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Da vergeht einem das Lachen

Da bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Die Schachtdekelantennen-Markierung nach Patent des Gemeinderats der Stadt Bern.

Veröffentlicht bei Gigaherz.ch am 23.10.2018

Am 4. März 17 stellte der Gemeinderat der Stadt Bern der Swisscom eine Rahmenbewilligung zum Einbau von 100 Mini-Mobilfunkantennen in Schachtdeckeln aus.
Da Sendeleistungen unterhalb von 6Watt ERP keiner Baubewilligung bedürfen, hätte die Bevölkerung von diesem Coup wohl nie etwas erfahren, wenn der Verein Gigaherz.ch beim Gemeinderat nicht interveniert und als dringende Massnahme die Kennzeichnung dieser Dolendeckel als Mobilfunkantennen verlangt hätte.


Bild oben: Die Strahlendetektive von Gigaherz.ch. am 17. Oktober 2018 unterwegs zusammen mit der Berner Zeitung. Links André Masson rechts Hans-U. Jakob. Zwischen Bärenplatz und Waisenhausplatz strahlt ein Schachtdeckel ganz bedenklich. 80cm über Boden mit 18V/m und 40cm über Boden mit 36V/m. Dies bei einer Frequenz von 2600MHz. Der amtliche Grenzwert für Daueraufenthalt bei dieser Frequenz beträgt 6V/m und nur für Kurzzeitaufenthalte 61V/m.

Die Fachleute von Gigaherz.ch liessen schon im März 17 den Gemeinderat wissen, dass 30cm über den Schachtdeckeln eine E-Feldstärke von 30V/m herrsche, welche etwa Säuglingen lebensbedrohlich werden könne, falls das Mammi unwissentlich den Buggy samt Baby darin, ausgerechnet über dem Schachtdeckel parkiere, um mit einer Bekannten längere Zeit zu plaudern. Höchst gefährlich könne die Situation auch werden, wenn von der Sanitätspolizei ein Herzschrittmacherträger (mit eingepflanztem Defibrilator) nach einem Verkehrsunfall ausgerechnet über einem strahlenden Schachtdeckel transportfähig gemacht werde.

Solche Schrittmacher interpretieren starke Mobilfunkstrahlung etwa als Kammerflimmern und beginnen höchst unpassend mit der Reanimation. Und überhaupt haben alle, die in der Nähe eines strahlenden Schachtdeckels arbeiten müssen, zum Beispiel in Strassencaffees oder etwa auch Marktfahrer und Blumenverkäuferinnen ein Anrecht darauf, zu wissen, wo sie sich nicht längere Zeit aufhalten sollten.

Item, die Rahmenbewilligung für den Einbau von 100 Bodenantennen, als Schachtdeckel getarnt, enthielt die Auflage, diese als Mobilfunkantennen zu kennzeichnen.


Was sich Swisscom zusammen mit dem Antennenhersteller Kathrein ausdachte, um dieser Auflage nachzukommen ist in obigem Bild festgehalten und zeigt überdeutlich die Uneinsichtigkeit und die Täuschungsabsicht dieser Leute. Eine lächerlich kleine Schrift von 8x3cm mit dem englischen Text «Do not stand» und einem Antennensymbol daneben.
Ohne Niederknien nicht entzifferbar und wer der englischen Sprache überhaupt mächtig, wird kaum erkennen können wieso er oder sie ausgerechnet hier nicht stehen soll. Vielleicht ist ja am Boden sitzen oder liegen erlaubt?
Sehen sie dazu nach in unserem Bericht vom 13. August 2018 unter https://www.gigaherz.ch/sommerlacher-2018-nr-1/

Immerhin hat der Gemeinderat der Stadt Bern dann diese Lösung doch nicht ganz akzeptiert und weil sich Swisscom und Kathein standhaft weigerten etwas Brauchbares zu kreieren, die Sache selber an die Hand genommen.


Bild oben: Bei dem was dabei herauskam bleibt einem das Lachen buchstäblich im Hals stecken. Zusammen mit Plaketten für die Schieber und Absperrhahnen für Wasser- und Gasleitungen wird jetzt an den Hausmauern auch noch eine Plakette für die Schachtdeckelantenne angebracht. Oben gelb für Gas, dann 3mal blau für Wasser und zu unterst grau für die Bodenantenne.

Der Clou am Ganzen auf diesem Bild sind wohl die Zahlen auf der grauen Plakette? 5.0 und 1.3 bedeuten, dass sich 5m (fünf Meter) links vom Betrachter und 1.3m von der Hausfassade entfernt eine Schachtdeckel-Antenne im Boden befindet.
Die Bodenantenne befindet sich nicht etwa im Schachtdeckel im Vordergrund links, sondern 5m entfernt links hinter dem Hydrant. Du heiliger Strohsack! Wie soll jetzt die Passantin oder der Passant erkennen, dass er seinen Buggy samt Baby auf einer Mobilfunkantenne parkiert, wenn die Hinweistafel 5m entfernt ist. Oder glaubt ihr etwa ein Sanitätspolizist, welcher sich um einen Schwerverletzten kümmert, hätte die Zeit im Umkreis von 5m zuerst nach einer grauen Plakette zu suchen, um sicherzustellen, dass er das in Todesgefahr schwebende Unfallopfer nicht zusätzlich noch auf einen strahlenden Dolendeckel bettet? Und welcher Nicht-Techniker kann sich unter diesen Zahlen schon etwas vorstellen?

Diese Sache hat nicht nur Gigaherz.ch auf die Palme gebracht, sondern auch noch die Redaktion der Berner-Zeitung, welche in ihrer Samstags-Ausgabe vom 20.Oktober 18 dieser Tragik-Komödie eine ganze Doppelseite inklusive Aufhänger auf der Frontseite widmete.


Bild oben: Die Berner Zeitung war dann noch so freundlich, beim Tiefbauamt der Stadt Bern für uns die Standorte der 36 bereits gebauten, als Schachtdeckel getarnten Bodenantennen ausfindig zu machen und in einer Grafik zu publizieren. Besten Dank!

Das Schlusswort in dieser Sache ist noch lange nicht gesprochen.

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Von Hans-U. Jakob

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