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Was heisst da „Verantwortung“ ?

Von Evi Gaigg, Vorstandsmitglied der Gruppe Jakob, 12.6.2001

Von interessierten Kreisen, dh. von der Industrie und der Politik wird in letzter Zeit immer öfter und mit immer mehr Druck versucht, dem Volk einzureden, die Mobilfunktechnik sei für die Entwicklung der Wirtschaft eine Notwendigkeit, für die eben gewisse Nachteile in Kauf genommen werden müssten.
Da wird vollmundig, auch von der durch die Industrie trefflich gesponserten Presse, von der volkswirtschaftlichen Verantwortung gesprochen, welche Kritiker und Gegner dieser lebensfeindlichen Technologie nicht wahrnehmen würden.
Wir hingegen haben ein Gewissen und dieses sagt uns, dass wir eine andere Verantwortung wahrnehmen müssen: nicht jene für den wirtschaftlichen Profit um jeden Preis, sondern jene für die Gesundheit und das Leben des Volkes und für eine intakte lebenswerte Umwelt. Selbstverständlich haben wir uns auch mit dem volkswirtschaftlichen Aspekt befasst und kommen zur folgenden kurzen Standortbestimmung:

Bisherige Erfahrungen und voraussehbare Folgen durch die „Segnungen“ der Mobilfunktechnik
1999 fand ein Kongress von Schweizer Psychiatern statt, an dem über eine Zunahme von 30% an psychischen Erkrankungen berichtet wurde. Eine Arbeitsgruppe sollte herausfinden, ob diese eklatante Zunahme im Zusammenhang mit der aktuellen Arbeitswelt steht. Ein solcher Zusammenhang konnte aber nicht festgestellt werden. Die Schlussfolgerung lautete: Man weiss nicht, woher diese rapide Zunahme kommt, es seien weitere Untersuchungen nötig. Zur Erinnerung: Die Werte sind speziell seit 1998, also kurz nach Einführung der drahtlosen Kommunikation so stark gestiegen.

Psychische Erkrankungen als Folge massiver Schlafstörungen haben rund um den Sender Schwarzenburg seinerzeit um das Vierfache zugenommen, sind jedoch seit Abbruch des Senders im Frühjahr 1998 verschwunden, diejenigen um den Sender Holzkirchen (Bayern) sind um das Achtfache gestiegen. In der Presse wird ausserdem laufend berichtet, dass die psychiatrischen Anstalten aus allen Nähten platzen, dass dort ein eigentlicher Notstand zu verzeichnen ist. Soviel zu den psychischen Erkrankungen. Hinzu kommen die vielen anderen Gesundheitsstörungen, wie sie erst seit Inbetriebnahme von Mobilfunksendern aufgetreten sind und an anderer Stelle schon mehrfach aufgezählt wurden, so dass sich eine weitere Aufführung hier erübrigt.

Die voraussehbaren volkswirtschaftlichen Folgen
Durch die lawinenartige Verbreitung des Mobilfunks und die daraus resultierenden gesundheitlichen Schäden ergeben sich

massiv steigende Gesundheitskosten und deshalb
fast ins Unerträgliche steigende Krankenkassenprämien
Arbeitsausfälle bis zur Arbeitsunfähigkeit und sich daraus ergebende Fürsorgeleistungen für Arbeitsunfähige
Steuerausfälle von Werktätigen, die nicht mehr arbeiten können und daraus folgende
sinkende AHV-Beiträge
Unfall-Leistungen für vermehrte Unfälle durch Stürze oder Auffahrunfälle wegen Unkonzentriertheit
Erhöhung der Unfallprämien und Auto-Versicherungsprämien als deren Folge Invalidität und daraus resultierende erhöhte Rentenleistungen
Wertverminderungen von Liegenschaften mit dto. verminderten Steuereingängen
Partnerschaftsprobleme und Zerfall von Familiengemeinschaften, als Folge der Belastungen, denen viele Menschen nicht mehr gewachsen sind, mit den entsprechenden finanziellen Konsequenzen
Umverteilung der Geldmittel (wo Geld fürs Mobiltelefonieren ausgegeben wird, fehlt es für andere Ausgaben)
Geldausgaben für Rechtsstreit Mobilfunkgeschädigter, das der übrigen Wirtschaft entzogen wird

Mangelndes Verantwortungsbewusstsein?
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie will lediglich aufzeigen, dass das volkswirtschaftliche Desaster, das neben viel Schmerzen und Leid entsteht, vorprogrammiert ist. Wieso Bundesrat, Behörden und Verantwortliche für das Volkswohl die Augen vor diesen Konsequenzen mit grosser Beharrlichkeit verschliessen, wird noch Gegenstand intensiver Diskussionen sein.

Jedermann möge die gravierenden Nachteile, die uns diese unausgereifte Technologie bringt, den angeblichen Vorteilen einer uneingeschränkten Kommunikation gegenüber stellen und sich sein eigenes Urteil bilden. Die Quittung für das kurzsichtige Denken unter völligem Ausserachtlassen der möglichen Konsequenzen, wird den eigentlich Verantwortlichen eines Tages präsentiert werden. Leider wird es aber das Volk sein, das die Zeche zahlt, wenn sich die Verursacher längst ihrer Verantwortung entzogen haben werden. Es wäre unser aller Pflicht, nicht nur uns, sondern auch den kommenden Generationen eine intakte Umwelt und eine wirtschaftliche Perspektive zu garantieren.

So stellen wir zum Schluss folgende Fragen: Wer nimmt hier nun wirklich welche Verantwortung wahr?

Die Politik mit ihrer Bereitschaft für die Erlaubnis eines schrankenlosen Ausbaus einer völlig unausgegorenen Technik?
eine Industrie, die sich nur um Millionen- und Milliardengeschäfte sorgt, sich aber um Folgen, auch um die volkwirtschaftlichen als Konsequenz der Schädigung des Volkes, einen Pfifferling schert?
eine Rechtssprechung, die sich bisher gegen alle demokratischen Rechte des Volkes als Erfüllungsgehilfe der Politik und der Wirtschaft erwiesen hat?
eine Presse, die ihre Fahne nach dem günstigsten, für sie profitabelsten Wind dreht?

Oder sind das solche Menschen, die die Gefahren für das Volk sehen, die ihre Arbeitskraft, ihre Freizeit im Kampf gegen eine wirtschaftliche und politische Übermacht einsetzen, keinen wie immer gearteten Profit daraus ziehen, sondern höchstens beinahe täglich Schwierigkeiten und Anfeindungen in Kauf nehmen? Sie sind es, die jene Verantwortung wahrnehmen, die die oben angeführten Stellen nicht tragen mögen. Eine Forderung für eine andere Verantwortung als diese, werden wir nicht erfüllen und lassen uns nicht mundtot machen.