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Zahlen die Angst machen – NIS-Grenzwerte sind völlig wirkungslos

aus dem Münchner Merkur vom 16.11.07

Bilder und Bildtexte von Hans-U. Jakob, Gigaherz.ch 19.11.07

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Bild 1: Der Kurzwellensender von „Radio Freies Europa“ (Propagandasender der US-Army) in Oberlaindern, Gemeinde Valley, welcher am 31.Dez 2003 aus gesundheitlichen Gründen stillgelegt und anschliessend abgebrochen werden musste. Der Sendebetrieb wurde in das unaufgeklärte Ungarn verlegt.  Man darf gespannt sein wie lange es dauern wird, bis dort die Bevölkerung so krank ist, dass auch sie sich zur Wehr setzt. Die 3 bis zu 130m hohen Maste sind nicht etwa Antennen, sondern das dazwischen aufgehängte „Drahtgeflecht“.  Auf dem Bild leider nur schwach sichtbar.

„Wir sind eine kleine Gemeinde, konfrontiert mit einem übermächtigen Gegner.“

sagte der Bürgermeister von Valley, Josef Huber.

Der Gegner hieß IBB, war ein US-Radiosender und stand inmitten von Wohngebieten. Die Menschen außenrum bekamen Migräneanfälle, Schlafprobleme oder Übelkeit, sie wollten, dass der Gegner geht, aber er wollte bleiben. Also zogen sie vor Gericht – bis der Gegner 2003 nachgab. Heute weiß Valley, dass sich der Aufwand lohnte.

Ende Oktober hatte die Gemeinde – 3149 Einwohner, 15 Ortschaften und Weiler – eine „Einladung zur Pressekonferenz am Freitag, 16. November” an Medienvertreter geschickt: „Erstmals wurde in Deutschland mit einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen, dass elektromagnetische Felder gesundheitliche Störungen erzeugen”, stand darin. Die Autorin der Studie, Tina Theml, promovierte Psychologin, unter anderem tätig für die Technische Universität München, stellte gestern im Rathaus die Ergebnisse vor – eindeutige Ergebnisse.

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Bild 2: Bereits 1997 liess die Gemeinde Valley auf deren Gebiet sich der Senderstandort befand, die nächstliegende Bevölkerung des Dorfes Oberlaindern untersuchen.

Da die ersten betroffenen Wohnhäuser über 1km von den Sendeantennen entfernt, und die Strahlenkeulen von der Waagrechten aus gesehen leicht aufwärts (Richtung Ionosphäre) gerichtet waren,  überquerte das Zentrum des EM-Feldes die Häuser bereits in einer Höhe von über 100m und die Strahlungsintensität lag in den Wohnungen „nur“ zwischen 0.3 und 3 V/m.

Gigaherz war mehrmals dort und verfügt über eigene Messungen.  Deshalb ist es als verwerflich, ja geradezu als kriminell zu bezeichnen, wenn sogenannte staatliche Strahlenschutzkommissionen voll im Wissen um die Schäden aus obiger Tabelle, den flächendeckenden Mobilfunk mit Grenzwerten zwischen 40 und 60V/m eingeführt haben.

Tina Theml hatte in Valley eine Gruppe von Menschen, die in direkter Nähe der Senderanlage lebte, im Jahr 2001 – und dann noch einmal 2007 untersucht.

„Diese Personen litten damals noch unter statistisch überdurchschnittlich stark ausgeprägten Symptomen wie Schlafstörungen, Energielosigkeit, Konzentrationsschwäche, Nacken- und Schulterschmerzen, Taubheitsempfindungen in Füßen und Händen”, sagte Theml. Bei der Nachuntersuchung 2007 habe sich ein statistisch signifikanter Rückgang der Beschwerden gezeigt:

Litten vor sechs Jahren noch 52,3 Prozent der Studienteilnehmer unter Schmerzen, waren es vor rund einem halben Jahr gerade mal 6,8 Prozent.

Zwar soll die maximale Sendeleistung von IBB seinerzeit einer Strahlung von mehr als 20‘000 Mobilfunkbasisstationen entsprochen haben – Professor Rainer Frentzel-Beyme, der Theml bei der wissenschaftlichen Untersuchung beraten hat, sagt jedoch: Die Elektrosensibilität in der Bevölkerung habe sich in vergangenen Jahren massiv erhöht: „Wir erwarten Schlimmes.”

Tatsächlich häuft sich in jüngster Zeit die Zahl einschlägiger Untersuchungen.

Im ersten Quartal 2004 beschrieb zum Beispiel das Fachmagazin „Umwelt, Medizin, Gesellschaft” eine Fallstudie mit 65 Teilnehmern. Tenor: „Aufgrund der flächendeckenden Einführung der Mobilfunk-Technologie können nur noch wenige Menschen als völlig unbelastet gelten.” Erst kürzlich berichtete das Magazin über eine weitere Studie, die sich mit erhöhten Mobilfunkrisiken für Kinder im Vergleich zu Erwachsenen befasst. Das Ergebnis diesmal: „Durch eine höhere Empfindlichkeit des kindlichen Organismus kann sich eine Veranlagung für Erkrankungen im späteren Leben entwickeln” – die Wissenschaftler hatten nachgewiesen, dass die Empfindlichkeit „gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern mit der Verbreitung des Mobilfunks drastisch zugenommen” habe.

Karl Stemmler, Zweiter Bürgermeister in Valley, staunt über solche Nachrichten längst nicht mehr. Am Ende der Pressekonferenz sagte er gestern: „Die gesetzlichen Grenzwerte sind nicht sicher; das beweist die Studie, die Frau Theml für uns durchgeführt hat.”

Mögliche Krebserkrankungen sind in den Auswertungen allerdings nicht enthalten – sie waren statistisch nicht signifikant. Doch Valley hat solche Fälle erlebt: „32 Menschen in 30 Wohnhäusern”, sagt der Zweite Bürgermeister. Dafür braucht er keine statistische Signifikanz.

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Bild 3: Gleichzeitig zum Sender „Radio freies Europa“ wurde die Bevölkerung rund um den Kurzwellensender von Schweizer-Radio-International in Schwarzenburg BE (Schweiz) untersucht.  Die Untersauchungsteams wussten nichts voneinander.  Eine erste Kontaktnahme zwischen den Bevölkerungsgruppen fand erst 1998, nach dem Abbruch des Kurzwellensenders Schwarzenburg statt.  Der Sender Schwarzenburg musste ebenfalls als Folge gravierender Gesundheitsschäden geschlossen werden.  

Im „Erläuternden Bericht zur Verordnung des Bundesrates vom 23.12.99 über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung“ (NISV genannt) steht dazu in Kap 32:

Unberücksichtigt (bei der Grenzwertfestlegung Red.) blieb der Befund der epidemiologischen Untersuchung beim Kurzwellensender Schwarzenburg, dass Schlafstörungen ab einer mittleren nächtlichen Belastung von ca. 0.4V/m gehäuft auftraten.

Ueber die andern schwerwiegenden Probleme, rund um den Sender schweigt sich der „erläuternde Bericht“ vornehm aus.   Auch eine Art Erläuterung: Eine kriminelle.       

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Von Hans-U. Jakob

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