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In der Schweiz unter Pressezensur: MobilComs UMTS-Netz vor dem Abriss?

In der Schweiz unter Pressezensur!

MobilComs UMTS-Netz vor dem Abriss?

Kieler Nachrichten Wirtschaft 24.1.2003

Büdelsdorf (afp/dpa) Die Büdelsdorfer Telefonfirma MobilCom muss ihr UMTS-Netz wieder abbauen, wenn nicht innerhalb weniger Wochen ein Käufer dafür gefunden wird. „Wenn wir bis Ende März keinen Investor gefunden haben, müssen wir das UMTS-Netz abreissen“, sagte MobilCom-Vorstandschef Thorsten Grenz dem „Handelsblatt“. Der französische Grossaktionär France Télécom unterstütze den Netzbetrieb finanziell nur noch bis Ende 2003. Da der Abriss der 900 bereits fertiggestellten Basisstationen aber rund neun Monate in Anspruch nehmen werde, müsse der Abriss im Frühjahr beginnen.

MobilCom selbst könnte einen Weiterbetrieb des Netzes nur mit neuen Krediten finanzieren. Grenz rechnet aber nicht damit, dass irgendeine Bank dem Unternehmen Geld leihen werde. Für einen möglichen Abriss des Netzes habe France Télécom der Firma bereits einen Betrag von insgesamt 370 Millionen Euro zugesagt. Allerdings habe der MobilCom-Chef die Hoffnung auf einen neuen Investor noch nicht aufgegeben. Dem Bericht zufolge interessieren sich für das UMTS-Netz vor allem die Mobilfunk- Firmen E-Plus, eine Tochter des niederländischen Telekom-Konzerns KPN, und O2, die ehemalige Viag Interkom.

Die Aktionäre der MobilCom AG kommen am Montag zu einer mit Spannung erwarteten ausserordentlichen Hauptversammlung in Hamburg zusammen. Auf der Tagesordnung des Aktionärstreffens steht der Vertrag mit France Télécom, der im vergangenen Jahr das Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen vor der Insolvenz bewahrte. Überraschungen sind von der Hauptversammlung nicht zu erwarten: Die Zustimmung zum Vertragswerk ist gesichert. „Es gibt keine Alternative“, sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch. Ausserdem werden drei Aufsichtsräte nachgewählt.

MobilCom-Aufsichtsrat Helmut Thoma hat offiziell angemeldet, dass er über 42 Prozent der Anteile verfügen kann. Damit nimmt Thoma treuhänderisch die Stimmrechte aus den Aktien von MobilCom-Gründer Gerhard Schmid und der Firma Millenium seiner Ehefrau Sybille Schmid-Sindram wahr. Schmid hatte den Vertrag mit Thoma als Treuhänder gekündigt und versucht, den Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto Gellert einzusetzen. Das ist ihm aber zumindest bis zur Hauptversammlung nicht gelungen.

Thoma mit 42 Prozent und France Télécom mit 28,5 Prozent haben somit eine sichere Mehrheit bei der Hauptversammlung. Offen ist bislang, ob MobilCom-Gründer Gerhard Schmid an der Hauptversammlung teilnimmt und das Wort ergreift. Er will offiziell erst am Montag über seine Teilnahme entscheiden.

Von Hans-U. Jakob

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