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Dauerbrenner Energiesparlampen

 13.3.08 


Energiesparlampe.jpgDas Magazin CasaNova möchte Gerüchte rund um die Sparlampe klären.
Bei jedem Gerücht steht ein möglichst objektiver Wissensteil, danach folgt die Einschätzung zweier Experten: Auf der einen Seite ist dies Michael Kaufmann, Vizedirektor des Bundesamts für Energie, auf der anderen Seite der Elektrosmog-Gegner Hans-U. Jakob, Leiter der Geschäftsstelle Gigaherz.

Machen Sparlampen kaltes Licht?

Ob Licht kalt oder warm wirkt, hängt von der Farbtemperatur ab. Diese wird in Kelvin gemessen. Das warm-weisse Licht einer Glühbirne liegt bei 2700 Kelvin. Im Büro wird kälteres, tageslichtähnliches Licht bevorzugt (6000 Kelvin). Die Sparlampe ist in diesen und weiteren Temperaturen erhältlich. Doch die Qualität des Lichts hängt auch von der Farbwiedergabe ab: Weil Sparlampen kein kontinuierliches Lichtspektrum, sondern nur Licht bestimmter Wellenlängen abgeben, können Farben verfälscht werden. Die Farbwiedergabe wird als Index angegeben, der Wert 100 ist das Maximum. Normale Sparlampen weisen einen Index von 80, Spezial-konstruktionen für Verkaufsflächen einen von 90 auf.

Kaufmann:

„Wenn man sagt Sparlampe gleich kaltes Licht oder gleich ästhetisch schrecklich, sind das Vorurteile. Heute gibt es Modelle, die das Gegenteil beweisen.“

Jakob:

„Ja, sie enthalten eindeutig zu viel Blau: das Lichtspektrum ist rot, grün, blau. Und da haben wir einen grauenhaften, dominanten Blauanteil. Die Glühbirne hat einen überwiegenden Anteil rot, ähnlich dem Sonnenlicht. Blau dagegen bedeutet für unser Nervensystem Stress.“

Haben Sparlampen eine schlechtere Gesamtenergiebilanz als Glühbirnen?

Die Herstellung einer Sparlampe erfordert zehnmal  mehr Energie als jene einer Glühbirne. Berücksichtigt man jedoch deren achtmal kürzere Lebensdauer, entspricht sich der Energieaufwand schon fast. Ein Grossteil der Energie wird sowieso für den Betrieb gebraucht; nur 1% dieser Energie wird zur Herstellung benötigt. Herstellung und Betrieb einer 60 Watt-Glühbirne verbrauchen 60 kWh. Bei einer gleich hellen Sparlampe werden nur 12 kWh benötigt. Die Gesamtenergiebilanz fällt zugunsten der Energiesparlampe aus.

Kaufmann:

„Ein Teil der Spar- und Leuchtstofflampen sind bezüglich grauer Energie und Entsorgung etwas heikel. Die heutigen, komplexen Leuchtmittel enthalten oft graue Energie, da man Transformatoren und elektronische Steuerteile verwendet. Aber hinsichtlich Lebensdauer und Energieverbrauch sind Sparlampen wesentlich interessanter.“

Jakob:

„Die obigen Zahlen sind mit Sicherheit falsch. Sparlampen bestehen aus rund 100mal mehr Teilen als eine Glühlampe. Man muss auch die Herstellung der Einzelteile (Elektronik), und nicht nur deren Endmontage berücksichtigen. Der Verbrauch ist unbestritten günstiger. Aber bei der Gesamtenergiebilanz ist nichts gewonnen, erst recht nicht wenn Sie die Entsorgung mit einbeziehen.“

Produzieren Sparlampen mehr Elektrosmog?

Wie alle Elektrogeräte erzeugen auch Sparlampen elektromagnetische Wellen. Laut einer Studie der ETH Zürich, die 2004 im Auftrag des Bundes durchgeführt wurde, ist der Betrieb von Sparlampen gesundheitlich unbedenklich. Allerdings existieren für Leuchtmittel keine spezifischen, verbindlichen Grenzwerte. Elektrosmog-Gegner werfen den Autoren vor, die falschen Richtlinien verwendet zu haben. Ebenso monieren sie eine Falschmessung der elektrischen und magnetischen Felder.

Kaufmann:

„Das ist ein Vorurteil. Die erste Generation der Sparlampe wies aufgrund der Elektroteile, die das Gas auf die Betriebstemperatur brachten, höhere elektronische Felder auf als Glühlampen. Aber das hat sich massiv verbessert: Eine Studie zeigt, dass Sparlampen im Vergleich zu anderen Elektrogeräten unproblematisch sind. Man muss unbedingt vermeiden, dass diese elektronischen Felder massiv zunehmen. Aber es ist ein generelles Phänomen und deshalb unfair, das nur der Sparlampe anzulasten.“

Jakob:

„Ja, sie produzieren wesentlich mehr hochfrequenten Elektrosmog im 40kHz-Bereich. Bei der ETH-Studie wurde eine falsche Messvorschrift angewendet. Nach der TCO-Norm gemessen, ist der Grenzwert von 1V/m je nach Lampentyp um das 10- bis 40-fache überschritten (Messung von Dipl.Ing. Peter Schlegel, Bürgerwelle Schweiz). Mit einer Sparlampe holen Sie sich einen Mini-Langwellen-Radiosender ins Haus, der mit einer Trägerfrequenz um die 40kHz einen Dauerton von 100Hz sendet. Wenn Sie keine Gesundheitsschäden davontragen wollen, dürfen Sie eine Energiesparlampe nicht näher als 1.5m neben Ihrem Kopf platzieren.“

Sind Sparlampen teurer als Glühbirnen?

Glühlampen sind in der Anschaffung billiger, ihr Betrieb ist hingegen teurer als bei den langlebigen Stromsparlampen. Vergleicht man die Gesamtkosten, schneidet die Sparlampe besser ab.

Kaufmann:

„Wenn Sie das Preis-Leistungs-Verhältnis anschauen, ist eine Sparlampe nicht teurer als eine Glühlampe, die übrigens auch viel mehr Strom braucht.“

Jakob:

„Es gibt keinen finanziellen Gewinn. Erst recht nicht, wenn Sie die vielen Kopfweh- und Schlaftabletten noch in die Rechnung einbeziehen, die Sie bei unvernünftigem Einsatz (Sparlampe zu nah am Kopf) benötigen.“

Erreichen Sparlampen ihre volle Leuchtkraft nicht sofort?

Der Vorwurf war eine Zeitlang berechtigt. Moderne Sparlampen sind aber fast gleich schnell wie Glühbirnen. Die teureren Longlife-Produkte leisten laut Herstellern von Anfang an die gewünschte Lichtintensität.

Kaufmann:

„Das ist ein Problem und darüber sprechen wir mit der Lichtbranche intensiv. Sie soll deklarieren, dass diese Lampe erst nach einer Minute ihre Leuchtkraft erreicht.

Aber gleichzeitig auch die Technologie verbessern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man solche Lampen kaufen kann.“

Jakob:

„Das ist so, es dauert zwei Minuten, bis sie ihre volle Leuchtkraft erreichen. Energiesparlampen sind deshalb für den Einsatz in kurzzeitigen Durchgangs-Beleuchtungen nicht geeignet.“

Flimmern Sparlampen wirklich?

Stromsparlampen leuchten dank integriertem elektronischem Vorschaltgerät mit 40’ 000 Hertz. Das menschliche Auge nimmt Frequenzen über 100 Hertz nicht wahr, bei modernen Sparlampen erkennen wir demzufolge kein Flimmern. Nur ältere Fluoreszenzlampen mit konventionellen Schaltgeräten von 50 Hertz flimmern merklich.

Kaufmann:

„Das Licht einer Sparlampe unterscheidet sich natürlich von anderen Lampen. Aber es findet eine komische Polemik statt: Halogen hat bei schlechter Einstellung einen Brummer, also vom Kabel her eine Vibration drauf. Darüber habe ich jedoch noch nie Klagen gehört. Die Industrie wird solche Mängel rasch ausmerzen – sie weiss, was Kunden wollen. Das ist die Frage einer Generation.“

Jakob:

„Das menschliche Auge nimmt das Flimmern nicht wahr, es ist zu schnell. Es flimmert aber trotzdem und zwar auf einer Trägerfrequenz von 40kHz mit 100Hz gepulst. Was das Auge nicht direkt wahrnimmt, geht als elektrischer Störpuls über das Nervensystem, welches als ideale Empfangsantenne wirkt, ins Gehirn. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Aggressivität und anschliessend Schlafstörungen sind unterdessen gut bekannte Folgen.“

Haben Sparlampen eine geringere Schaltbarkeit bzw. Lebensdauer?

Die Hersteller versichern, dass die Lebensdauer im Hausgebrauch nicht eingeschränkt wird. Neu entwickelte Facility-Sparlampen haben während der gesamten Lebenszeit eine unbegrenzte Schaltbarkeit und einen Quickstart. Diese Modelle besitzen eine Vorheizfunktion, die häufiges Ein- und Ausschalten erlaubt. Heute sind Sparlampen den Glühbirnen in dieser Hinsicht nicht mehr unterlegen.

Konventionelle Typen beider Lampensorten verkraften häufiges Schalten jedoch schlecht. Dazu ein Tipp: Bei Sparlampen sollte man auf Leuchtpausen von 2 bis 5 Minuten verzichten. Werden sie in nicht erkaltetem Zustand eingeschaltet, verkürzt sich die Lebensdauer.

Kaufmann:

„Da ist meines Wissens nichts dran. Man weiss sogar, dass die Lebensdauer viel länger ist. Es gibt eventuell Produkte, die anfälliger sind. Aber das ist eigentlich kein Problem.

Jakob:

Ja, das ist so. Häufiges Schalten verkürzt die Lebensdauer, zum Teil gewaltig.

Es gibt einwandfreie Tests von Ktipp und Kassensturz, die belegen, dass Sparlampen höchst selten auf die vom Hersteller angegebene Lebensdauer kommen.“

Sind Sparlampen problematisch in der Entsorgung?

Sparlampen enthalten Quecksilber (lässt die Lampe stärker leuchten) und gehören deshalb in den Sondermüll. Laut Herstellerangaben konnte diese Menge in den letzten Jahren von über 7 auf gut 2 Milligramm pro Lampe gesenkt werden. Sparlampen werden in Verkaufsstellen und auf Werkhöfen gesammelt und danach von Recyclingunternehmen entsorgt. Glas und Metallteile werden wieder verwendet und das Quecksilber und schadstoffhaltiges Leuchtpulver wird in Fässer verpackt und in Untertagedeponien gelagert. Finanziert wird dies durch die vorgezogene Recyclinggebühr von 50 Rappen. Gemäss einer Umfrage der Stiftung Recycling Schweiz bringen 74 Prozent der Haushalte verbrauchte Energiesparlampen in die Verkaufsstelle zurück oder zu einer öffentlichen Entsorgungsstelle.  Laut der SM Recycling AG, zuständig für die Entsorgung von Schweizer Sparlampen, würden pro Jahr 8-9 Millionen Stück anfallen. Entsorgt werden aber nur 5,8 Millionen. Das ergibt eine Rücklaufquote von 65%. Da die Schweiz für den Betrieb einer Verwertungsanlage zu klein ist, werden gebrauchte Lampen an ein Spezialunternehmen in Berlin weitergeleitet.

Gegner der Sparlampen behaupten, dass diese in Drittweltländern in ungenügender Weise rezykliert würden. Verfechter der Sparlampe führen ins Feld, dass bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, der derzeit häufigsten Stromquelle, ebenfalls massenhaft Quecksilber freigesetzt wird.

Kaufmann:

„Wir haben in den Leuchtmitteln viel mehr graue Energie als früher. Damals nahm man eine Glühbirne und machte noch einen Lampenschirm drum. Heute bestehen Lampen aus diversen Materialien. Das bindet mehr graue Energie als vor 50 Jahren. Das kann man nicht nur der Birne und dem Leuchtkörper anlasten. Auch ist es problematisch, dass wir Licht heute selten gezielt einsetzen“

Jakob:

„Die Entsorgung ist nur bis zur Sammelstelle gelöst. Für die Grosshändler ist Elektronikschrott eine begehrte Handelsware: Die erste Sammelstelle bekommt 50 Rp. pro Birne. Sie sucht sich den billigsten Abnehmer, um möglichst viel zu verdienen. Nimmt einer sie für 10 Rp., haben sie 40 Rp. pro Stück verdient. Der Beobachter schrieb, dass quecksilberverseuchte Stoffe in Fässern gelagert werden. Aber man darf doch den Mist nicht einfach in Fässer packen und irgendwo unter Tag verstecken. Quecksilber hat nämlich keine Halbwertszeit wie Uran.“

Von Hans-U. Jakob

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