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2000 Tote – 800 hoffnungslos Schwerkranke

Heute beginnt in Turin (I) einer der grössten Asbest-Prozesse aller Zeiten.

Quelle:Sendung 10 vor 10 des Schweizer Fernsehens SF1.

Hans-U. Jakob, 10.12.09

Angeklagt sind die ehemaligen Besitzer und Betreiber der Eternit-Fabrik in Casale Monferrato, der Schweizer Industrielle und Multimilliardär Stefan Schmidheiny sowie sein belgischer Kollege Baron de Cartier. Ihnen wir vorgeworfen am Tod von mindestens 2000 Personen und an schweren Erkrankungen von 800 noch Lebenden schuld zu sein. Es wird auch 12 Jahre nach der Schliessung des Eternitwerkes in Casale Monferrato noch jedes Jahr mit 50 weiteren Toten gerechnet. Eternit war ein stark asbesthaltiges Baumaterial, vorwiegend für Bedachungen, Fassadenverkleidungen und Abwasserleitungsrohre.

Der Fall ist insofern interessant, weil die Asbest-Tragödie oft im Zusammenhang mit dem Mobilfunk genannt wird. Denn auch beim Eternit sahen die Behörden jahrzehntelang völlig tatenlos zu. Warner wurden ausgelacht, verspottet und als Wirtschaftsschädlinge und Salatapostel beschimpft……

Ein Zeitzeuge erinnert sich

Ich war 1978 als Entwicklungsingenieur in einer Maschinenfabrik tätig und hatte den Verkauf einer ganzen Schiffsladung von Hydraulikaggregaten in die USA zu organisieren. Vorsichtshalber orientierte ich die Direktion darüber, dass zur Zeit in Amerika eine Anti-Asbest Kampagne laufe und dass unsere Aggregate am Boden der Hydraulik-Oeltanks eine gekapselte elektrische Heizung hätten, deren Heizwicklungen mit Asbest isoliert seien.

An einer extra einberufenen Sitzung wurde über das dumme Gerücht aus den USA nur gelacht und Witze über grüne Extremisten gemacht.

Der Direktion verging das Lachen als die ganze Schiffsladung nach 3 Wochen wieder in Hamburg ankam.

Was war passiert? In Boston fiel zufälligerweise eine Kiste vom Kranhaken und das zertrümmerte Hydraulikaggregat offenbarte seine Innereien samt asbesthaltiger Elektroheizung. Fazit: auf Weisung der Zollbehörde alles an den Absender zurück.

Endgültig verging auch mir das Lachen, als 1982 ein lieber Freund von Beruf Bauhandwerker plötzlich an einer sogenannten Asbestlunge verstarb. Er hatte jahrelang auf Baustellen  Eternitplatten und Eternitrohre zersägt. Dazu Schutzmasken zu tragen, war damals weder  vorgeschrieben, noch wäre das jemandem in den Sinn gekommen. Alles nur dummes grünes Geschwätz…..

Nun, die Zeiten haben sich punkto Asbest geändert.

Werden wohl dereinst auch die CEO’s der Mobilfunkgesellschaften und die Direktoren der Bundesämter BAKOM, BAG und BAFU vor den Strafrichter zitiert, die heute genauso jegliche Gesundheitsschäden durch Mobilfunk abstreiten, wie ihre Amtsvorgänger noch vor 30 Jahren beim asbesthaltigen Eternit.



Wir, die Funktionäre und Messtechniker von Gigaherz werden uns jedenfalls als Kronzeugen bereithalten, so weit wir das noch erleben dürfen.

Der heute beginnende Strafprozess in Turin, sollte den Mobilfunk-Bossen und Bundesamtsdirektoren eine Warnung sein!  Doch warten wir vorerst einmal die Urteile aus Turin ab, denn Juristenlogik ist oft eine ganz besondere Logik. Aber 2000 Tote werden kaum mit faulen Tricks wegzudiskutieren sein. Italienische Radiostationen berichten schon von mehrjährigen Zuchthausstrafen und Bussen in Milliardenhöhe. Dazu können erst noch tausende von Schadenersatzklagen kommen.

Von Hans-U. Jakob

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