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Gottes Mühlen mahlen langsam aber stetig.

GOTTES MUEHLEN MAHLEN LANGSAM ABER STETIG.

von Gisela Karès, 22.04.2001

Es war einmal…..
eine Schulzahnärztin,
die fand, es wäre höchste Zeit, ihre Anstellung zu kündigen,
weil auf einem Schulhaus, in unmittelbarer Nähe von ihrer Praxis und Wohnung, eine Mobilfunkantenne aufgestellt worden war. Bald darauf wurde die offene Stelle von einer neuen, kerngesunden Schulzahnärztin besetzt, und alle Eltern und Schüler waren begeistert von der guten, kompetenten und freundlichen Art, wie sie ihre Patienten behandelte.

Ein Jahr verging…..,

die Antenne strahlte Tag und Nacht
mit, manchmal über dem erlaubten Höchstwert direkt in die Praxis und in die dazugehörige darüber liegende Wohnung, und die Schulzahnärztin wurde krank und immer kränker.

Da fing sie an, sich bei der Schulpflege, die den Standort für diese Antenne zur Verfügung gestellt hatte, zu beklagen. Der Schulsekretär empfand dies als reine Zumutung, ja beinahe als persönliche Beleidigung. Kein Wunder also, stiessen die Klagen über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei ihm auf taube Ohren. Noch mehr: er wurde äusserst wütend und bestand darauf, dass man von der Strahlung durch die Antenne einfach nicht krank zu werden habe und beschied die Schulzahnärztin kurz und bündig, diese Antenne bleibe mit Sicherheit dort stehen, wo sie jetzt sei.

Denn schliesslich habe man einen Vertrag

mit dem Anbieter einzuhalten. (Ganz nebenbei: auch mit der Schulzahnärztin gab es einen Vertrag, der einzuhalten gewesen wäre) Obwohl sich die Schulzahnärztin alle erdenkliche Mühe gab, wieder gesund zu werden, schaffte sie das unter dieser Dauerbestrahlung nicht und brach eines Tages, ganz gegen die Anordnung des Schulsekretärs, zusammen. Der Schulsekretär war mit dieser Situation natürlich überhaupt nicht einverstanden, und kurzerhand wurde der Anstellungsvertrag aufgelöst.

Seit dieser Zeit wird die Schulzahnklinik nur stundenweise von einer wenig einfühlsamen Zahnärztin betreut. Viele Kinder müssen an andere Zahnarztpraxen überwiesen werden, und die Wohnung über der Schulzahnpraxis steht seither leer.

Ein weiteres Jahr verging….,
und der Schulsekretär lebte glücklich im Bewusstsein, die ganz gegen die Anordnungen krank gewordene Schulzahnärztin, diese unbequeme Person, endlich losgeworden zu sein. Aber wie es das Schicksal so wollte, stand infolge der anhaltenden Regenfälle, die sich nach keinen wie auch immer gearteten Vorschriften und Grenzwerten richten, seine Wohnung plötzlich unter Wasser und er musste in der Lokalzeitung eine Anzeige aufgeben. Da stand zu lesen:

HILFESCHREI!
Unsere Wohnung stand letzte Woche unter Wasser!
Für die Zeit der Renovation suchen wir für ca. 4.Wochen
Möglichst per sofort
Eine möblierte Wohnung
Können Sie uns helfen, dann erreichen Sie uns unter tel…….

Jedoch aus durchaus verständlichen Gründen hatte niemand von den Abonnenten, die das lasen, Mitleid mit dem Schulsekretär, und keiner wollte ihm eine Unterkunft anbieten. So blieb ihm gar nichts anderes übrig, als zähneknirschend, zusammen mit seiner Frau, in die seit einem Jahr leer stehende Wohnung der Schulzahnklinik zu ziehen. Dort harrt er jetzt, wie man annehmen kann, nicht mehr ganz so glücklich und zufrieden aus, bis seine Wohnung wieder saniert ist. Die Kosten des Inserats hätte er sich übrigens sparen können, denn von der verfügbaren Wohnung in der Schulzahnklinik wird er doch sicher gewusst haben.

Ja ja, Gottes Mühlen mahlen langsam, aber stetig.
Es bleibt zu hoffen, dass sie langsam genug mahlen, damit der Schulsekretär einmal am eigenen Leibe zu spüren bekommt, was er anderen so selbstverständlich zugemutet und letztendlich angetan hat.
Und wenn er bis heute noch nicht krank geworden ist, so lebt er mit seiner Frau jedenfalls jetzt unter genügend hoher Strahlung, um bald einmal nachfühlen zu können, wie es ist, unter dieser Belastung das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und am Ende die Gesundheit zu verlieren. Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen – oder übermorgen……

Von Hans-U. Jakob

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