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Keine Kinderpornos ab Kirchturm Fluntern!

Keine Kinderpornos ab Kirchturm Fluntern !

Einiges Aufsehen hat die ausserordentliche Versammlung der Kirchgemeinde Zürich-Fluntern vom Mittwoch, 4.9.02 erregt.

von Evi Gaigg und Hans-U.Jakob

Die Schriftgelehrten der Liegenschaftsverwaltung hatten in eigener Regie über die Köpfe der Kirchgemeindemitglieder hinweg mit der Swisscom einen Vertrag für eine Mobilfunkantenne im Kirchtum geschlossen. Dazu seien Sie befugt, meinten sie nach eingehendem Studium der Gesetze und Reglemente
Die zweite Unterschrift dazu gab die Kirchgemeinderatspräsidentin von Fluntern, die sich derart über den unerwarteten Geldsegen von Fr. 5000 pro Jahr freute, dass sie darüber ganz offensichtlich die gesundheitliche Störung der Nachbarn und andere Konsequenzen vergass.

Unter den so überrumpelten Kirchgemeindemitgliedern, welche vom Projekt erst über die Bauausschreibung im Amtsblatt (und dies erst noch während der Ferienzeit) Kenntnis erhielten, formierte sich darauf grosser Widerstand und sie bestanden auf einer ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung.
Vom erschreckten Kirchgemeinderat wurden zwecks „Aufklärung über Unschädlichkeit von Mobilfunkstrahlung“ ausschliesslich Mobilfunkbetreiber und deren Helfer zu dieser Versammlung eingeladen. Die Gegner des Projektes durften lediglich am Eingang Flugblätter verteilen.

An der Versammlung selbst stellte die Swisscom ihr Projekt vor, selbstverständlich als zonen- und regelkonform, ohne jegliche Gesundheitsgefährdung. Ein Arzt unter den Versammlungsteilnehmern, der wohl eingeladen war, um pro Mobilfunk zu reden, machte keine besonders gute Figur, jedenfalls hatte er mit seinem Statement keine Chancen vor dem Publikum. Er wollte diesem einreden, Tinnitus, Schlafstörungen und Kopfschmerzen habe es schon immer gegeben, nur würden die Leute diese Leiden heute allein schon beim Anblick einer Antenne bekommen, sie seien nichts anderes als psychosomatisch. Weiterer Kommentar überflüssig. Oder doch? Das Ärztegelöbnis, das er einmal abgelegte, hat dieser Arzt offensichtlich vergessen.

Die Anlage sei zwar regelkonform, liess sich ein sachverständiger Gegner vernehmen, aber diese Regeln richten sich nicht nach der Gesundheit, sondern nach dem Profit der Wirtschaft.
Ausserdem: in einer Kirche das Vaterunser zu beten, während vom Kirchturm aus, dank UMTS-Technologie, Kinderpornographie versandt werde, sei denn doch nicht das, was man von einer Kirche erwarte.

Deutlicher geht es nicht mehr.
Insgesamt liessen sich die Mitglieder der Kirchgemeinde nicht von der Richtigkeit und schon gar nicht von der Notwendigkeit von Mobilfunkantennen auf dem Kirchturm überzeugen. Dementsprechend deutlich fiel die Abstimmung aus, nämlich 132 zu 30 Stimmen gegen das Antennenprojekt.

Wie die Kirchgemeinde nun aus dem Vertrag aussteigen kann, und wer die Zeche zu zahlen hat, das steht noch nicht endgültig fest. Bei Licht besehen, wäre es der Liegenschaftsverwalter, der ohne Skrupel und für nur Fr. 5000 jährliche Mieteinnahmen die Kirche gern verschachert hätte.

Von Hans-U. Jakob

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