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Keine Klarheit über das Hirntumorrisiko?

Die neue Interphone-Studie ist voller Widersprüche. Klarheit herrscht einzig bei der Finanzierung.



zusammengestellt von Hans-U. Jakob am 17.5.2010

Handykopf.JPGDas International Journal of Epidemiology veröffentlichte heute eine erste Analyse der bevölkerungsbasierten multi-nationalen Fall-Kontrolle-Studie über Gliome und Meningiome. Es sind dies lediglich 2 Arten von unterschiedlichsten Gehirntumoren.

 

Die Autoren widersprechen sich gleich selbst

Zitat: Insgesamt wurde keine durch den Gebrauch von Mobiltelefonen verursachte Zunahme des Risikos beobachtet, an einem Gliom oder Meningiom zu erkranken. Es gab Hinweise eines vergrößerten Risikos von Gliomen auf den höchsten Expositionsniveaus, aber statistische Verzerrungen und andere Fehler erlauben keine kausale Interpretation. Die möglichen Effekte eines langfristigen intensiven Gebrauchs von Mobiltelefonen verlangen weitere Untersuchung.

Noch grössere Widersprüche bei der IARC

Christopher Wild, Direktor der Internationalen Agentur für die Forschung über Krebs (International Agency for Research on Cancer, IARC): „Ein erhöhtes Risiko, an Hirntumoren zu erkranken, wird durch die INTERPHONE-Daten nicht nachgewiesen. Die Beobachtungen in der Kategorie der höchsten kumulativen Anruf-Zeit und die sich ändernden

Verhaltensmuster bei der Nutzung von Mobiltelefonen seit der durch INTERPHONE untersuchten Periode, besonders bei jungen Menschen, deuten an, dass Mobiltelefongebrauch und Hirntumor-Risiko es verdienen, weiter untersucht zu werden.“

Selbst die wirtschaftsfreundlichste Zeitung der Schweiz ist voller Widersprüche…..

Ihre Hadline lautet: Die bisher grösste Studie zum Zusammenhang zwischen Handystrahlen und Hirnkrebs hat keine klaren Ergebnisse gebracht. Handynutzer hatten gar eher ein tieferes Krebsrisiko als Menschen ohne Mobiltelefon. Trotzdem könnte langes Telefonieren laut den Daten das Krankheitsrisiko eventuell erhöhen.

Die Ergebnisse der Grossstudie waren mit Spannung erwartet worden – schreibt die NZZ, sowohl von Handy-Firmen als auch von Interessengruppen, die in Mobiltelefonen eine Ursache von Hirntumoren vermuten. Die Forscher mussten nun einräumen, dass ihre Untersuchung eine klare Antwort schuldig bleibt.

 

Und zweifelt an der Lauterkeit der Studie….

In die im Jahr 2000 gestartete, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegebene Studie sind die Daten von fast 13’000 Handy-Nutzern aus 13 Ländern eingeflossen. Ein Problem der Untersuchung war aber, dass vor zehn Jahren die Handy-Nutzung noch deutlich geringer war als heute.

 

Selbst die intensiven Mobiltelefonierer in der Studie hatten laut NZZ ihr Handy im Schnitt nur eine halbe Stunde pro Tag am Ohr. Inzwischen nutzen laut den Forschern gerade junge Leute ihr Handy täglich eine Stunde oder mehr. Allerdings seien moderne Handys strahlungsärmer, es werde mehr über SMS kommuniziert und es würden eher Headsets benutzt.



Einzig Klarheit herrscht darüber, wer die Studie finanziert hat.

Nebst Staatsbeiträgen nämlich die Mobile Manufacturers Forum (MMF, www.mmfai.info) ist ein internationaler Verband von Mobilfunk-Geräteherstellern. Es wurde 1998 ins Leben gerufen, um gemeinschaftlich wichtige Forschungsprojekte zu finanzieren sowie beim Erarbeiten von

Standards, in Regulierungsfragen und in der Kommunikation hinsichtlich der Sicherheit von Funktechnologie und Gesundheit, Accessibility (Zugänglichkeit) und Umwelt zusammenzuarbeiten.

 

Das MMF hat Büros in Belgien, Brasilien und Hong Kong. Es ist derzeit in mehr als 30 Ländern aktiv und unterstützt ein umfangreiches internationales Forschungsprogramm. Zu seinen Mitgliedern zählen Apple, Cisco, Ericsson, Intel, Motorola, Nokia, Nokia Siemens Networks, Samsung, Sony Ericsson and TCT Mobile (Alcatel Mobile Phones). Na also!

Zu völlig anderen Ergebnissen gelangte bereits im Dezember 2009 die EU-Kommission für Forschung. Siehe unter /interphone-erste-erschreckende-ergebnisse/

Fortsetzung folgt.

Von Hans-U. Jakob

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