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Flugkapitän legt Bruchlandung hin

2 Verletzte, Schadensumme 5 Millionen, weil das Handy im dümmsten Moment klingelte.

Hans-U. Jakob, 11.12.09

 

Der kritischste Teil einer Landung sind die letzten 5 Sekunden bis zum Aufsetzten des Hauptfahrwerkes.

Exaktes Ausrichten der Flugzeuglängsachse zur Pistenachse mit dem Seitenruder (an den Füssen) Flugzeug in die Horizontale nehmen (mit dem Händen am Steuerhorn und überschüssige Geschwindigkeit ausgleiten lassen (bis Räder 1-2m über Boden), dann Nase leicht anheben (Steuerhorn leicht anziehen) damit zuerst das Hauptfahrwerk aufsetzt und ja nicht etwa das Bugrad. Aber auch nicht zu stark durchziehen, da sonst das Heck zuerst aufschlägt. Dabei immer den Geschwindigkeitsmesser im Auge behalten, denn wenn das Flugzeug zu schnell aufsetzt spickt es wieder vom Boden weg und wenn zu hoch oben durchgezogen wird sackt es durch und plumpst schwer auf die Piste. Beides wissen weder die Passagiere noch die Baufestigkeit des Flugzeugs zu schätzen. Auch das leicht seitliche Aufsetzen der Räder (schlecht auf die Pistenachse ausgerichtet) ist der Lebensdauer der Pneus oder schlimmstenfalls des Fahrwerks nicht gerade förderlich.

Kurz und gut, eine saubere Landung ist noch fliegerisches Können und solides Handwerk, welches allerhöchste Konzentration des Piloten erfordert und nicht die geringste Störung verträgt.

Dash_8.jpg<<<Bild links. Eine Dash-8 Q400 von Hersteller Bombardier im Flug

Am 22. Juni 08 vermasselte ein Instruktionskapitän auf dem Regionalflughafen Bern-Belp die Landung mit einer Dash-8 Q400. Weil in diesem kritischen Moment, wie oben beschrieben, sein Handy klingelte, welches er beim Start auszuschalten vergessen hatte. Die Schreckreaktion jedes Sklaven, wenn sein Herr, in diesem Fall sein Handy ruft, tat offenbar das Ihre zur Situation bei. Irgendwie als Reflex zum Klingelton wurde zu schnell und zu stark durchgezogen, so dass zuerst das Heck der Maschine auf der Piste aufschlug.

Und das passierte ausgerechnet einem Instruktionskapitän, welcher den beiden andern Piloten mitgegeben worden war, weil diese noch zu wenig Erfahrung mit diesem neuen Flugzeugtyp hatten.

Fazit: 1 Passagier und 1 Flugbegleiterin verletzt und 5 Millionen Gesamtschaden (Reparatur plus Ausfallzeit während der Reparatur)

Im Unfallbericht der eidgenössischen Flugunfall-Untersuchungskommission steht zwar, dass die Besatzung möglicherweise auch noch übermüdet war. Doch wer den spannenden Moment am Steuer, in den letzten 5 Sekunden vor dem Aufsetzen, aus eigener Erfahrung kennt, weiss, dass es hier das Läuten eines Handys nicht erträgt.

Quelle: Untersuchungsbericht und Berner-Zeitung vom 9.12.09

Von Hans-U. Jakob

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