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5G: Das Antennendiagramm – Ein schwarzes Loch

Ein seltsames Thema bewirkt sofortiges Schweigen. Ich frage, aber niemand mag antworten, es verschlägt den Amtsstellen einfach die Sprache. Es wirkt wie ein schwarzes Loch: Zurück kommt nichts mehr. Ein schwarzes Loch könnte es auch geben, wenn auskommt, dass nicht nur die Messungen bei 5G unmöglich sind, sondern unhaltbar auch die vorgängigen Berechnungen.

Von André Masson
21.August 2020

Swisscom benützt in ihren 5G-Ausschreibungen ein Antennen-Diagramm, das sicher falsch ist. Die Grundlage aller Berechnungen in den Quartieren ist falsch – ohalätz, da müsste man handeln, das wäre wichtig. Was, wenn jemand auf die Idee kommen sollte, alle erteilten Baubewilligungen für 5G seien nichtig ?
Begonnen hat es mit dem Prof. Vogt, Rolf Vogt, von der Berner Fachhochschule Technik und Informatik, Biel. Er weiss, was Wissenschaft ist, und er weiss auch, dass die 5G-Gegner Chabis erzählen, wie er es in der Berner Zeitung vom 13.3.20 ausgebreitet hat.
https://www.gigaherz.ch/5g-berner-zeitung-streut-falschinformationen/
Ich frage ihn, da er fachlich so viel weiss, wie man das 5G-Diagramm von Swisscom verstehen müsse, das ganz sicher falsch ist. Man sieht, dass es falsch ist, an den messerscharfen Einbrüchen im Vertikaldiagramm, die in der Enveloppe so scharf nicht sein können. Enveloppe: Summe aller ungünstigen Fälle, über sämtliche Betriebszustände aufsummiert. Bei anderen Frequenzen sind die Einbrüche an unterschiedlichen Stellen, beim Strahltanzen ebenfalls, und wenn man die breit abstrahlenden Signalisationskanäle hinzunimmt – erneut unmöglich, wie es gezeichnet ist.

Der Professor antwortet etwas ausweichend. Also schreibe ich ihm die Antwort, die er mir hätte geben müssen: Vier Seiten lang rechne ich, beweise, belege mit Zahlen, und bitte Herrn Professor um seine Meinung, ob das stimmt oder nicht stimmt. Wenn es stimmt, ist es peinlich für Swisscom und für alle Bewilligungsbehörden – wenn es nicht stimmt, soll er mir zeigen, wo und was genau nicht stimmt in meinen Überlegungen.

Und jetzt kommt Schweigen … nichts, keine Antwort. Alles bleibt stumm und still, wie das Männlein im Walde, und das jetzt 10 Wochen lang, wenn man die Vorgeplänkel nicht dazu zählt. Einmal noch nachgefragt, aber ein Professor ist stark beschäftigt, oder er mag sonstwie nicht.

Ich versuche es bei der Berner Kantons-Fachstelle für nichtionisierende Strahlung – die müssen es wissen, sie sind ja verantwortlich dafür, dass gemäss den Bundesregeln bewilligt wird. Auch hier: Keine Antwort, Schweigen, Stille. Neun Wochen bisher. Sie können oder wollen nicht entscheiden, ob ich richtig oder falsch gerechnet habe. Auf der Fachstelle wird das Fachwissen ja nicht fehlen ?

Dann die ComCom. Herr Netzle klagt lautstark, es müssten viel mehr 5G-Antennen gebaut werden, und erst noch schnell. Er schreibt dem Bundesrat, den einzelnen Bundesräten, er will sich dort erklären gehen. Ich lege Herrn Netzle dar, als Netz-Regulator müsse er doch wissen, ob alles seine Richtigkeit habe, und er solle mir bitte erklären, ob allen 5G-Anlagen falsche Diagramme zugrunde liegen. Man ahnt es schon: ich höre nichts mehr, aber es sind erst fünf Wochen her. Vielleicht kommt morgen schon die Post.

Weiss Swisscom etwas Einleuchtendes zu sagen zum Rätsel ? Im Rahmen einer normalen Antennen-Einsprache habe ich die falschen Diagramme bemängelt. Es sind acht Wochen seither, hoffentlich höre ich noch etwas, ich freue mich.

Das METAS, Amt für Metrologie hat geantwortet, wie normal und üblich im Lande. Bravo! Mein Anliegen dort war aber nicht, die Diagramme zu verstehen, sondern ob sie nicht selber einen Antennen-Messplatz aufbauen wollen, um die Diagramme unabhängig von Swisscom, Orange etc. selber auszumessen. Jedes Messwesen im Bereich des Kommerzes muss verifizierbar und nachmessbar sein: bei der Tankstelle, beim Schneider und Zwetschgen-Verkäufer, beim Zweierli Rotwein im Rebstock. Nur beim Mobilfunk nicht. Das stört. Sie haben geantwortet, wie wenn es um normale Mobilfunk-Messungen gehen würde, aber dort braucht man die Diagramme nicht.

Die Forderung liegt in der Luft: Wir wollen die Diagramme der Antennen-Abstrahlung genau kennen, und zwar unabhängig von den Mobilfunkfirmen. Es sollen die Kantone oder ein Bundesamt etwas aufschalten, wo wir bei allen kommerziell üblichen Antennen-Typen zwei Winkel eingeben können (Lage des Hauses zur Antenne), sowie Frequenz- und erlaubte Winkelgrenzen der Abstrahlung, und dann antwortet der Rechner mit der Enveloppe der Abstrahlkurve und gibt einen gemessenen Wert für die Dämpfung (Enveloppe) in dieser Richtung. Die Sache mit getrennten Horizontal- und Vertikalwerten ist irgendwie veraltet, das braucht man eigentlich nicht, es geht ohnehin echt dreidimensional. Es ist allerdings vorgeschrieben für das Ausfüllen des Standortdatenblattes. Die Messung der Abstrahlung hat ganz unabhängig von Swisscom, Sunrise und Salt zu erfolgen. Man ahnt: Das wird etwas aufwändig werden.

Nachbrief für Spitzfindige: Die scharfen Minima im Diagramm mit einer Dämpfung von 30 dB sind tatsächlich uninteressant, weil man nach Bundesregeln nie bis zu so geringen Werten gehen darf: mehr Abschwächung als 15 dB darf nicht verwendet werden. Aber: Wenn das Diagramm nicht die Enveloppe zeigt, so ist es eben auch bei stärkeren Werten nicht die Enveloppe. Die schamlos ausgenützten 4.99 V/m lassen jetzt grüssen, da kommt man mit winzig-wenig stärkerer Strahlung bis auf mehr, als die Grenzwerte erlauben. Alles Bisherige zu 5G ist landesweit neu zu rechnen, mit einem korrekten Antennen-Diagramm. Das erste dieser falschen Antennendiagramme habe ich in Steffisburg gesehen, printed 2018.04.24. Alles in den letzten zweieinhalb Jahren – bitte neu rechnen, diesmal besser und korrekt!

Anmerkung von Hans-U Jakob Gigaherz.ch:
André Masson ist pensionierter Gymnasiallehrer und Doktor der Physik. Besser bekannt mit seinen Radioaktivitäts-Messungen rund um Schweizer Atomkraftwerke, welche seinerzeit die Atom-Lobby ganz schön ins Schwitzen gebracht haben. Es ist kaum verwunderlich, aber bezeichnend, wenn sich die Funk-Lobby lieber nicht mit ihm anlegen will.

Von Hans-U. Jakob

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