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Wilhelmines Busch-Telefon

Wilhelmines Busch-Telefon

24.11.2001

Ach, was muss man oft von bösen
Buben hören oder lesen
wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Marc und Moritz hiessen,
die, statt weise zu agieren
am Volk genau vorbei regieren,
über dessen Sorgen lachen,
sich darüber lustig machen.
Es anzuhören, geht zu weit
Dazu ist man nicht bereit.
Das ist freilich angenehmer,
ausserdem auch viel bequemer
Reklamierer zu verscheuchen,
„dummen“ Fragen auszuweichen
und auf all die vielen Klagen
hohle Worte nur zu sagen,

statt zur Antwort sich bequemen
und den Bürger ernst zu nehmen

Sieht man weiter in die Runde
gibt’s noch ein paar mehr im Bunde
einige für manches gut,
nicht vergessen: beide Ruth.
Die möchten ihre Ruhe haben,
genauso wie die Musterknaben.
Volkes Sorgen anzuhören
ist zu mühsam, würde stören.
Man zieht vornehm sich zurück
zuviel Sehen trübt den Blick.

Der Kaspar regelt die Finanzen
hei, der lässt die Puppen tanzen!
der sorgt dafür, dass Franken fliessen,
die die Bürger zahlen müssen
damit er hat, wenn man am Schluss
eine Airline retten muss.
Leider gab´s auch schon Gerüchte,
peinlich sehr war die Geschichte.
Düster war da Kaspars Miene
„Eine Frankenwaschmaschine?“
Statt solchem hinterher zu spüren,
ist’s besser, es zu ignorieren,
bis über diesen ganzen Mist
genügend Gras gewachsen ist.

Da haben sie es nun beschlossen
und einen grossen Bock geschossen,
dass drei weitere böse Buben
fürs Telefon in Schweizer Stuben
drei Netze haben zu erstellen,
das gibt doch neue Frankenquellen.
So kann ein jeder nun mit jedem
vom Nordpol bis zum Südpol reden,
Auf Bergeshöh’n, im tiefen Keller,
im Restaurant, beim Bündnerteller,
im Bus, im Zug, im Wald, am See,
in der Küche, am WC,
kann quasseln laut und angestrengt,
bis dass das Maul in Fransen hängt.

Die Orange-, Sunrise-, Swisscom-Meute
wittert schnell die fette Beute.
Wenn sie genügend Franken zahlen,
dürfen sie die Schweiz verstrahlen.
Gesundheit ist es nicht, was zählt,
Viel wichtiger, es bringt viel Geld!
Das sagen Kaspar, Moritz, Marc,
auch Philipp macht sich dafür stark,
der dem Volke müsste nützen,
Umwelt, Landschaft, Wald sollt‘ schützen,
machte dieses nicht mal halb
und tanzt jetzt mit ums gold’ne Kalb.

Die Franken fliessen ohne Ende
und Kaspar reibt sich froh die Hände.
Das Volk hat’s leider auszubaden
denn es leidet unter Schwaden,
die Antennen generieren.
Den Moritz tut das nicht genieren,
der ist ganz schnell ausgeflogen
und woanders hingezogen.

Sollen sie doch klagen, jammern,
wenn sie nachts in ihren Kammern
sich wälzen schlaflos in den Kissen
und unter Schmerzen leiden müssen.
Wer um das Recht auf Leben fleht,
wie dies in der Verfassung steht,
wird von Behörden weggewiesen
mit dürren Worten abgespiesen.
Dem Geld nur wird Respekt gezollt,
Die Hauptsach‘ ist, der Rubel rollt.

Die Politik, die Industrie,
so einig waren sie noch nie.
Sie haben einen Pakt geschlossen,
Gerichte schmettern unverdrossen
die Klagen ab, wie anbefohlen,
Mobilfunk bringt zu viele Kohlen.
Längst hat man alles kalkuliert,
die NIS-Verordnung konstruiert,
die zwar nicht das Leben schützt,
aber den Betreibern nützt.
Ein Stück Papier, das ist geduldig.
doch damit machen sie sich schuldig.
Menschen gibt’s genug auf Erden.
Was macht’s, wenn’s ein paar weniger werden?
Das Volk, mag es sich noch so sträuben
wird immer der Verlierer bleiben.

Doch irgendwann ist’s mal genug.
Wie war die Sache mit dem Krug?
Er geht zum Brunnen, bis er bricht,
die bösen Buben glaubten’s nicht.
Der Kaspar zählt grad die Milliarden,
das Volk stieg auf die Barrikaden,
mit Sensen, Gabeln, Flegeln, Stöcken
holt es heraus aus allen Ecken
die bösen Buben unverzagt
und hat sie aus dem Amt gejagt.
„Fort, ihr Lügen-Lumpenpack,
sonst stecken wir euch in den Sack!“

Sie flohen vor des Volkes Zorn,
Marc lief hinten, Moritz vorn,
und Kaspar stolpert hinterher,
der Geldsack war ihm viel zu schwer.
Er liess ihn steh’n und lief davon,
vergass sogar sein Telefon.
Die Damen sind schnell fort gesprungen
ihnen ist die Flucht gelungen.
Wo sie alle hingerannt,
blieb bis heute unbekannt.

Antennen wurden abgerissen,
die Handys alle weggeschmissen,
Die Lobby hat Reissaus genommen,
sonst hätte sie aufs Dach bekommen.
Das Volk hat sich halb tot gelacht
doch ich bin leider aufgewacht.

Hab’s nur geträumt, hier könnt ihr’s lesen,
es wär‘ ja viel zu schön gewesen.

Alle Rechte bei Wilhelmine Busch-von Telepon 2001

Von Hans-U. Jakob

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