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3 Leserbriefe im Thalwiler Anzeiger

3 Leserbriefe im Thalwiler Anzeiger

Wort- und Vertrauensbruch:
Bahnhof Thalwil als Müllhalde der SBB

von Romeo Vanoli, Thalwil, 19. April 2004

Der Bahnbetrieb in Thalwil kann mit der Autolawine an der Rosengartenstrasse oder betr. Luftverkehr mit der Anflugschneise in Schwamendingen verglichen werden. Im Gegensatz zu diesen Horrorstandorten der beiden anderen Verkehrsträger wurde der SBB bis jetzt noch das notwendige Verständnis entgegengebracht.

Nirgendwo weit und breit sind die negativen Auswirkungen des Zugverkehrs derart gravierend wie zwischen der Tunnelmündung und der Verzweigung nach Chur, Luzern, Gotthard. Es gilt hier die Emissionen von nicht weniger als vier äusserst stark frequentierten Geleisen zu ertragen. Nicht eingehen möchte ich auf die Tatsache, dass der Stimmbürger vor der NEAT-Abstimmung mit falschen Versprechungen geködert wurde. Stichworte: Zimmerbergtunnel wird nicht gebaut, ca. 80 Mio. für ein nutzloses kreuzungsfreies Anschlusswerk im Berg verlocht, dafür kein Geld mehr zur Sanierung der auf dem ganzen Schienennetz einmaligen Knallkreuzung vor dem Tunnelportal. Fakt ist: Das Quietschen, Holpern und Bremsgestöhne, auch in der Nacht!, stösst an die obere Grenze des Zumutbaren.

Dies sah auch die SBB ein und informierte am 6. November 2003 die Thalwiler Bevölkerung über mögliche Sanierungsmassnahmen und erteilte „Trostpflästerli“.
(„Thalwiler Anzeiger“, 8. November 2003). Am Vorstandstisch sassen neben den Delegierten der SBB auch Gemeindepräsidentin Ch. Burgener und Bauvorstand H. Möhr. Die SBB hielt fest, dass der Schienenverkehr weiter zunehmen werde, dass jedoch alles erdenklich Mögliche unternommen werde, um die Immissionen für die Anstösser gering zu halten. Doch nun kommt der Hammer. Es ist zwar 1. April und kaum zu glauben. Ausgerechnet in diesem Gebiet, nach nur vier Monaten!, stellt die gleiche SBB für ein paar Silberlinge der Swisscom Areal für zwei UMTS-Antennen zur Verfügung. Da kommt sich doch der Bürger verschaukelt vor! Auch die damaligen Sprecher der SBB, die es vermutlich ehrlich meinten, werden von der eigenen Firma desavouiert. Schlimmer noch, auch die Behördenvertreter von Thalwil werden offenbar nicht ernst genommen und, als Gipfel der Unverfrorenheit, die leidgeprüften Anstösser für dumm verkauft. Bis anhin war ich der Meinung, dass sich der Bürger auf die Versprechungen staatlicher Organe, wozu zweifelsohne auch die SBB gehören, verlassen kann. Es ist äusserst bedenklich, wenn Versprechungen von staatlicher Seite bereits nach nur vier Monaten sang- und klanglos einfach gebrochen werden.

Ich hoffe, dass die Behörde dieses Bauansinnen nicht nur anhand der Strahlendosis beurteilt, sondern auch die bis jetzt schon bestehenden, massiven Emissionen mit-berücksichtigt und an das Wohl der Anstösser, aber auch an das des Steuerzahlers denkt. Eine Genehmigung würde sich über kurz oder lang auch auf die Steuerein-nahmen und Sozialabgaben auswirken.

Zum Schluss ein Zitat von Lalive d’Epinay und Dr. Weibel im Vorwort zum SBB-Umweltbericht, das die zynische Verhöhnung der Anwohner auf die Spitze treibt: „Die SBB streben ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ihrer ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung an“.

Neue Mobilfunk-Antennen in Thalwil

von Gerhard Gehrig, Thalwil 19. April 2004

Regelmässig berichtet der „Thalwiler Anzeiger“ über Verunreinigungen des öffentlichen Grundes. Sei es eine herrenlose Tragtasche am Bahnhof oder eine Ansammlung von Getränkeflaschen: Der Missstand scheint die Bevölkerung zu beschäftigen. Es wird im „Thalwiler“ beschrieben und dankbar nehme ich zur Kenntnis, dass die Behörden die Verursacher im Interesse der Lebensqualität zur Rechenschaft ziehen.

Eine ebenso unerfreuliche Verschmutzung auf öffentlichem Grund plant Swisscom, welche auf dem Gelände der SBB mehrere Mobilfunkantennen erstellen will. In Thalwil sollen sie dort stehen, wo der Bahnbetrieb bereits überdurchschnittliche Belastungen verursacht. Eine Anlage ist am Tunnelportal geplant. Dort sorgt schon eine zu laute Weiche für Unmut der Anwohner. Die zweite ist an der Verzweigung der Churer- und Zugerlinie vorgesehen, wo die Züge wegen des engen Kurvenradius durchdringend kreischen. Beiden Standorten ist gemein, dass sie an der Einfahrt zum Bahnhof Thalwil liegen. Dies bedeutet, dass sich der Lärm aller S-Bahn-, Schnell- und Güterzüge des linken Seeufers kumuliert. Zusätzlich strahlen vier Fahrleitungen Elektrosmog ab. Beide Standorte liegen auch im unmittelbaren Bereich von Kinderspielplätzen. Am südlichen Standort birgt zusätzlich ein kaum geschützter Propangas-Tank ein latentes Unfallrisiko.

Bisher haben die Thalwilerinnen und Thalwiler den betriebsnotwendigen Beeinträchtigungen durch die Bahn viel Verständnis entgegengebracht. Die Antennen dienen gemäss Angaben der SBB nicht dem Bahnbetrieb. Für die zusätzliche Belastung habe ich daher kein Verständnis. Die SBB scheinen mit ihrer Zustimmung zum Projekt von ihrem Versprechen abzuweichen, das sie im November 2003 an der Informationsveranstaltung zum Tunnelbau abgegeben hatten. Damals wurde ver-sprochen, Störungen würden auf ein Minimum beschränkt.
Ich bitte die zuständigen Behörden, bei der Beurteilung des Baugesuchs die gesamte Belastungssituation zu berücksichtigen und zu Gunsten der Lebensqualität zu entscheiden. Dabei erinnere ich an den Beschluss des Gemeinderats, wonach „die Gemeinde künftig der Errichtung von Mobilfunkantennen auf öffentlichen Gebäuden mit starker Publikumsfrequenz nicht mehr zustimmen wird“.

Anmerkung des Verein ISBM Thalwil:
Was in den beiden Leserbriefen nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass auf dem Dach des Güterschuppens auf dem Bahnhofgelände bereits eine monströse Mobilfunkantenne in Betrieb ist und die Anwohner schon von dieser Abstrahlung her stark belastet sind.

UMTS-Antennen auf dem Areal der SBB

von Otto Morgenthaler Thalwil 19.April 2004

Laut Baugesuch vom 1.April 04 sollen auf dem Gelände der SBB zwei UMTS-Antennen von der Swisscom aufgestellt werden. Der Leserbrief von Herrn R. Vanoli (Thalwiler Anzeiger vom 03.April 04) macht auf die Problematik aufmerksam. Recht hat er!

Im K-Tipp vom 24. März 04 wird Hr. Jürg Baumann, Sektionsleiters des BUWAL zitiert:

„Wenn eine neue Technologie eingeführt wird, dürfte man eigentlich erwarten, dass ihre gesundheitliche Auswirkungen einigermassen untersucht sind. Beim Mobilfunk aber war eine solche Dynamik im Spiel, dass die umfassende Risikoabklärung gar nicht möglich war.“

Im Klartext ein Geständnis: „Wir, das BUWAL (ein Amt des UVEK), liessen uns von der Mobilfunklobby überfahren.“

Immer mehr Schädlichkeitsbeweise liegen vor. Es drohen Tausende von Schadensforderungen. Wer kann für die Schäden belangt werden? Ich fürchte, die Antwort lautet: Niemand! Langwierige rechtliche Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert. Auch hier hat Bern bei der Konzessionserteilung versagt. Gesundheitliche Nachteile, Minderung des Liegenschafts- und Mietwertes, alles bleibt an uns Bürgern hängen. Und wir werden weiterhin mit hoher Intensität bestrahlt, ob wir wollen oder nicht, es gibt kein Entrinnen.

Eine neue Runde ist eingeläutet. Es geht wieder um sehr viel Geld, welches nun dank UMTS, in die Wirtschaft fliessen soll. UMTS ist eine Spielerei und keineswegs ein Beitrag zur Erhöhung der Lebensqualität. Die grossen gesundheitlichen Bedenken werden überhört, schliesslich hat man für die Lizenz Millionen bezahlt.

Es reicht – Bürger, wir haben Rechte, wehren wir uns!
Wir wollen nicht auch noch für diese Technologie als Versuchskaninchen herhalten. Die Grenzwerte ändern können wir nicht. Von Bern ist trotz des oben zitierten Geständnisses kurzfristig nichts zu erwarten. Aber wir können durch unsere Einsprachen den Bau weiterer Antennen auf unserem Gemeindegebiet verhindern.

Es wäre angebracht, wenn wenigstens auf kommunaler Ebene die von uns gewählte Behörde ihre Pflicht erst nehmen würde. In Kenntnis der bekannten Fakten ist, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, die Gesundheit der Bevölkerung höher zu gewichten als die finanziellen Interessen eines einzelnen Wirtschaftszweiges. Ich beantrage, wie in vielen andere Gemeinden geschehen, keine Genehmigungen für weitere Antennen zu erteilen. In Thalwil sind wir hinreichend mit Antennen ausgestattet.

Von Hans-U. Jakob

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