News

Die Migros verdient sich den Scheinheiligen-Schein

Die Migros verdient sich den „Scheinheiligen-Schein“

Was sich das Publikationsorgan der Migros BRÜCKENBAUER in seiner letzten Ausgabe Nr. 45 leistet, geht über die berühmte Hutschnur:

von Evi Gaigg, 16.11.03

Von der Titelseite lachen uns „Mister und Miss Teenie“ Handy schwenkend entgegen, denn sie sind begeistert von den neuesten Handys. Auf ganzen vier Seiten (16- 20) werden die Vorteile dieses neuen Spielzeugs angepriesen. Eine ganze Familie zeigt in Wort und Bild, was mit dem neuen Bildhandy alles möglich ist, ja es helfe sogar bei der Erziehung, versteigt sich der BRÜCKENBAUER

„Was man mit Foto-Handys anstellen kann“ und „Das können Game-Handys“ sind weitere Untertitel. Nur was Handys an Händen und Köpfen(!)von Kindern und Halbwüchsigen anrichten, das verschweigt der BRÜCKENBAUER natürlich, denn dies könnte dem einträglichen Geschäft schaden.

Das Dickste kommt aber noch: Auf der schon erwähnten Titelseite mit dem Bild von Mister und Miss Teenie steht -allerdings in wesentlich kleinerer Schrift- unter Gesundheit:
So schädlich ist das Passivrauchen. Dazu ein Beitrag auf Seite 5 in zwei Zentimenter hohen Lettern:

Raucher wider Willen und im Untertitel: Wer raucht, schadet auch seinen Mitmenschen. Kinder, Jugendliche und Twens sind besonders betroffen.

Und wo steht: Wer per Handy telefoniert, schadet auch seinen Mitmenschen? Kinder, Jugendliche und Twens sind vom passiven Bestrahltwerden besonders betroffen.

Wenn schon kein Alkohol- und Tabakverkauf, dann das Geschäft mit den Handys
Die Migros befindet sich da in einer verzwickten Lage, denn ihr Gründer, Gottlieb Duttweiler hat das Verbot des Verkaufs von Raucherwaren und Alkohol fest geschrieben und die Migros kann an diesem Verbot nicht mehr rütteln, will sie nicht die hehren Ziele ihres Gründers verraten. Umgangen wird der Handel mit Alkohol und Tabak, indem sich in ihren grossen Märkten Weinhandlungen und Kioske einmieten, durch die sie indirekt über die Miete sehr wohl vom Verkauf von Alkohol und Tabak profitiert.

Wäre Gottlieb Duttweiler noch am Leben, er hätte als drittes Produkt ganz sicher Handys und schon gar die Werbung, die sich gezielt an die junge Generation wendet, verboten.

Papier ist geduldig
Auf Seite 2 des Brückenbauer steht: Ihre Meinung interessiert uns. Schreiben Sie uns an: Redaktion BRÜCKENBAUER Leserbriefe. Postfach 1751, 8031 Zürich oder mailen Sie uns: bb@migros.ch.

Dies sind völlig leere Worte, denn wir wissen, dass bisher noch kein kritischer Leserbrief in dieser Richtung erschienen ist. Keiner soll sich also wundern, wenn er seinen Leserbrief zu dieser Sache in keiner der nächsten Ausgaben des BRÜCKENBAUER findet. Der BRÜCKENBAUER will doch dem Geschäft mit kritischen Lesermeinungen nicht schaden!

Der Preis für die grösste Scheinheiligkeit
Was ist das Fazit der ganzen Propaganda eines Grossverteilers für eine extrem gesundheitsschädliches Produkt? Die Migros mit dem BRÜCKENBAUER ist einer der heissesten Kandidaten für unseren demnächst zur Verleihung kommenden Preises für die grösste Scheinheiligkeit.

Von Hans-U. Jakob

Kommentare sind ausgeschaltet