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An alle Elektrosensitiven der Welt: IHR SEID NICHT ALLEIN!

An alle Elektrosensitiven auf der Welt: IHR SEID NICHT ALLEIN!

Ein Sonntagsinterview mit Leif Sodergren, verantwortlich für internationale Kontakte seit 1992 für FEB Schwedische Gesellschaft für Elektrosensitive

Aus dem Englischen übersetzt: Evi Gaigg

FEB:
Was hat Sie dazu gebracht, sich für internationale Kontakte zu engagieren?

Leif Sodergren

Als ich 1991 elektrosensitiv wurde, haben ich und alle anderen, die auch krank wurden, für die Industrie eine Bedrohung repräsentiert (das war die Periode, als Büroangestellte ihren eigenen Computer aufs Pult bekamen). Da gab es Verschleierer, die auf alle möglichen Arten versuchten, die Elektrosensitivität zu trivialisieren. Ein Weg war, zu sagen, es sei ein rein „schwedisches“ Phänomen. Ich habe das bezweifelt und habe mich entschlossen, es für mich selbst heraus zu finden.

FEB:
Gibt es elektrosensitive Menschen in anderen Teilen der Welt?

Leif Sodergren:
Ja, wir sind nicht allein. Bevor unsere Webseite gut bekannt wurde, hatten wir einen massiven Eingang von Briefen aus anderen Ländern und es kostete viel Arbeit, Material zu verschicken, sodass uns die Webseite (http://www.feb.se) eine Menge Postarbeit erspart und der viel effizientere Weg ist, Informationen zu verbreiten. In den letzten zehn Jahren sind sie ziemlich angewachsen.

FEB:
Welche Art von Antworten haben Sie auf das versandte Material erhalten?

Leif Sodergren:
Viele Elektrosensitive in fremden Ländern haben sich völlig mit ihrer mysteriösen Krankheit allein gefühlt. Dafür einen Namen zu finden und heraus zu finden, dass es Leute gab wie mich, die sensitiv auf elektromagnetische Felder sind, war für sie von grosser Wichtigkeit. Ich bin in Kontakt mit vielen von ihnen gekommen und viele Leute fühlten sich enorm erleichtert und waren dankbar. Darauf folgte die Entdeckung, dass da ein grosser Bedarf bestand, die praktischen Gesichtspunkte zu diskutieren und wie man wieder gesund würde. Glücklicherweise haben wir Kontakte geknüpft, in Amerika zum Beispiel, die haben das Erteilen praktischer Ratschläge übernommen.

FEB:
Glauben Sie, dass die Elektrosensitivität in Schweden besser bekannt ist als anderwo?

Leif Sodergren:
Ja. Die meisten Schweden wissen heute, was Elektrosensitivität ist. Sie haben davon erfahren, wenn sie jemanden in der Familie hatten oder einen Freund oder Kollegen, der elektrosensitiv ist oder wenn sie davon in der Presse gelesen haben. Wenn das nicht gewesen wäre, dann wäre das für FEB und ihre vielen lokalen Gruppen viel schwerer gewesen. Ich sehe, dass die Elektrosensitiven in anderen Ländern nicht die gleiche Unterstützung haben wie wir in Schweden. Sie müssen heute so kämpfen, wie wir in den achziger Jahren gekämpft haben, als das Problem auftrat. Ich würde sagen, dass Tausende von Artikeln in der schwedischen Presse über elektrosensitive Menschen veröffentlicht wurden. In den USA z.B. hat die Presse Elektrosensitive völlig ignoriert, obwohl so viele extrem ernste Fälle die Aufmerksamkeit erfordert hätten.

FEB:
Was sind die meist gestellten Fragen in anderen Ländern?

Leif Sodergren:
Sie möchten wissen, wie sie sich von ihrer Elektrosensitivität befreien könnten. Sie denken, wir haben die Antworten, die wir aber nicht haben. Die internationalen Workshops für Ärzte und Wissenschafter werden uns hoffentlich mehr Antworten geben können. Die beste Abhilfe ist das Vermeiden von elektromagnetischen Feldern. Wir empfehlen den Leuten, ihre toxische Belastung zu überprüfen, denn viele beachten diesen Zusammenhang nicht. Dr. William Rea in Dallas hat bei Elektrosensitiven Vitamin- und Mineralstoffmangel entdeckt auf die sie, mit ihrem Arzt zusammen, ein Augenmerk legen sollten. Es scheint, dass es in Deutschland einige interessante Entgiftungskliniken gibt und Dr. William Rea in Dallas bietet eine Behandlung an für jene, die versichert sind. Die Behandlung variiert, wie es scheint, in der EU. Ein elektrosensitiver Patient in Irland muss ein paar Jahre warten, um zu einer Untersuchung von Hirnstörungen zu kommen, die durch elektromagnetische Felder ausgelöst werden.

FEB:
Ist Elektrosensitivität ein offiziell anerkanntes Leiden in Schweden?

Leif Sodergren:
Elektrosensitivität ist gut bekannt und wird generell als ein Phänomen akzeptiert, aber nicht offiziell als Leiden anerkannt. Wenn offiziell anerkannt würde, dass wir von den elektromagnetischen Feldern krank werden, wäre das eine Bedrohung für die Industrie und die schwedische Regierung ist hier in einer verzwickten Lage. In der Mitte der neunziger Jahre hat die Regierung die Regeln für Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit verschärft. Früher konnten die Ärzte Leute arbeitsunfähig schreiben und mit der Diagnose „elektrosensitiv“ in Rente schicken, aber das wurde als zu vage angesehen (und schädigend?) und es wurde vorgeschlagen, dass die aktuellen Symptome gebraucht würden. Das Resultat war, dass die Diagnose „Elektrosensitivität“ weniger oft gestellt wird und andere Diagnosen wie Depression oder Burn-out gestellt werden, um zu Krankengeld zu kommen. Wer profitiert von diesen Wortspielereien? Sie werfen nur ein Problem auf, dem die Regierung ihr Augenmerk schenken sollte.

FEB:
Welche Wirkung haben Mobiltelefone auf Elektrosensitive?

Leif Sodergren:
Vor 10 Jahren hatten Elektrosensitive im Vergleich zu heute ein leichtes Leben. Diejenigen, die die elektrifizierte Umwelt nicht ertrugen, konnten sich in ein Haus ohne Elektrizität zurück ziehen, entweder in der Stadt oder ausserhalb oder weit draussen, in einem Wald. Heute sind nur noch wenige solcher Rückzugsmöglichkeiten verblieben. Die schwedische Regierung hat festgelegt, dass es das Recht jedes Bürgers ist, in ein Mobiltelefon zu sprechen, wo immer er sich befindet. Das heisst, dass Masten und Antennen mit Mikrowellen-Emissionen im ganzen Land gebaut werden. Kein Fleckchen wird ausgespart. Einige Elektrosensitive haben mehr als einmal wegziehen müssen, wenn eine neue Antenne in ihrer Nähe aufgestellt wurde. Sie haben keine Wahl. Wir haben einige Mitglieder, die so empfindlich geworden sind, dass sie nirgends mehr einen Platz finden, wohin sie ziehen könnten. Ihr Leben ist in eigentlicher Gefahr.

FEB:
Ist das ein Problem nur in Schweden?

Leif Sodergren:
Nein. Das Problem ist international. Wir bekommen Briefe und Mails von verzweifelten Leuten, die uns nach sicheren Plätzen fragen, wohin sie vor den Antennen und Basisstation flüchten können. Wir können ihnen keine Antworten geben. Vor einigen Monaten stand ein Artikel im TIME-Magazin über eine Frau, die plötzlich eine Mobilfunkantenne aussen am Fenster ihres Kondominiums in New York fand. Sie war nicht elektrosensitiv aber sehr beunruhigt. Sie war in der glücklichen Lage, eine einflussreiche Journalistin zu sein, die erreichte, dass die Antenne entfernt wurde. Aber das ist aussergewöhnlich.

Ein sicherer Platz heute ist vielleicht schon morgen ein unsicherer, mit Antennen, wie sie jeden Tag gebaut werden. Ich erinnere mich an einen Fall in Schweden, wo eine völlig gesunde Familie fast zu Grunde ging durch eine Antenne vor ihrer Wohnung. Die ganze Familie wurde krank, bis entdeckt wurde, (der Betreiber musste das anerkennen), dass die Antenne durch einen Fehler direkt in die Wohnung gerichtet war, statt von ihr weg. Dem Rest der Familie ging es dann besser, aber der Ehemann, ein Champion-Bowlspieler, ist nun so sensitiv auf Mikrowellen, dass er in einem isolierten Bunker leben muss oder Berufs-Mikrowellen-Schutzkleidung tragen muss.

Es gibt Tausende von Aktionsgruppen auf der ganzen Welt, die gegen den Bau von Mobilfunkantennen auf Gebäuden oder das Errichten von Masten kämpfen. Zur Beschreibung ähnlicher Probleme kann ich die US-Publikation „NO PLACE TO HIDE“ (kein Platz zum Verstecken) empfehlen. (Cellular Phone Taskforce, P.O. Box 1337, Mendocino, California USA 95460, Abonnement USD 25 und USD 35 für das Ausland)

FEB:
Wie lange werden Mobilfunkmasten und Antennen noch gebaut werden?

Leif Sodergren:
So lange, als Leute Mobiltelefone weiter benutzen. Eltern, die besorgt sind, dass Mobilfunkantennen in der Nähe der Schulen ihrer Kinder gebaut werden, sollten sich merken, dass diese Antennen benötigt werden, weil sie und ihre Kinder eben diese Telefone benutzen. An dem Tag, an dem die Menschen aufhören, Mobiltelefone zu benutzen, wird es nicht mehr nötig sein, Mikrowellen aussendende Antennen zu errichten.

FEB:
Wann wird das sein?

Leif Sodergren:
Wenn die Menschen die Erfahrung machen, dass sie den krank machenden Mikrowellen erlauben, in ihr Gehirn einzudringen. Ein Artikel des UK Sunday Mirror vom 27. Dezember 2001 beschreibt, wie die Wissenschafter entdeckt haben, dass ein Anruf, der nur gerade 2 Minuten dauert, die natürliche Hirnaktivität der Kinder bis länger als eine Stunde nach dem Anruf ändern kann. Leute, die ein Mobiltelefon benutzen, haben keine Ahnung, dass ihr Gehirn langfristig beeinträchtigt wird. Ich spreche nicht von Krebs, der geradezu ein kleines Problem ist. Wenn Sie einen Hirntumor bekommen, dann überleben Sie oder Sie sterben. Das ist einfach. Aber da sind noch andere viel schlimmere Risiken beteiligt.

FEB:
Welche Risiken?

Leif Sodergren:
Drei schwedische Wissenschafter, Salford, Persson und Brun haben gezeigt, dass Mikrowellen, ausgehend von Mobiltelefonen die Blut-Hirn-Schranke öffnen, die Giften, die absolut nicht ins Gehirn gehören, erlauben, einzudringen. Diese Gifte, die als Abfallprodukte in den Nieren landen sollten, können statt dessen im Gehirn landen, denn die Mikrowellen von Mobiltelefonen öffnen eine Schranke, die eben als Barriere funktionieren soll. Diese Gifte haben eine Langzeitwirkung auf das Hirn und können vorzeitige Alzheimerkrankheit verursachen und eine Anzahl anderer Krankheiten.

Wenn ein grosser Teil der arbeitenden Bevölkerung verblödet, dann würden wir unserer Gesellschaft, so wie wir sie kennen, „adieu“ sagen müssen .

FEB:
Sehen Sie irgendeine Zukunft für Mobiltelefone?

Leif Sodergren:
Nur, wenn das oben beschriebene Szenario vermieden werden kann. Möglich, dass es irgendeine Medizin gibt, die vor negativen Wirkungen von Mikrowellen schützen kann. Wenn nicht, dann ist das, was wir vor uns haben, eine Periode von Enthüllung und Ablehnung, wenn die Leute die krank machenden Wirkungen und die Machenschaften der Industrie, die gegen die Fakten kämpft, durchschauen. Denken Sie an Asbest, für wie gefährlich es heute gehalten wird und für was für ein phantastisches Material es einst gehalten wurde.

Die Gerichtsfälle in den USA lassen Versicherungsgesellschaften immer noch bluten. Stellen Sie sich das Szenario bei den Gerichten vor: die Mobilfunk-Fälle gehen noch Jahrzehnte weiter, wie bei Asbest, aber mit viel grösseren Schäden, die Gesundheit der allgemeinen Bevölkerung wird negativ beeinflusst, die Wirtschaft wird einen ernsten Niedergang erleben, die Rückversicherungsgesellschaften werden zusammenstürzen und normale Versicherungen in Mitleidenschaft ziehen. Wie können sie versichern, wenn es keine Rückversicherung gibt? Und eine Menge mehr….

FEB:
Aber wie werden die Leute ohne Mobiltelefone weiter leben?

Leif Sodergren:
Sie konnten es vor 10 Jahren. Wir haben alle gewöhnliche Telefone benutzt und waren ganz happy. Und die allgemeine Gesundheit war viel besser.

FEB:
Wie meinen Sie das?

Leif Sodergren:
Die Menschen haben ein sehr kurzes Gedächtnis. Es gab eine Zeit, da waren junge Leute sorgenfreie Jugendliche, wenn 40 % von ihnen keine Allergien hatten, wenn sie nicht gestresst waren und keine betäubenden Schlaftabletten und Tranquilizer oder Amphetamine nehmen mussten (für überaktive Kinder). Es gibt ein alarmierendes Ansteigen des Gebrauchs dieser Medikamente. Und dieses entspricht dem Anstieg des Gebrauchs von Mobiltelefonen. Wenn Sie diese Theorie anzweifeln, erinnern Sie sich an den Artikel im UK Sunday Mirror vom 27. Dezember 01, der beschreibt, wie die Wissenschafter aufgedeckt haben, dass ein Anruf, der nur 2 Minuten dauert, die natürliche Aktivität eines Kinderhirns bis zu einer Stunde danach verändern kann.

FEB:
Eine letzte Frage: Werden Elektrosensitive endlich Beachtung finden?

Leif Sodergren:
Ja, sie werden. Die meisten „neuen“ Krankheiten, die nicht weggehen, werden vielleicht akzeptiert. Falls die allgemeinen Bevölkerung erkennt, dass ihre schlechte Gesundheit auf die elektromagnetischen Felder zurück zu führen ist, wird es mehr Verständnis für Elektrosensitive geben. Es ist alles eine Frage der Zeit und des Timings.

Von Hans-U. Jakob

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