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Die Naila-Mobilfunkstudie

Die Naila-Mobilfunkstudie

Als Ergebnis zeigt sich, dass der Anteil von neu aufgetretenen Krebsfällen bei den Patienten, die während der letzten zehn Jahre in einem Abstand bis zu 400 Meter um die seit 1993 betriebene Mobilfunkbasisstation gewohnt hatten, gegenüber weiter entfernt lebenden Patienten signifikant höher war und die Patienten waren in durchschnittlich acht Jahre jüngerem Alter erkrankt.

Von Joachim Weise, Baubiologe (IBN)

Vorstellung der „Naila-Mobilfunkstudie“ am 21.7.04
Vorweg gesagt, es war für Mobilfunkkritiker in der Frankenhalle des 8.500 Einwohner zählenden Städtchens in der Nähe von Hof eine Topveranstaltung !

Das Hauptreferat hielt der Sprecher der Nailaer Ärztegruppe Dr. med. Horst Eger.
In einem optisch und inhaltlich beeindruckenden Vortrag führte er unter Einbindung von technischen Grundlagen und aktueller anderer Studien auf die Ergebnispräsentation hin.

Wissenschaftlich unterstützt wurde diese epidemiologische Studie von Prof. Frentzel-Beyme aus Bremen.

Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Einteilung der ausgewählten Personen in einen Bereich innerhalb von 400 Meter um die Basisstation und einem Bereich ausserhalb (ca. 400 bis 1000 m).

Die Ergebnisse und die studienbegleitenden Informationen sind der offiziellen Pressemitteilung der Ärtzegruppe um Dr. Eger zu entnehmen:

„Im Anschluss an die Aufforderung des Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, an alle Ärzte aktiv an der Abschätzung des Risikos durch Mobilfunkstrahlung mitzuarbeiten, war das Ziel dieser Untersuchung zu prüfen, ob die Anwohner von Mobilfunkbasisstationen einem erhöhten Risiko für Neuerkrankungen an bösartigen Tumoren ausgesetzt sind.

Datengrundlage waren PC-gespeicherte und mit den Krankenkassen abgerechnete Patientenunterlagen der Jahre 1994 bis 2004. In die ohne Fremdmittel erstellte Studie wurden Angaben von 967 Patienten unter Wahrung des Datenschutzes aufgenommen. Die Fortführung in Form eines Register ist geplant.

Als Ergebnis zeigte sich, dass der Anteil von neu aufgetretenen Krebsfällen bei den Patienten, die während der letzten zehn Jahre in einem Abstand bis zu 400 Meter um die seit 1993 betriebene Mobilfunkbasisstation gewohnt hatten, gegenüber weiter entfernt lebenden Patienten signifikant höher war und die Patienten waren in durchschnittlich acht Jahre jüngerem Alter erkrankt.

Für die Jahre 1999 bis 2004 – also nach fünf Jahren Betriebszeit des Senders – hatte sich das relative Risiko an Krebs neu zu erkranken, für die näher an Sendestation lebende Bevölkerung im Vergleich zu der Gruppe im Nailaer Aussenbereich verdreifacht.

Das Konzept dieser Pilotstudie ist einfach und jederzeit an all den Orten wiederholt werden, die jahrelang relativ isoliert von einer Sendeanlage bestrahlt werden.

Die Ärztegruppe vertraut auf die Handlungsfähigkeit der Behörden, mit Hilfe grosser epidemiologischen Studien – nicht nur in Naila – das Risiko für die Gesamtbevölkerung sicherer abzuschätzen.

An der Studie beteiligt waren folgende Ärzte in alphabetischer Reihenfolgen: Horst Eger, Klaus Uwe Hagen, Birgitt Lukas, Peter Vogel, Helmut Voit.“

Der Vortrag kann als CD-Rom von der Stadt Naila zum Preis von 10 Euro bezogen werden.

Stadtratsbeschluss auf Grund der Nailaer Studie

Der Stadtrat Naila hat in seiner Sitzung am 08.06.2004 beschlossen:

1. Der Stadtrat beschliesst, aus den Gründen, die sich aus den Ausführungen von Dr.
Eger ergeben haben, wegen schwer wiegender gesundheitlicher Bedenken seinen Beschluss
vom 29.03.2004 zur Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens aufzuheben und statt
dessen das gemeindliche Einvernehmen zum Bauantrag der Firma Vodafone zu verweigern.

2. Der Stadtrat beschliesst, sich mit den Bedenken der Bürgerinitiative zu solidarisieren.

3. Der Stadtrat beschliesst, die am 29.03.23004 verabschiedete Eingabe zur drastischen
Senkung der Grenzwerte an die Abgeordneten und die zuständigen Stellen weiterzuleiten,
wobei die Stellungnahme der Bürgerinitiative mit den erbrachten Unterschriften ebenso
wie das Ergebnis der Ärztestudie der Eingabe als Anlage beigefügt werden soll.

4. Die Studie der Nailaer Ärztegruppe soll laut Auskunft der Ärztegruppe zunächst
noch mit dem Zentrum für Umweltforschung und Umwelttechnologie an der Universität
Bremen, Herrn Prof. Dr. Frentzel-Beyme, abgestimmt werden. Sobald der abgestimmte
Bericht vorliegt, wird der Stadtrat über die weitergehende Vorgehensweise beraten
und der Bericht in einer öffentlichen Veranstaltung durch die Bürgerinitiative in
Zusammenarbeit mit der Stadt Naila vorgestellt.

Kommentar Gigaherz:

Am 22. Juni 2001 (also vor exakt 3 Jahren) schrieb Gigaherz.ch dem Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherung, Herrn Otto Piller, ua. folgende Sätze:

Die Schmerzgrenze der Erhöhung der Krankenkassenenprämien ist erreicht. Das Mass ist längst voll. Darum ist es höchste Zeit, dass die Krankenkassen energisch Gegensteuer geben. Dazu gehört allerdings, dass sie sich die exakte Zahlen darüber verschaffen, welche Leiden mit welchen Kosten und in welcher Anzahl seit der Einführung des Mobilfunks vermehrt aufgetreten sind. Und wir denken, dass dabei auch die Bundesämter eine wichtige Rolle spielen.

Uns ist klar, dass dieses ernste Problem nur auf gemeinschaftlicher Basis gelöst werden kann, dh. auch das Bundesamt für Sozialversicherungen müsste in Aktion treten und die Kassen zur Ursachenforschung, dh. zur Auswertung ihrer Statistiken anhalten und sodann für griffige Massnahmen sorgen. Wir würden uns im Interesse Tausender heute bereits Betroffener sehr wünschen, dass Sie sich möglichst rasch mit dem Schweizerischen Krankenkassenkonkordat in Verbindung setzen und geeignete Schritte unternehmen, damit dies baldmöglichst geschieht.

Antwort von Otto Piller: Das sei nicht möglich, weil die Krankenkassen nicht über die notwendige Statistik-Software verfügen würden, welche zwischen bestrahlten und unbestrahlten Bevölkerungsgruppen unterscheiden könne. Zudem gäbe es Grenzwerte, und diese würden die Bevölkerung genügend schützen.

Die Nailaer Aerztegruppe beweist uns heute, nur 3 Jahre später, dass in jeder Beziehung gerade das Gegenteil von Otto Pillers Aussagen zutrifft.

Von Hans-U. Jakob

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