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14 Jahre verplempert

Das Bundesamt für Energie und Swissgrid benötigten 14 Jahre um das Teilstück Lauerz der Höchstspannungsleitung Amsteg-Mettlen als nicht machbar abzuschreiben.
Mit diesem Arbeitstempo bekommen die weder die Netzengpässe, noch die Energiewende in den Griff.

von Hans-U. Jakob
Schwarzenburg, 21.2.2016

Das Schweizerische Höchstspannungsnetz ist 50 bis 70 Jahre alt und bedarf einer Erneuerung. Die 230kV-Leitung Amsteg-Mettlen (Gotthard bis Mittelland) wurde in den Jahren 1948/49 erbaut und erwies sich von Anfang an als Fehlkonstruktion. Für den Bau der Masten wurden Stahlrohre verwendet, die zuvor den Alliierten Truppen auf den Kriegsflugplätzen als sehr schnell verlegte, oberirdische Triebstoffleitungen zum Auftanken der Jagdflugzeuge gedient hatten. Also quasi aus Schrott.
Damit die Rohre nicht etwa von innen heraus rosten sollten, wurden diese mit dünnem Beton ausgegossen. Was sich im Laufe der Jahre als Irrtum erwies. Es rostete dadurch eher mehr als weniger.
Nach 50 Jahren sollte deshalb die Leitung komplett abgebrochen und neu erstellt werden.

Im Dezember 2001
erfolgte die Planauflage. So auch in der Gemeinde Lauerz. Die Eigentümerin der Leitung hiess unterdessen nicht mehr Atel, sondern Alpiq, deren CEO, Giovanni Lombardi für den bescheidenen Lohn von nur Fr. 8353.- arbeitete. Bei genauerem Hinschauen allerdings pro Tag. Was trotzdem nur gerade schäbige 1.9Millionen pro Jahr ausmachte.

Weil das Wohnhaus von Bergbauer B, wohnhaft in der Gemeinde Lauerz wegen der hohen Magnetfeldbelastung bereits unbewohnbar geworden war und er auf eigene Rechnung ein neues hatte bauen müssen, etwas weiter entfernt als das alte, das quasi unter der Leitung stand, erhob er gegen den Neubau der Leitung Einsprache. Dies mit technischer und juristischer Unterstützung der NIS-Fachstelle von Gigaherz.ch und moralischer Hilfe durch die Gemeinde Lauerz.
Um es vorweg zu nehmen, beide Einsprachen waren erfolgreich. Und dies ohne Beizug eines Anwalts.
Der Vorschlag der Einsprecher lautete: Die Leitung auf die andere Seite des Lauerzersees, unter die dortige Autobahn  verlegen. Die Einsprecher werden von den Strombaronen nur ausgelacht.

Lauerz2
Bild oben: Weiss eingezeichnet die strittigen 4.5km der Höchstspannungsleitung Amsteg-Mettlen von Ingenbohl bis Arth-Goldau durch die Gemeinde Lauerz. Auf den ersten Blich erkennbar, dass sich die gegenüberliegende Seeseite weitaus besser eignen würde, wo man die Leitung unter die dort bestehende Autobahn legen könnte.

Im März 2011 stand dann im Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in 3.Instanz (!), dass wegen der Schönheit der Landschaft welche im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung liegt,  nur eine Erdverlegung in Frage komme. [1] Wo sagt das Gericht nicht. Für ihre vorangegangenen Beschwerden an die nächst höhere Instanz liess man den Beschwerdeführenden jeweils nur gerade 30Tage Zeit, währen sich die Bundesämter und die Leitungsbetreiber pro Instanz gut und gerne 3 Jahre Zeit nahmen, um die Beschwerden abzuschmettern.

Im Verlauf des Jahres 2012 war die Leitung von Alpiq in den Besitz der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid übergegangen. Anstatt endlich die Erdverlegung der Leitung zu planen, versuchten Swissgrid und das Bundesamt für Energie die Bundesrichter auszutricksen.

Im Mai 2014 Wird eine von Swissgrid bestellte, horrend teure geologische Studie veröffentlicht, dass auf dem bestehenden Trasse, in den dortigen Felswänden eine Erdverlegung ganz und gar unmöglich sei. Was jeder normal begabte Westeuropäer auch gesehen hätte. Dazu braucht es keine akademischen Studien.
Die Studie muss kurz darauf dahingehend revidiert werden, dass eine neue Freileitung auch nicht mehr gebaut werden darf, da das ganze Gebiet rutschgefährdet ist und 2 Maste bereits bedenklich schief in der Landschaft stehen. [2] Mittels speziellen Notmasten, deren Fundamente zum Teil bis 20m tief in den felsigen Grund hinunterreichen, muss das Rutschgebiet mit überlangen Spannweiten (bis zu 600m) überspannt werden. Die Baubewilligung ist auf 2 Jahre beschränkt und läuft in diesem Mai ab, ohne dass indessen nur ein Bleistiftstrich am neuen Trasse ausgeführt wurde.
Züngelenfluh
Bild oben: Auf den ersten Blick erkennbar, dass in den Felswänden um die Züngelenfluh eine Erdverlegung von Hochspannungsleitungen kaum möglich ist.

Im Februar 2016: erlässt das Bundesamt für Energie eine 7-Seitige Verfügung, die Plangenehmigung von Mast 9476 (Ingenbohl) bis Mast 9493 Arth-Goldau) über eine Stecke von 4.5km durch die Gemeinde Lauerz sei aufzuheben und das Verfahren sei abzuschreiben. Es müsse eine andere Leitungsführung mit neuer Planauflage geplant werden.

Die Mast-Nummern von 9476 bis 9493 lassen den Schluss zu, dass nur noch die andere Seeseite mit der Autobahn in Frage kommt.
Dazu haben die Helden von Swissgrid und Bundesamt für Energie jetzt 14 Jahre verplempert. Schuld sind natürlich die Einsprecher, welchen man für den Weiterzug ihrer Beschwerden jeweils nur gerade 30Tage Zeit gelassen hatte. Denen muss mass man jetzt unverzüglich und absolut unabdingbar das Einspracherecht wegnehmen. Und dies per Gesetzesänderungen im Stromversorgungs- und Elektrizitätsgesetz. Was nochmals gut und gerne 2 Jahre dauern könnte. [3]

FAZIT: Mit diesem Arbeitstempo bekommen die Bundesbeamten die Netzengpässe und die Energiewende nie in den Griff. Aber wollen die überhaupt eine Energiewende? Der Bau von 2 neuen Atomkraftwerken im Mittelland, wäre doch so viel einfacher.

[1] https://www.gigaherz.ch/hochspannungsleitung-mettlen-amsteg/
[2] https://www.gigaherz.ch/swissgrid-debakel-in-lauerz-sz/
[3] https://www.gigaherz.ch/durchschaut/

Von Hans-U. Jakob

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