshalb müsse das Netz jetzt vor allem in Städten viel engmaschiger werden. Durch neue, winzige Antennen, die von der Bevölkerung kaum als solche erkannt würden und erst noch keine Baubewilligung erfordern, da die Sendeleistung knapp unter 6Watt ERP liege. Das sei 160mal weniger als bei einer der 3 Sektorantennen auf  dem Nachbardach oder auf einem benachbarten Sendemast.

Sie können praktisch überall montiert werden: An Häuserfassaden, an Beleuchtungsmasten, in Leuchtreklamen. Man spricht von Mikrozellen.


Mikrozelle_1.jpgDas ist kein Weihnachtsgeschenk, was die Swisscom da vorhat.


Basel und Genf sind gut bekannt für etwas höhere Häuser als andere Schweizer Grosstädte. Dadurch gelangt die Mobilfunkstrahlung, abgegeben oberhalb des 6. Stockwerkes, wegen der Abschattungen schlecht in die Strassenschluchten hinunter. Besonders wenn quer zur Strassenrichtung gestrahlt wird. Siehe Bild links.

Die Strahlungintensität verdoppelt sich in der Regel pro Stockwerk Höhenzunahme. So im Muster 0.1-0.2-0.4-0.8-1.6-3.2-6.4V/m

Eine Zunahme von 0.1V/m im EG auf 6.4V/m im 6.Stock ist fast Normalzustand. Deshalb werden verharmlosende Strahlenkataster (wie Basel) immer 1.5m über dem Erdboden dargestellt. Siehe auch unter /basler-immissionskataster-eine-plumpe-faelschung/

Gigaherz hat deshalb den HF-empfindlichen Basler/Innen und Genfer/Innen stets empfohlen, ihre Wohnungen im 5. oder 6.Stock gegen Parterre-Wohnungen zu tauschen. Dies vielfach mit gutem Erfolg.

Bei Mikrozellen werden die Antennen jedoch 2-2.5m über dem Erdboden angebracht, um bisher abgeschattete Strassenstücke oder Plätze besser auszuleuchten. Das bringt nicht die geringste Reduktion an Strahlung,
Mikrozelle_2.jpgsondern das pure Gegenteil. Siehe Bild links


Jetzt werden HF-Empfindliche, die sich ins Erdgeschoss geflüchtet haben, endgültig aus den Stadtwohnungen vertrieben, nur weil für die schnelle Datenübertragung (bewegte Bildchen), höhere Feldstärken als 0.1V/m erforderlich sind.

Mikrozellen haben, weil sie so tief unten angebracht werden, keine vertikale Richtungsdämpfung und strahlen in horizontaler Senderichtung wie folgt.

in 1.5m Abstand mit 11V/m (Volt pro Meter)

in 3.0m mit 5.5V/m

in 4.5m mit 3.65V/m

in 6.0m mit 2.75V/m

in 9.5m mit 1.73V/m

in 12m  mit 1.37V/m

Gefährdet ist nicht nur das Verkaufspersonal in den angestrahlten Geschäften, sondern auch die Passanten auf dem Gehsteig. Besonders Herzschrittmacherträger können da in lebensbedrohende Situationen geraten. 11V/m entspricht immerhin fast dem doppelten Grenzwert gemäss NISV, der Strahlungsverordnung des Bundesrates, die mittels Mikrozellen elegant umgangen wird.

Die kantonalen Umweltämter jubeln. Endlich wird man den lästigen Einsprechern los. Munter wird deshalb wieder die Mär hervorgeholt, je näher die Antenne, umso weniger müsse das Hansy strahlen, das sei doch viel gesünder. Unterschlagen wird wie gewohnt, dass es jedem freigestellt ist, wie viele Minuten am Tag er oder sie sich so ein Strahlenscheit an den Schädel anlegen will, die Mikroantenne an der Hauswand jedoch 24 Stunden am Tag mit voller Leistung, ohne Unterbruch strahlt.

Mikrozellen sind überhaupt nichts Neues.

Lesen Sie bitte dazu /tarntennen-in-luzern/

Die Computersimulationen (Bilder) in diesem Artikel stammen vom eidgenössischen Bundesamt für Kommunikation und wurden mit Steuergeldern erstellt. Sie können frei verwendet werden

Von Hans-U. Jakob

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