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Die Lok bockt und die Drohne türmt

Die Lok bockt und die Drohne türmt

Hans-U.Jakob, 3.10.2002

Drahtlos ratlos ist man zur Zeit bei den Schweizer Bundesbahnen. Ziemlich hirnlos hat man auf der 35km langen Versuchsstrecke Zofingen-Sempach die Signale abgebrochen. Signale, die dem Lokführer anzeigten, ob er freie Fahrt oder sofort anzuhalten hat. Signale, die dem Lokführer anzeigten, ob er auf der nächsten Station anzuhalten muss oder ob da gar ein Spurwechsel vorgesehen sei. Signale, die dem Lokführer anzeigten, wie schnell oder wie langsam er fahren darf. Aus und vorbei ist das seit dem Mai. Statt durch die Frontscheibe, starrt der Lokführer jetzt auf die Mattscheibe. Alles wird ihm jetzt auf dem Computer-Monitor mitgeteilt. Oder besser gesagt es würde ihm mitgeteilt, wenn das Ding funktionieren würde. Denn alle Informationen werden jetzt drahtlos in den Führerstand übertragen. Ausgesendet von zahlreichen Mobilfunk-ähnlichen Mikrowellensendern, aufgestellt entlang der Strecke.

Die Bundesbahnen erzeugen jetzt entlang ihrer Schienenstränge nicht nur niederfrequenten Elektrosmog, sondern zusätzlich auch noch hochfrequenten. Erste Meldungen von Strecken-Anwohnern, die trotz Bahnstrom noch einigermassen leben konnten, sind bereits eingetroffen. Das Fass, voll mit Störfaktoren, ist jetzt übergelaufen.

Doch nicht nur Anwohner sind gestört, sondern das ganze schöne neue drahtlose Zugssicherungssystem mit dem schönen neuen deutschen Namen „European Train Control System“ (ETCS) bockt.

An Schreibtischen von High-Tech-Gläubigen in jugendlichem Uebermut entworfen und unter Laborbedingungen, die der Wirklichkeit nicht entsprechen, unter einem Wahnsinns-Termindruck kaum richtig ausprobiert, draussen aufgestellt und schon ist die Misere da.
Schnellbremsungen von Zügen infolge Systemausfalles, Zugsverspätungen, Zugsausfälle,
und so weiter und so fort. Tödliche Unfälle sind absehbar.
Seit Monaten verärgerte Passagiere, verärgerte Arbeitgeber weil die Leute nicht mehr rechtzeitig am Arbeitsplatz erscheinen und verärgertes Bahnpersonal, welches das ganze Schlamassel jetzt ausbaden muss.

Kinderkrankheit oder tödliche Seuche, das ist hier die Frage. Die Bundesbahnen müssen sich bis Mitte 2003 entscheiden, ob sie die milliardenschwere Uebung abblasen, oder das ETCS welches von einer hirnverbrannten EU-Kommission diktiert wird, auf den NEAT-Neubaustrecken installieren wollen.

Nicht nur die Loks bocken, sondern auch die Drohnen der Schweizer Armee empfangen die Steuersignale im Wellensalat, der im freien Raum herrscht, nur noch fehlerhaft oder überhaupt nicht mehr.
Die Drohnen sind unbemannte ferngesteuerte Kleinstflugzeuge. Etwas grösser als ein Modellflugzeug, vollgepackt mit modernsten Kameras, sollten sie den bösen Feind (militärisch abgekürtzt BöFei) ausspionieren. Sollten spionieren, denn die Drohnen kehren infolge der massenhaft durch unzählige Mobilfunksender generierte Störsignale oft nicht heim. Schlimmer noch, oft spionieren sie gar am falschen Ort und filmen die eigenen Linien und laufen (nein, fliegen) anschliessend hirnlos hilflos zum BöFei über.

Die in Israel konstruierten Drohnen benützen, wie die SBB, als Steuersignale die Nachbarfrequenzen der Schweizer Mobilfunkbetreiber. Welch fantastische Koordination!
Da die Schweizer Armee ihre 1.5Millionen teuren Drohnen nach einem Einsatz gerne zurückhaben möchte, verfolgt sie diese jetzt jeweils mit einem sehr langsam fliegenden bemannten Propellerflugzeug von Typ Pilatus-Porter. So weiss man dann jeweils, wo diese nach dem Einsatz zu suchen sind. Welch sinnvolle Arbeitsbeschaffung! Letzte Woche so beobachtet am Himmel von Schwarzenburg.

Quellenangabe:
Zofinger Tagblatt vom 2.10.02 und Schweizer Fernsehen DRS1, Sendung Schweiz-Aktuell vom 2.10.02

Von Hans-U. Jakob

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